Kommentar: Gut versorgt
■ Warum die Stillosigkeit zum Wesen der Schill-Regierenden dazugehört
Alles eine Frage des Niveaus. Natürlich ist das stillos, wenn man der eigenen Freundin einen gut bezahlten Posten in der Behörde verschafft. Darüber muss überhaupt nicht diskutiert werden. Ob man das nun Filz nennt, Mauschelei, Vetternwirtschaft, Verquickung oder Begünstigung ist eine Marginalie und soll den Sprachwissenschaftlern überlassen bleiben.
Immer klarer wird, dass die Schill-Partei ihre Filzvorwürfe in Richtung SPD aus dem Vorjahr nur als wohlfeile Wahlkampfrhetorik benutzt hat. Wer „Filz“ ruft, kann immer sicher sein, ein entsprechendes Echo zu bekommen. Billigeren Beifall gibt es nirgends.
Der Schill-Truppe geht es selbstverständlich auch und möglicherweise zuallererst um Pöstchen, geht es um Versorgung – ob sie jetzt Nockemann, Mettbach, Adolphi, Gonska oder Rehaag heißen. Viele, die zuvor ein tristes Kleinbürger-Dasein fristeten, sind jetzt plötzlich Bezirks- oder gar Bürgerschaftsabgeordnete, haben den Finger am Abzug und die Hand am Hebel. Das ist nicht nur hervorragend fürs Ego, das ist auch eine prima Gelegenheit, etwas für später zu tun. Diese Gelegenheit muss man nutzen, man hat nur diese vier Jahre.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Personaldecke der Partei so dünn ist. Man hat nur eine Handvoll Leute unterhalb des Großen Vorsitzenden, die Führungsqualitäten haben und zudem noch einen Satz unfallfrei geradeaus sprechen können. Wem die Alternativen in der Partei fehlen, der greift dann auch mal zur eigenen Lebensgefährtin. Schon peinlich.
Peter Ahrens
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