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Kommentar zum Kita-TarifkonfliktStreikziel verfehlt

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Verdi hat es nicht geschafft, im Tarifkonflikt den Frauenberuf „Erzieherin“ aufzuwerten. Die Verärgerung der Streikenden ist nachvollziebar.

Vier Wochen haben ErzieherInnen gestreikt – mit magerem Ergebnis. Foto: dpa

W ochenlang hatte die Erzieherin von allen Plakaten herab verkündet: „Richtig was wert!“ Seit Dienstag steht fest: So richtig viel wert sind Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen in unserer Gesellschaft noch nicht. Ihr primäres Ziel, den Frauenberuf „Erzieherin“ endlich aufzuwerten, haben die Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi nicht erreicht. Es war daher richtig, dass die Basis den Schlichterspruch abgelehnt hat.

Dabei standen die Zeichen am Anfang gar nicht schlecht. Gerade in den Kitas ist die Nachfrage an qualifiziertem Personal enorm gestiegen, seit die Kita nicht mehr als Verwahranstalt, sondern als frühpädagogische Förderstätte gilt. Dass mit neuen Aufgaben die Bezahlung steigen muss, dagegen hatte niemand etwas einzuwenden. Die ErzieherInnen waren zu über 90 Prozent bereit, dafür in den Arbeitskampf zu ziehen. Moralisch bekamen sie viel Zuspruch – Eltern erklärten sich solidarisch, Vizekanzler Sigmar Gabriel klopfte den Streikenden verbal auf die Schultern. Politischen Rückhalt bekamen sie nicht.

Bessere Einkommen im „Sozial- und Erziehungsdienst“ müssen vor allem die klammen Kommunen tragen. Diesem Umstand trugen die Schlichter Rechnung: Eine breite Aufwertung soll es nicht geben. Einzelne werden belohnt – besonders berufserfahrene ErzieherInnen (und damit langjährige Gewerkschaftsmitglieder). BerufseinsteigerInnen müssen sich mit 20 bis 30 Euro netto zufrieden geben. Sozialarbeiterinnen sind ganz raus.

Wenn die Gewerkschaften das Ergebnis annehmen, hätten sie einen Teil ihrer Mitglieder verkauft, um nach einem kräftezehrenden Arbeitskampf ein gesichtswahrendes Ergebnis vorweisen zu können. Dafür haben aber die wenigsten gestreikt. Dass sie weiter kämpfen wollen, ist folgerichtig. Damit „richtig was rauskommt“.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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5 Kommentare

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  • Entwickelt die Basis der Gewerkschaft ein Eigenleben?

  • Das Ergebnis zeigt doch was den Deutschen ihr soziales Miteinander Wert ist. Nämlich nichts. Wir sind ein Staat der Wertschöpfenden, im kapitalistischen Sinne. Das es Lebenswert gibt, der über den hirnlosen Dauerkonsum hinausgeht, das ist leider immernoch zu wenigen klar. Es wird Zeit diesen Streik in dei Politik zu tragen und es wird Zeit dass der Herr Gabriel endlich mal das "S" in SPD in den Mittelpunkt rückt, anstatt sie der Wirtschaft an den Hals zu werfen.

    • @Spider J.:

      im Grunde kann man C-D-S aus den Parteikürzeln streichen-die deutschen Politiker sind weder christlich,noch demokratisch, noch sozial !

  • Der letzte Teil des Artikels stimmt so nicht ganz.

    Sozialpädagogen sollten auch mehr Lohn bekommen, allerdings nur bis SuE S12. Ein Sozialpädagoge im Jugendamt, welcher im ASD Tätig ist und die Garantenstellung innehat, schaut hingegen mit seiner S14 Einstufung in die Röhre. Schlimmer noch, auf Stufe 3 beträgt der Unterschied im Brutto zwischen S12 und S14 mit der neuen Regelung nur noch 20€. Wer bürdet sich bitte für diesen mageren Unterschied den Stress und die Verantwortung eines Jobs im ASD auf?

     

    Bedenken sollte man auch, dass der überwiegende Teil der ErzieherInnen nicht in Vollzeit Arbeiten dürfen weshalb ein magerer Lohnanstieg von 2% für Berufseinsteiger keinen wirklichen Mehrwert bringt und mit Anerkennung hat solch ein Tarifvorschlag erst recht nichts zu tun.

     

    Aber was erwartet man, wenn man Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg als Schlichter für Ver.di wählt. So hat man den Bock zum Gärtner gemacht. Arbeitgeber- bzw. Kommunenfreundlicher konnte man nicht verhandeln.

  • die leute habennicht begriffen dass Verdi out ist, gestern ein Warnstreik für der UNI KLinik Giessen, einige Leute mit Plastikkitteln standen rum rauchten und tranken Cafe, ein aufgestellte BOx servierte Dröhnende Musik, keine Aussagen warum man warnstreikt, ich habeieenen angesprochen, was diese Musik soll und was der Anlass des Warnstreiks ist-gehn sie weiter war die Antwort, nach c 1h wars vorbei Angestellte der Klinik, räumten dann den Müll werg und kehrten den den Vorplatz tja wenn man solche Streiks abhält, ist das nur verschwendet Zeit!