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Kommentar zu Strauss-KahnWer ist das Opfer?

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Es gibt Zweifel an der Version des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers. Das eröffnet ganz neue Interpretationen des Falls Strauss-Kahn.

D er Fall des angeblich erzwungenen Oralsex des Ex-IWF-Chefs Strauss-Kahn mit einer jungen Hotelangestellten nimmt eine dramatische Wendung: Das Klischee der hart arbeitenden und unbescholtenen Alleinerziehenden hat Risse bekommen. Derzeit steht die Frau mit Herkunft aus Guinea in Westafrika eher als kriminelle Migrantin da denn als Opfer einer Vergewaltigung; und es stellt sich die spannende Frage, welche Folgen das hat.

Die Frau hat Medienberichten zufolge die Behörden über ihre Vorgeschichte belogen und nach dem Vorfall im Hotelzimmer mit einem Freund darüber am Telefon gesprochen, inwieweit sich aus dem Geschehen Geld schlagen ließe. Bis Redaktionsschluss am Freitagspätnachmittag gab es aber noch keine Informationen, aus denen sich schließen ließe, dass die Frau auch gelogen hat über den konkreten Vorfall - den angeblich erzwungenen Sex im Hotelzimmer des ehemaligen IWF-Chefs. Auf der Kleidung der Angestellten wurden Spermaspuren von Strauss-Kahn gefunden. Der 62-Jährige erklärt diese mit "einvernehmlichem Sex" - und hat damit ein mindestens so großes Glaubwürdigkeitsproblem wie das mutmaßliche Opfer.

Prozesse in den USA sind auch Schlachten um Images von Tätern und Opfern. Doch das Gericht sollte sich strikt an den Vorgang selbst halten. Falls am Ende der Vorwurf des erzwungenen Sex wegen der Ungereimtheiten rund um die Person des Opfers heruntergestuft werden sollte auf ein minderschweres Vergehen und Strauss-Kahn nur mit einer Geldstrafe belegt würde - dann wäre das eine schlechte Lösung.

Barbara Dribbusch ist Redakteurin für Soziales im taz-Inland-Ressort.

Sex ist entweder erzwungen oder einvernehmlich. Es gibt kein Dazwischen. Egal, wer daran beteiligt ist.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).

9 Kommentare

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  • BJ
    Botho Jung

    B.Jung

     

    "Sex ist entweder erzwungen oder einvernehmich - es gibt kein dazwischen". Offensichtlich hat die Schreiberin noch nie davon gehört, daß für viele gerade das "dazwischen" besonders reizvoll ist. Müssen die jetzt alle ins Gefängnis ? Und dürfen "nicht nur mit einer Geldstrafe belegt werden" wie es die Autorin wünscht. Alice würde es sicher gefallen.

  • V
    vic

    Mir erscheint das Ganze zu widersprüchlich, und einer kleinen Hotelangestellten kann man viel anhängen- wenn man will und die Mittel hat.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass "sie" so hingrissen von dem hübschen Kerl war. Wahrscheinlicher scheint mir:

    Da war sich einer seiner Machtposition bewusst.

    Und ich mag einfach nicht akzeptieren, dass wer die Macht hat, auch über das Recht gebietet.

  • UP
    U. Pliete, Berlin

    "und hat damit ein mindestens ebenso großes Glaubwürdigkeitsproblem wie das mutmaßliche Opfer" Das mag so sein. Aber die Grundbedingung eines Strafprozesses bleibt, dass die Anklage die Schuld des Angeklagten beweisen muss, nicht der Angeklagte seine Unschuld. Dass gilt auch beim Vorwurf der Vergewaltigung und auch, wenn auf der einen Seite eine arme schwarze Frau und auf der anderen Seite ein reicher weißer Mann stehen. Jemanden nur aufgrund von Sym- oder Antipathien für etliche Jahre hinter Gitter zu schicken - sorry, no way.

  • E
    Efes

    "Sex ist entweder erzwungen oder einvernehmlich. Es gibt kein Dazwischen. Egal, wer daran beteiligt ist."

     

    Sicher. Aber da das mutmaßliche Opfer die einzige Belastungszeugin ist, läuft alles auf ihre Glaubwürdigkeit vor einer Grand Jury heraus.

     

    Und da machen sich Lügen bei der Immigration, bei der Steuer und Verbindungen zu Drogenkriminalität und Geldwäsche nunmal sehr schlecht. Vor allem wenn man sich vorher als streng gläubige Muslima präsentiert hat.

     

    Kann doch gut sein sie ihm Sex für Geld angeboten? Sowas tun Frauen nachweisbar.

  • N
    nanikk

    Im Gegensatz zu Frau Diallo hat Herr Strauss-Kahn kein Glaubwürdigkeitsproblem, denn er wurde nicht beim Lügen erwischt, sondern bei sexueller Ausbeutung. Solange unsere Gesellschaft den Verzicht darauf nicht einfordert - und die massive Ausweitung unserer Pornoindustrie sowie die zunehmend stärkere Institutionalisierung der Prostitution zeigen deutlich, dass wir dazu nicht bereit sind - kann ihm das also nicht vorgeworfen werden.

  • F
    Frieder

    "Sex ist entweder erzwungen oder einvernehmlich. Es gibt kein Dazwischen. Egal, wer daran beteiligt ist."

     

    Das ist ein markiger Satz. Wenn er bloß stimmen würde! Siehe zum Beispiel Julian Assange. Als ob man sich nicht über die Praktiken streiten könnte. Und als ob es nicht diverse Grauzonen in der Empfindung gibt, genötigt zu werden.

     

    Aber das hat vielleicht nichts mit dem Fall Strauss-Kahn zu tun. Klar kippt jetzt die Rolle der Frau als Opfer. Aber das ist sowieso von der Emanzipation zu erwarten - sonst würde sie nicht wirklich stattfinden.

  • T
    Tonka

    "Sex ist entweder erzwungen oder einvernehmlich. Es gibt kein Dazwischen."

    Ein schönes Statement. Natürlich totaler Quatsch. Es gibt hunderterlei Abstufungen zwischen erzwungenem und einvernehmlichem Sex, getreu dem Motto "Halb zog sie ihn, halb sank er hin". Aber das rührt an Dogmen des Feminismus, und die sollte man heutzutage besser nicht angreifen, wenn man nicht zum Außenseiter in dieser Gesellschaft werden möchte.

  • DL
    Dani Levi

    hier ein link zur NYT in neuesten Dingen DSK

    http://www.nytimes.com/2011/07/02/nyregion/new-yorkers-and-french-await-latest-dominique-strauss-kahn-legal-turn.html?hp

     

    vernichtender Artikel zu der Frau. Sie hat eine Erpressung besprochen......

  • M
    Miriam

    "Der 62-Jährige erklärt diese mit "einvernehmlichem Sex" - und hat damit ein mindestens so großes Glaubwürdigkeitsproblem wie das mutmaßliche Opfer."

     

    Soll vorkommen. Worin besteht das "mindestens so große" Glaubwürdigkeitsproblem?