piwik no script img

KommentarDenunziantentelefon

Verpfeifen statt helfen

Bremerhaven prescht vor. Ausgerechnet Westdeutschlands Armenhaus profiliert sich mit Maßnahmen zur Diskriminierung von Armen. Mit seiner Denunzianten-Nummer hat der Sozialdemokrat und -dezernent Wilfried Töpfer den Bremer Stichwortgeber Karl Uwe Oppermann (CDU) locker rechts überholt: Der wollte den Anschwärzern zumindest ein Outing abverlangen und damit die Hürde etwas höher hängen.

Klar, jedes Anrecht kann man auch missbrauchen. Gegen den „Sozialhilfemissbrauch“ geht Bremerhaven jetzt schon vor: Mit Sozialamtsmitarbeitern im Außendienst. Die bringen mit ihren Kontrollgängen Einsparungen. Damit nicht genug: Mit der Schmarotzer-Hotline demonstriert Töpfer, dass ihn Stammtischparolen von Faulenzer-Debatte bis Effenberg-Diskurs mehr beschäftigen als 5.000 Minderjährige, die in seiner Stadt unter ärmlichen Bedingungen leben. Davon sind in der Sozialhilfe-Hochburg ganze Stadtviertel geprägt. Wenn der Sozialdezernent dort offensiv das Denunziantentum fördert, kann das Klima kippen. Ulrike Bendrat

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen