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Kommentar zur EinwanderungspolitikDie Deutschen wollen Einwanderung

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Große Teile der Gesellschaft befürworten eine verstärkte Einwanderung von Fachkräften. Die Bundesregierung könnte sich daran ein Beispiel nehmen.

D ass die Migrationsforscher um Klaus Bade bei der Vorstellung des Jahresgutachtens ihres Sachverständigenrats eine mutigere Einwanderungs- und eine offenere Flüchtlingspolitik fordern, das darf man erwarten. Überraschend aber ist die Meinung der Bevölkerung zu diesen Forderungen, die die Forscher am Mittwoch ebenfalls präsentierten: Große Teile der Bevölkerung unterstützen die Meinung der Experten. Sie befürworten eine verstärkte Einwanderung von Fachkräften und mehr Solidarität mit Flüchtlingen.

Die Bevölkerung ist also weiter, als die Angstdebatten der vergangenen Wochen und Monate vermuten ließen. Vor allem aber ist sie weiter als die Bundesregierung. Denn von dort kommt herzlich wenig in Sachen moderner Einwanderungspolitik.

Das liegt vor allem an der Union, die - trotz aller Fortschritte - weiter in einer grundsätzlichen Abwehrhaltung gegenüber Einwanderung gefangen ist. Mit Verweis auf die Arbeitslosigkeit hierzulande blockiert sie notwendige Reformen: den Abbau bürokratischer Hürden, die Senkung des vorzuweisenden Jahreseinkommens, die Einführung eines Punktesystems. Dabei zeigen zahlreiche Studien, dass die Einwanderung von Fachkräften nicht die Arbeitslosigkeit erhöht, sondern neue Stellen schafft. In der Bevölkerung scheint sich - trotz gegenteiliger Unions-Rhetorik - diese Erkenntnis langsam durchzusetzen.

Bild: Anja Weber
Sabine am Orde

Sabine am Orde ist stellv. Chefredakteurin der taz.

Das aber heißt nicht, dass sich die Deutschen generell für eine verstärkte Einwanderung aussprechen. Sie wollen nützliche Migranten; zudem können politisch Verfolgte auf Solidarität hoffen. Hier scheinen weite Teile der Bevölkerung offen für Reformen zu sein. Würde sich die Union daran ein Beispiel nehmen, wäre schon etwas gewonnen.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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12 Kommentare

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  • F
    Fortschritt?

    Mehr Solidarität gegenüber Flüchtlingen wäre nur zu begrüßen. Unerträglich, wie manche Leute die Augen davor verschließen, wenn andere Menschen aus Verfolgungsgründen nach Deutschland kommen (wollen). Unerträglich, wie mit Flüchtlingen in Deutschland (bzw. in der EU) häufig politisch umgegangen wird: Wenn man es als Flüchtling - dank Drittstaatenregelung u.ä. Asylverhinderungsmechanismen - überhaupt noch nach Deutschland schafft, folgt daraus in der Regel ein (z. T. jahrelanges) Leben ausgegrenzt in Lagern irgendwo am Arsch der Welt, Unterstützungsleistungen deutlich unterhalb des offiziellen Existenzminimums und andere humanitäre Nettigkeiten mehr.

     

    Passenderweise behauptet man dann „mangelnden Integrationswillen“ ...

     

    Ansonsten geht es sicherlich um wirtschaftliche Menschenverwertungsinteressen von Politik, Industrie - und Bevölkerung - wie „Florentine“ das auch schon angemerkt hat. Alles für den "Standort Deutschland" - im Zeitalter der globalen Konkurrenz darf sich hier dann ausnahmsweise sogar mal jemand aus dem Ausland vernützlichen!! Hurra!!!!

     

    @Dave: Machen Sie sich nicht so viele Sorgen über den geistigen Zustand der taz-LeserInnen: Viele, die hier solche Postings abliefern, wie Sie sie kritisieren, dürften eher irgendwelche Trolls aus der rechten bis extrem rechten Ecke sein, die hier über die Kommentarspalten eine vermeintliche kulturelle Hegemonie für Ihre Sichtweise der Dinge vorspielen wollen.

    Sieht man m. E. schön an Formulierungen wie "Linksschurken", "Wir Deutschen möchten keine weiteren Einwanderer", weil „die“ sind ja alle generell gewalttätig etc.

