Kommentar: Hilflos bequem
■ Warum die Kulturbehörde im Streit um die Kammerspiele selbstbewusst sein müsste
Dankbarkeit ist schön. Macht aber auch hilflos, wie man am aktuellen Zwist um den ästhetischen Gehalt des Kammerspiel-Umbaus sehen kann. Denn die Diskussion erstarrt schon seit Wochen auf einem beängstigend urwaldkapitalistischen Niveau.
Mantra-artig wiederholt die Kulturbehörde seit Beginn des Streits, man sei ja so froh, dass Unternehmer Jürgen Hunke das marode Haus überhaupt saniere, und der Geldgeber bestimme eben die Optik. Ganz schleichend ist die Behörde damit auf genau jenen Neoliberalismus eingeschwenkt, den kritische Kulturschaffende stetig zu bekämpfen suchen. Fast scheint es, als erschüfe sie ihre eigene totale Hilflosigkeit erst durch das permanente Evozieren. Spielräume für Mitgestaltung wurden wohl nicht ernsthaft gesucht.
Eine greinende Haltung, auf die etwa Kunsthallen-Direktor Uwe M. Schneede, durchaus auf Sponsoring angewiesen, niemals verfiele; er verbäte sich jede Einmischung in Ausstellungs- oder Ankaufspolitik. Aber seine Sponsoren versuchen dies auch gar nicht. Weil sie souverän genug sind, die – ihnen vielleicht fremden – Gesetze der gesponserten Institution zu respektieren.
Eine Souveränität, die man auch vom Erbpächter eines Privattheaters von historischem Wert erwarten könnte. Deshalb sollte die Kulturbehörde diese Kongruenz von finanzieller und ideeller Generosität von Hunke, der sich gern als „Mäzen“ bezeichnet, deutlich einfordern. Stattdessen manövriert sie sich immer weiter in die eigene Hilflosigkeit hinein. Vielleicht aus reiner Bequemlichkeit. Petra Schellen
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