Kommentar: Größenwahn
■ Die Ausdehnung auf andere Bundesländer ist der Anfang vom Ende Ronald Schills
Eigentlich ist das noch gar keine richtige Partei, ungefestigt, instabil. Es ist die Selbsthilfegruppe eines Mannes, der damit seinen persönlichen aus gekränkter Eitelkeit gespeisten Rachefeldzug gegen das SPD-Establishment durchgezogen hat. Ronald Schill hat sein Ziel erreicht – mit einer Konsequenz, die ihm nicht sehr viele Leute zugetraut haben. Doch jetzt wird er größenwahnsinnig, und das wird ihm irgendwann das Genick brechen.
Schill gibt sich als Staatsmann, als gereifter Politiker, und wenn er sich auf Hamburg beschränken würde, könnte er diese Rolle sogar erfolgreich zu Ende spielen. Er würde Applaus nicht nur bei den Kleinbürgern einheimsen, sondern dann auch bei der Handelskammer und den Blankenesern – die bisher über ihn noch als unberechenbares Aufsteiger-Schmuddelkind die Nase rümpfen. Aber Schill will mehr, er will in ganz Deutschland reüssieren, und damit überfordert er sich und seine Partei.
Der Erfolg der Partei ist der Erfolg ihres Gründers. Gehätschelt von einigen Medien, begünstigt von der Stimmung gegen die Hanse-SPD, nach oben gebracht durch spezifische hamburgische Faktoren. Um woanders erfolgreich zu sein, bedarf es ähnlicher Steigbügelhilfen. Oder Schill selbst müsste wochenlang in Mecklenburg oder Rheinland-Pfalz wahlkämpfend Klinken putzen mit dem Effekt, dass ihm dann auch der eigene Laden in der Hansestadt um die Ohren fliegt, wenn er ihn nicht persönlich zusammenhält.
Schill ist ein Hamburger Phänomen – und in vier Jahren hat es sich wahrscheinlich erledigt.
Peter Ahrens
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