     

    Zum Hintergrund:

    http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/wer-ist-die-neue-rechte

     

    http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/was-ist-ethnopluralismus

  • F
    Franzi

    @Dave: ach, wissense, mal ehrlich, wie schaut es denn mit Ihrer persönlichen Solidarität aus den armen Menschen in Deutschland gegenüber? Den Millionen Kindern und deren Eltern, die arm sind, den Menschen, die auf die Tafeln und Kleiderkammern angewiesen sind, den Menschen gegenüber, die aufgrund der von SPD/GRÜNEN eingeführten Niedrigstlöhne trotz Vollzeitarbeit noch aufs Amt zum Betteln müssen...Na, mal ehrlich? P.S: 11 % der deutschen Bevölkerung gelten als arm.

    Ansonsten sollten Sie mal reflektieren, was sie unter "rechts" und "menschenverachtend" verstehen.

  • D
    Dave

    Erschreckend, wieviele Leute, d.h. taz-Leser, mit rechten und menschenverachtenden Aussagen um sich werfen. Man sollte alle Menschen nach Deutschland einwandern lassen, unabhängig ihres Bildungsstandards. Das gebührt die Solidarität und das menschliche Mitgefühl.

  • F
    Florentine

    Der sogenannte 'Sachverständigenrat' auf seiner Internetseite über seine 'Herkunft': "Der Sachverständigenrat geht auf eine Initiative der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung zurück. Ihr gehören acht Stiftungen an. Neben der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung sind dies: Bertelsmann Stiftung, Freudenberg Stiftung, Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Körber-Stiftung, Vodafone Stiftung und ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius".Na, alles klar?

    P.S.: wieso eigentlich klärt 'uns' offiziell die bananenrepublikanische Presse nicht über die Verfasser solcher 'Studien' auf? Weil sie grad so schön ins eigen Weltbild passen? Statt dessen werden wir mit 'Schlagzeilen' erschlagen.

  • FB
    Franz Beer

    Ich bin der Meinung das gerade jetzt wo die ,,Sarazzin-Debatte,,bischen abgeflacht ist,der aufgeklärte Bürger und die Politik den Mut ergreifen sollte das Einwanderungsgesetz vollkommen zu Reformieren.Diese Islam-phobie die von der Rechten Seite Alljählich wieder kurz vor den Wahlen ins Spiel gebracht wird,schadet Deutschland Kurz u Langfristieg.Im Moment wandern mehr Menschen aus als ein.Diese Angst vor Fremden liegt Tief verwurzelt in der CSU CDU Mentalität.Wenn dann noch der Islam dazukommt, dann bricht in Friederichs Augen das Abendland zusammen.Bloß nicht über dem Tellerand schauen,und das Wort Einwanderung kann Wählerstimmen der Stammtische kosten.Langfristig ein Absolutes Eigentor für Deutschland.

  • M
    Michl

    Alles Lüge. Jede Statistik ist nur so gut wie man sie selbst fälscht. Wir Deutschen möchten keine weiteren Einwanderer, weder gebildete noch Flüchtlinge. Wir Deutschen sind jetzt schon mit dem Gewaltpotenzial der zugereisten meist Russen, Kasachen und auch den meisten anderen Bevölkerungsgruppen überfordert. Wir wuchsen hier in Deutschland in Sicherheit und ohne größere Gewalt auf und sind dann entsetzt wenn Bevölkerungsgruppen mit großer in ihrem Land Herrschenden Brutalität und Gewalttätigkeiten uns auf die Schnauze hauen.

  • A
    abys

    Einwanderung, gerne!

    Mit einer neuseeländischen Willkommen-Mentalität

    und nach neuseeländischen Qualitätsstandards.

    Punktesystem für berufliche Qualifikation, Sprachkenntnisse, Alter etc.

  • M
    Münchhausen

    Alles klar, die Mehrheit der Deutschen wollen mehr Zuwanderung.Ist denn schon wieder der erste April?

    Diese Studie wurde von Lobbyisten und gewissen Interessenvertretungen gelenkt.

    Wer dieses Ergebniss wirklich für voll nimmt und genau dieser Ansicht ist, lebt einfach fern der Realität.

