piwik no script img

Kommentar zum LeistungsschutzrechtSie haben es verdient

Daniel Bouhs
Kommentar von Daniel Bouhs

Der Newsaggregator Rivva schaltet wegen des LSR Zeitungen aus dem eigenen Angebot ab. Das dürfte den Verlagen nicht unbedingt gefallen.

J etzt also geht es los: Das Internetangebot wird reduziert. Die deutsche Netzpolitik des Jahres 2013 arbeitet jedenfalls fleißig gegen die Vielfalt an, nicht zuletzt, weil viele etablierte Politiker noch immer eine bemerkenswerte Ahnungslosigkeit an den Tag legen, wenn es ums Digitale geht.

Dass sie inzwischen mit einem Tablet-Computer unterm Arm durchs Parlament schlendern, heißt eben nicht, dass sie diese Technologie Neuland auch wirklich durchdrungen haben. Das zeigt vermutlich keine Entscheidung so eindrucksvoll wie das Leistungsschutzrecht für Presseverlage, das am Donnerstag in Kraft tritt.

Das Leistungsschutzrecht soll Verlage unterm Strich in die Lage versetzen, im Netz auch dann irgendwie Geld zu verdienen, wenn sie ihre Leser nicht dazu verpflichten wollen, für den digitalen Journalismus zu bezahlen. Dafür sollen ausgerechnet die in die Pflicht genommen werden, die ihren Besucherstrom auf die Verlagsseiten lenken: Dienste wie Rivva, die per Algorithmus die Nachrichtenlage sondieren.

Wer Rivva nutzt und mehr wissen will als bloß die Überschrift und den Anriss einer Story, kommt nicht umhin, auf die Selektion zu klicken. Er landet dann da, wo Verlage Nutzer haben wollen, um sie mit Werbung und Abo-Angeboten zu berieseln: auf ihren eigenen Seiten.

Das Gesetz ist vage, wenn nicht gar schlampig formuliert. Was Verlage letztlich daraus machen können, ist noch völlig unklar. Rivva hat sich allerdings entschlossen, kein Risiko einzugehen. Etwa 650 Quellen, darunter viele Portale deutscher Lokalzeitungen, fließen nicht mehr in den Angebotsmix ein. Nur wer freiwillig erklärt, vom neuen Gesetz keinen Gebrauch zu machen, bleibt dabei.

Die Aggregatoren, die nur einen Bruchteil der ursprünglichen Veröffentlichung erwähnen, um Orientierung zu schaffen – so wie ja auch in Kiosken Gedrucktes ausliegt und nicht erst nach Bezahlung ausgehändigt wird – führen den Verlagsportalen also keine Leser mehr zu. Damit schadet das Gesetz letztlich denen, die sich die neuen Regeln gewünscht haben. Sie haben es verdient.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Daniel Bouhs
Daniel Bouhs berichtet neben der taz auch für ARD-Sender, den Deutschlandfunk und Fachmagazine über Medien, Datenschutz und Netzpolitik.
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • T
    thogo

    Und noch ein "schönes" Ergebnis: Konkurrenten zu Google werden es in Zukunft noch schwerer haben die kritische Masse zu erreichen. Google kann es sich - aufgrund seiner Masse - erlauben alle rauszukicken die sich nicht einverstanden erklären. Das kann sich halt kaum einer erlauben. Für kleinere Anbieter gilt das nicht. Das ist eine Meisterleistung: Den Schwung der Gegner (Verlage) für den eigenen Profit nutzen. Bei Google arbeiten halt doch die Schlaueren :-)

    • H
      HoBeWe
      @thogo:

      Tja, BILD hat es auch erkannt und sich mit Google verbündet und elegant die Konkurrenz geblendet die wirklich dachten Bild kämpft für sie. Bwahaha