Kommentar zur Reform des Finanzsektors: Lobbysieg der Banken
Das Gutachten der Bankenkommission zeigt: Auch die nächste Finanzkrise wird nicht die Banken treffen, sondern den Steuerzahler.
D ie nächste Finanzkrise kommt - davon sind selbst die Banken überzeugt. Unklar ist nur, wann sie kommt und was die Krise auslöst. Eine Inflation? Ein Zinsschock? Die Immobilienblase in China?
Die nächste Krise wird erneut teuer werden - auch darin sind sich alle einig. Es blieb die Frage, wer dann für die Milliardenschäden zahlt. Wieder die Steuerzahler? Oder können die Banken diesmal für sich selbst einstehen, weil sie genug Eigenkapital haben?
Jetzt ist die Antwort überdeutlich: Auch die nächste Krise wird nicht die Banken treffen, sondern die Steuerzahler. Am Montag hat die unabhängige Bankenkommission in Großbritannien ihr Gutachten vorgelegt, wie der britische Finanzsektor zu reformieren ist. Das Ergebnis ist enttäuschend. Die wesentliche Empfehlung lautet, dass die britischen Banken künftig "hartes Kernkapital" von 10 Prozent vorhalten sollen. Übersetzt: Die Londoner Banken dürfen sich weiterhin enorm verschulden, um mit Krediten zu spekulieren. Sie unterscheiden sich kaum von Hedgefonds.
Der Bericht der britischen Bankenkommission war strategisch entscheidend, weil London noch immer der führende Finanzplatz Europas ist. Hier werden die Wettbewerbsbedingungen für alle anderen Investmentbanken diktiert. Und die Chancen standen nicht schlecht, dass sich Großbritannien zu radikalen Maßnahmen durchringen könnte.
Denn das Land wurde durch die Bankenkrise hart getroffen: Zwei Großbanken mussten teilweise verstaatlicht werden, die Rettungsprogramme bringen den Staatshaushalt an den Rand des Ruins. Trotz dieser Katastrophe hat die Lobbymacht der Banken in London triumphiert. Es war ihr dritter Sieg: Zuvor hatte sie sich schon in den USA und bei der europäischen Kommission durchgesetzt. Jetzt bleibt nur Warten - auf die nächste Finanzkrise.
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