     

    Dafür sprechen zwei Dinge,

    zum einen ist diese Zuwanderung von der Industrie gewünscht, da die deutschen Akademiker zu teuer sind und man so günstige Lohnsklaven aus dem Ausland rekrutieren kann,

    zum anderen zeigt es sich daran, dass eine Horde von gut gebildeten Menschen Deutschland verlassen aufgrund der wideren Umstände.

    Wen wunderts, es gibt ja auch keine Anreize um unsere Fachkräfte hier zu halten.

    Stattdessen wird immer nach neuen Fachkräften aus dem Ausland gerufen.Das ist doch mehr als paradox dieses Verhalten.

    Dazu dann noch Solidarität mit den Flüchtlingen aus Nordafrika, damit wäre der geringqualifizierten Bereich auch abgedeckt und der Zeitarbeitsfirmen wirds freuen.

     

    Ausserdem, bis wohin soll dieses Land noch an Population wachsen?

    Es gibt auch eine Alternative, Deutschland schrumpft sich gesund, da würden sich mir spontan viele Vorteile draus ergeben...

  • F
    franziska.qu

    Wenns nicht schon zu gähnen wäre mit der Frau Am Orde..."Deutschen wollen Einwanderung.. Große Teile der Bevölkerung...". Naja, auf der einen Seite bin ich vor dem Hintergrund dieser Behauptungen dann auch für die Zulassung einer Volksbefragung und eines Volksentscheides zu diesem Thema. Für die taz und Frau Am Orde kann dabei ja nix mehr schief gehen. Also... ich will die Abstimmung!Andererseits können Studien alles sagen, was gewünscht wird. Hüstel, hüstel, die wissenschaftlichen Gütekriterien, Sie wissen schon...Releabilität, Validität und Objektivität...wie schaust bei der Studie damit eigentlich aus?

  • KA
    Kölle Alaaf

    Der Artikel ist eine linksgewirkte Lüge, 40 Jahre Zuwanderung haben unser Land erst in die missliche Lage von heute gebracht und Fachkräfte sind zu 85% aller Fälle auch nicht zugewandert. Es wandern zudem jedes Jahr tausende Fachkräfte ab. Das Deutschland der neuen Linksschurken geht an seiner eigenen Unfähigkeit zu Grunde. Vielmehr sollte man sich mit dem Scherbenhaufen der vor einem liegt beschäftigen, als noch weiter Öl ins Feuer zu gießen.

  • G
    GWalter

    Eigentlich ist es ganz einfach.

     

    Die Türken wollen keine Deutschen werden und die Deutschen wollen keine Türken werden !!

     

    Dazwischen gibt es die Möglichkeit des Zusammenlebens in Deutschland, aber nur zu unseren Bedingungen !!

     

    Wir können ebenfalls nicht in andere Länder ausreisen und diesen dann die Deutschen Gegebenheiten aufzwingen, sondern wir müssen uns der dortigen Kultur und Gepflogenheit anpassen.

     

    Zuerst einmal sollte jede Regierung dafür sorgen, dass es in der eigenen Bevölkerung nicht so viel Armut gibt wie bei uns !!

     

    Arbeitnehmer und Rentner werden bis aufs Blut ausgebeutet von den Etablierten, wie CDU, FDP, SPDund GRÜNE !!!

     

    Wer hier in Deutschland die Ausländer priorisieren möchte der soll aufstehen und sich melden...gewählt wird der auf jeden Fall nicht mehr !!!

  • L
    Libertiner

    Große Teile der Gesellschaft sind eben bekloppt ! Erst meckert man über Lohndumping und dann will man mehr Einwanderer für die Industrie! Warum hat die Industrie zu wenig Deutsche zu Fachkräften ausgebildet? Zu teuer? Weil die direkt einsatzfähige mit Höchstleistung braucht? Junge Menschen mit 25-jähriger Berufserfahrung? Komisch, dass man die Zeitarbeiter in Kürze ausbilden kann.Wo sind eigentlich die Unternehmer geblieben, die außer Profit machen, auch noch ein wenig deutsch sind ? Die gehen in diesem "Raubtiersystem" scheinbar kaputt-, weil sie zu anständig sind.