piwik no script img

KommentarFalsche Strategie

■ Warum sich Krista Sager und Ortwin Runde der Diskussion mit Schill stellen sollten

Der zum Politschreck mutierte Richter Ronald Schill konfrontiert seine Kritiker mit einem Dilemma, das am Donnerstagabend in Wilhelmsburg gut zu beobachten war.

Wenn sie sich argumentativ mit dem Außenseiter auseinander setzen, laufen sie einerseits Gefahr, ihn hoffähig zu machen. Die von Schill propagierte Abschreckungsjustiz, seine Forderung nach einer „Politik für die Mehrheit der rechtschaffenen Bürger“ – Wer definiert die? – und die latente Ausländerfeindlichkeit seiner Partei würden zu diskutablen Positionen. Der Schwerpunkt der allgemeinen politischen Debatte verlagerte sich nach rechts.

Verweigern sich Schills Kritiker hingegen der Debatte, spielen sie ihm ungewollt in die Hände: Indem sie seine Veranstaltungen stören, sei es auch noch so friedlich, nähren sie die Angst von Schills kleinbürgerlichem Klientel vor dem angeblich drohenden Chaos.

Ähnlich steht es mit der Weigerung der beiden Bürgermeis-ter Ortwin Runde (SPD) und Krista Sager (GAL), mit dem rachsüchtigen Richter zu diskutieren. In einem personalisierten Wahlkampf erweckt sie den Eindruck, SPD und GAL hätten ihrem Herausforderer am Ende gar nichts entgegenzusetzen – zumal sie ihm mit dem Brechmitteleinsatz und dem Ende des Stellenstopps bei der Polizei an wichtigen Punkten entgegengekommen sind. Überdies erzeugt sie bei vielen Menschen das Gefühl, ihre Probleme würden nicht ernst genommen.

Angesichts der immer besser werdenden Prognosen für Schill ist es an der Zeit, diese Strategie zu überdenken. Gernot Knödler

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen