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Kommentar zur FlüchtlingspolitikPlatz auf dem Traumschiff

Jean-Philipp Baeck
Kommentar von Jean-Philipp Baeck

Dass eine Millionenstadt wie Hamburg Zelte für Flüchtlinge aufstellt, ist beschämend, aber passend zur bundesdeutschen Flüchtlingspolitik.

D er aktuelle Anstieg der Flüchtlingszahlen klingt dramatisch – oder vielmehr soll er wohl dramatisch klingen: 25 Prozent mehr Menschen, die nach Deutschland kommen. „Fremde“, für die Bremen eine neue Sammelunterkunft anmieten und Hamburg sogar Zelte aufstellen muss. Wenn Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zudem erklärt, dass die Menschen, die aus Serbien und Montenegro fliehen, nur aus niederen, ja wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kommen, dann weiß der deutsche Michel: Das Boot ist voll.

Dabei ist es schlicht beschämend, dass eine Millionenstadt wie Hamburg meint, von ein paar hundert Menschen überfordert zu sein. Und skandalös, dass Sinti und Roma, die in Serbien und Montenegro verfolgt und diskriminiert werden, auch im reichen Deutschland keinen Schutz finden – weder vor der Kälte, die ihnen in ihren Bruchbuden am Rande von Belgrad droht, noch vor rassistischer Hetze. Auch die Großstadt Bremen sollte es schaffen, sich um 20 oder 30 Leute im Monat mehr zu kümmern. Klar ist das schwierig, wenn seit Jahren die Kapazitäten abgebaut wurden, um Flüchtlinge aufzunehmen. Weil Deutschland es seit der faktischen Abschaffung des Grundrechts auf Asyl in den 90er-Jahren ja tatsächlich geschafft hat, Asylsuchende draußen zu halten. Hamburgs Zelte passen gut zu dieser Flüchtlingspolitik, die auf Abschreckung setzt.

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Jean-Philipp Baeck
Investigativreporter
stv. Ressortleiter Reportage & Recherche. /// Zuvor: Produktentwickler der taz im Netz, Chef vom Dienst der taz nord in Hamburg, Redakteur und Volontär der taz in Bremen. /// Seit 2011 Journalist bei der taz, mehrere Jahre zudem auch beim Norddeutschen Rundfunk NDR. /// Soziologe und Kulturwissenschaftler, Studium in Bremen und Melbourne. /// Herausgeber von "Rechte Egoshooter - Von der virtuellen Hetze zum Livestream-Attentat", Ch. Links Verlag 2020, mit Andreas Speit /// Rainer-Reichert-Preis zum Tag der Pressefreiheit 2024 /// Threema-ID: UWSDA226 /// PGP Fingerprint: 3045 4A0E 6B81 226A A64E 0790 36BF 9C3A 6EC6 5D1F
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2 Kommentare

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  • M
    Meta

    Ungefähr so viel wie Sie vermutlich. Ich nehme an, dass Herr Baeck seine Einnahmen ordnungsgemäß versteuert. Und einen Teil davon gibt der Staat für notleidende Menschen aus.

     

    Mehr wird von Ihnen auch nicht erwartet. Einfach ordnungsgemäß Steuern zahlen reicht völlig.

  • J
    Johnny

    Wieviel % seines Einkommens hat der Autor Jean-Philipp Baeck für die leidenden Sinti und Roma gespendet?