piwik no script img

Kommentar zur Partie SocialisteIrrelevanz par excellence

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Die französischen Sozialdemokraten sind programmlos und individuelle Eitelkeiten verhindern, dass die Partei wieder auf Augenhöhe mit der Gegenwart agieren kann.

S o wie die größte französische Oppositionspartei gegenwärtig aufgestellt ist, braucht sich Nicolas Sarkozy - falls er kandidiert - keine Sorgen um seine Wiederwahl bei den nächsten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2012 zu machen: Die Partie Socialiste (PS) ist programmschwach, innerlich vielfach gespalten, Opfer akuter Abwanderungstendenzen und durch widersprüchliche Karrierepläne konkurrierender SozialdemokratInnen gelähmt.

Lange war die missliche Lage der PS ein innerfranzösisches Problem. Doch seit den Wahlen zum Europaparlament, bei dem die PS mehr als die Hälfte ihrer Abgeordneten verlor, ist auch für die europäische Öffentlichkeit sichtbar, dass die französische Sozialdemokratie zahnlos geworden ist.

Auch die Hoheit über bestimmte politische Anliegen ist die PS verlustig gegangen. Ihr Lieblingsthema aus früheren Oppositionszeiten - die Kapitalismuskritik - befindet sich heute fest in den Händen der radikalen Linken. Und als glaubwürdige reformistische und realpolitische Alternative links von Sarkozy gilt jetzt eher das rechtsliberale Modem.

Die PS Partei steckt zwischen Baum und Borke. Ihre Schicksal erinnert an die andere linke Partei in Frankreich, die am Kriegsende die Größte des Landes war: die KPF. Sie fiel einerseits ihren eigenen Widersprüchen, andererseits der "tödlichen Umarmung" durch die Sozialdemokratie zum Opfer, die sich François Mitterrand für sie ausgedacht hatte.

Nach dem De-facto-Verschwinden der KPF könnte als nächstes die PS an der Reihe sein. Wie dereinst KPF sorgten heute bei der PS sowohl interne als auch externe Faktoren für den Niedergang. Von außen drückt die "Öffnungspolitik", die sich Sarkozy ausgedacht hat. Von innen höhlen Mangel an politischer und wirtschaftlicher Fantasie sowie persönliche Eitelkeiten die Partei aus.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!