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Kommentar zum LandesentwicklungsplanDas Versagen der Planer

Uwe Rada
Kommentar von Uwe Rada

Bei der gemeinsamen Landesplanung hat sich Berlin von Brandenburg über den Tisch ziehen lassen.

Manchmal erfährt man ja erst in der Fremde, wie schön es zu Hause ist. Wer in Paris nicht nur den Louvre besucht, sondern auch den Siedlungsbrei in der Île de France, weiß das Grün in und um Berlin zu schätzen. Auch deshalb ist Berlin eine lebenswerte Metropole.

Das kann sich ändern. Tritt der Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg in Kraft, würde nicht nur der Speckgürtel immer fetter. Auch die Verkehrsbelastung würde steigen, schließlich sind neue Gewerbeflächen nicht nur entlang der S-Bahn-Achsen möglich, sondern überall dort, wo keine "geschützten" Grünflächen" existieren. Damit wird die "grüne Wiese" tatsächlich zur Idylle auf Abruf.

Angesichts dieser Planung stellt sich natürlich die Frage: Warum? Haben Berlin und Brandenburg nicht immer darauf hingewiesen, dass es in der Region, anders als etwa zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein, eine "gemeinsame Landesentwicklungsplanung" gibt?

Das stimmt, die Frage ist nur, was "gemeinsam" bedeutet. Dieser Plan jedenfalls trägt die Handschrift der Umlandgemeinden und Landkreise. Damit wird Brandenburgs Schwenk auf den Speckgürtel als Motor einer gemeinsamen Region auch planungsrechtlich umgesetzt.

Was das für den ländlichen Raum bedeutet, muss Matthias Platzeck nun den Bewohnern der Prignitz erklären. Berlins Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer dagegen muss sich fragen lassen, was all die Pläne zur Stärkung der Innenstadt wert sind, wenn auf der grünen Wiese munter neue Wohnparks entstehen.

An der "gemeinsamen" Landesplanung hat Berlin offenbar nur noch wenig Anteil.

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Uwe Rada
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.
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1 Kommentar

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    Karl Bold

    Es kann eigentlich nicht im Interesse von Berlin liegen, wenn der Mittelstand vor schlechten Schulen, Straßenkriminalität und Hundehaufen in das Umland flüchtet und in der Stadt Singles und die sozial Schwachen zurück bleiben. Entmischung und Steuerausfälle wären die Folgen. Hat die Senatorin das alles ernsthaft bedacht?