piwik no script img

Kommentar zur WohnungswirtschaftAlte Fehler nicht wiederholen

Uwe Rada
Kommentar von Uwe Rada

Recht haben sie, die Lobbyisten der landeseigenen Wohnungswirtschaft und die Vertreter der Degewo: Berlin braucht neue Wohnungen und preiswerte obendrein. Lange genug hat vor allem Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) das Mantra vom angeblichen Mietermarkt vor sich hergetragen. Wer eine Wohnung sucht, weiß: Die Frau wird immer lebensfremder.

Zur Bodenhaftung gehört aber auch die kritische Rückschau. Gerade erst bekommen die Mieter der Fanny-Hensel-Siedlung zu spüren, was Neubau - zumal "sozialer Wohnungsbau" - einmal war: eine Gelddruckmaschine für die Baumafia. "Bau auf, bau auf", lautete die Devise, und vor allem: Baut nicht so billig. Den Preis zahlte lange das Land, nun sollen ihn die Mieter zahlen.

Wenn schon Neubau, dann also richtig. Nur: Was ist das? Die Degewo etwa schlägt vor, auf verbilligten Grundstücken des Landes zu bauen. Doch was bekommt das Land im Gegenzug? Belegungsrechte? Barrierefreies Wohnen? Auf diese Fragen bleibt die Degewo die Antwort bislang schuldig.

Gut möglich, dass die landeseigenen Gesellschaften also vor allem einen Wettbewerbsvorteil vor der Konkurrenz wollen - um unter anderem ihre Schulden abzubauen. Das aber rechtfertigt keine Subventionierung - und bringt auch keinen bezahlbaren Wohnraum.

Fazit: Der Mietermarkt ist tot. Neubau ist wichtig. Die Debatte aber hat gerade erst begonnen. Und Baugruppen und Genossenschaften müssen als Akteure ebenso dazugehören wie die landeseigenen Gesellschaften.

Degewo will neue

Wohnungen bauen -->

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Uwe Rada
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!