Kommentar: Autofreier Tag light
■ Die Reduzierung auf die Lange Reihe demonstriert die Schwäche der SPD
Die Revolution findet nicht statt. Einen autofreien Tag, der den Namen verdient, wird es auch in diesem Jahr in Hamburg nicht geben.
Wie auch, in einer Stadt in der der Großteil der Medien regelmäßig Schlagloch-Kampagnen fährt und kaum ein wichtigeres Thema kennt als den Ausbau der Straßen; in der die mitregierende Handelskammer an erster Stelle neue Autobahnen fordert, die bürgerliche Opposition die Rücknahme von Tempo-30-Zonen verlangt und der Handel glaubt, nur überleben zu können, wenn die Kundschaft mit dem Wagen bis vor die Tür fahren kann. Zwar besitzen 30 Prozent aller Haushalte kein Auto, dafür besitzen 15 Prozent gleich zwei. Und fast die Hälfte all derer, die es weniger als fünf Kilometer weit zu ihrem Arbeitsplatz haben, fahren trotzdem mit dem Auto zum Job.
Schlechte Voraussetzungen für einen autofreien Tag, besonders einen Tag vor einer Bürgerschaftswahl, die denkbar knapp auszugehen verspricht; nach einem Wahlkampf, in dem die große Regierungspartei in der Defensive steht, wie selten zuvor. Mit der verängstigten SPD ist einfach kein richtiger autofreier Tag zu machen.
Dass das so ist, weist deutlich auf die Schwäche der alten Tante SPD hin: Sie hat ihr utopisches Potential eingebüßt, sie traut sich nicht zu führen, kann die Menschen nicht begeistern und lässt sich infolgedessen, von ihrer eigenen Angst vor dem Machtverlust hetzen wie der Hase vom Igel. Bei dem, was die SPD innenpolitisch und verkehrspolitisch versucht, wird die CDU immer sagen können: „Ick bün all do!“ Gernot Knödler
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