Kommentar: Geschwächter Gegner
■ Warum die SPD in den nächsten Monaten genug mit sich selbst zu tun haben wird
Die SPD will einen Neuanfang machen, hat aber niemanden zum Neuanfangen. Nach dem Abschied Ortwin Rundes zeigt sich jetzt, wie dünn die Personaldecke der Hamburger Sozialdemokratie wirklich ist. Bis zum Wahlabend hat man offenbar nur für den Siegesfall mit den alten Gesichtern Runde, Wagner und Konsorten geplant, die Schublade mit den Plänen für die Oppositionszeit ist leer. Und die alten Machtverhältnisse, auf die sich die SPD seit den 80ern gestützt hat, gelten nicht mehr.
Was die Partei jetzt erwartet, ist tatsächlich der Umbruch. Die Zeit der alten Kämpfer Jan Ehlers und Eugen Wagner und ihres Einflusses auf die Partei ist vorbei. Die beiden sind die einzigen, die noch an ihre innerparteiliche Macht glauben. Jahrelang haben sie die Strippen gezogen, haben Karrieren gefördert und versenkt, Seilschaften geknüpft und wieder gekappt. Das funktioniert heute nicht mehr – das hat der gescheiterte Versuch der beiden, Runde flugs zum Oppositionsführer zu ernennen, gezeigt.
Die SozialdemokratInnen neuen Typs haben mit diesen traditionellen Parteibeziehungen nichts mehr am Hut. Die Partei soll modern sein, das Vorbild ist der Bundeskanzler, Olaf Scholz sein Abbild vor Ort. Hier bilden sich die neuen Machtstrukturen, nicht mehr in irgendwelchen Kellern, wo vierschrötige Par-teischlachtrösser Verschwörungstheorien nachhängen.
Diesen Umbruch zu vollziehen, wird die SPD in den nächs-ten Monaten, vielleicht auch Jahren, beschäftigen. Die Rechtskoalition kann sich freuen. Sie hat einen geschwächten Gegner. Peter Ahrens
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