Kommentar: Zurück in die Zukunft
■ Warum einfache Antworten bei grüner Suche nach neuem Profil nicht helfen
Das Ziel ist klar, die Wege sind verschlungen. Hamburgs Grüne wissen, darüber herrscht Einigkeit, dass sie nach der herben Wahlschlappe ein neues Profil finden müssen. Darin aber droht der Konsens sich auch schon zu erschöpfen. Es sind die einfachen Antworten, vor denen die GAL sich hüten sollte. Mit dem Rollenlassen einiger Köpfe, immer eine probate Forderung, wenn etwas schief läuft, ist es nicht getan. Die Diskussion muss tiefer gehen.
Die Grünen haben die Quittung bekommen für ihr mangelndes Profil in der Koalition mit der SPD. Zu enge Anlehnung an den großen Partner, eigentlich eine politische Binsenweisheit, nützt nur diesem. Da-raus folgt bislang nur eines: Eine Kurskorrektur nach rechts führt zum Schiffbruch. Denn das Original erhält noch immer den Vorzug vor dem Plagiat. Die Abgrenzung von den anderen, mithin der Beginn jeglicher Identifizierbarkeit, hat jedoch mancherlei Tücken. Das kraftvolle Prügeln des Rechtsblocks, eine verlockend einfache Antwort, ist in der Tat simpel. Das Problem besteht darin, die gedemütigten Sozialdemokraten beim fröhlichen Draufhauen noch zu übertreffen.
Auch kann die GAL nicht flugs mit der Begründung, sie unterliege ja keiner Koalitionsräson mehr, Positionen übernehmen, die zwei Jahre lang einzig der Regenbogen vertrat. Ohne Glaubwürdigkeitsverlust ginge das nicht ab.
Der Weg zurück in eine Zukunft mit enttäuschten ehemaligen Freunden mag manchen verheißungsvoll scheinen. Eine zu einfache Antwort aber wäre auch dies. Sven-Michael Veit
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