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Kommentar zu AlleinerziehendenBitte lauter jammern!

Kommentar von Alke Wierth

Warum sollen sich Alleinerziehende immer an das Arbeitsleben anpassen und nicht umgekehrt? Kürzere Arbeitszeiten bei Löhnen, von denen sich trotzdem noch leben lässt - das wäre der richtige Ansatz.

Alleinerziehende sind öfter arm, öfter krank, öfter seelisch in Not als andere - und ihre Lage verschlimmert sich immer noch. Das ist bestürzend - ebenso wie die Tatsache, dass das zu ändern niemanden wirklich interessiert. Alleinerziehende wissen, dass es genau zwei Arten gibt, wie auf Klagen ihrerseits reagiert wird. Die eine lautet: "Aber du machst das doch alles ganz super!" - und beendet so jedes weitere Gespräch. Die andere: "Ach, ihr Alleinerziehenden jammert immer so gerne!" - und hat den gleichen Effekt.

Es ist wenig erstaunlich, dass sich die Reaktionen auf die alarmierende Entwicklung vor allem darauf beziehen, wie man Alleinerziehenden durch mehr Kinderbetreuungsangebote mehr Anpassung an den Arbeitsmarkt ermöglichen kann. Das mag ja gut gemeint sein - doch es ist der falsche, der feige Weg.

Wer Alleinerziehenden - und anderen Eltern - ein entspanntes Leben mit Arbeit und Kindern möglich machen will, muss umgekehrt das Arbeitsleben an deren Bedürfnisse anpassen. Und das heißt: kürzere Arbeitszeiten bei Löhnen, von denen sich trotzdem noch leben lässt.

Arbeitgeber, die das bieten, sind immer noch sehr selten. Und die letzte Politikerin, die in dieser Zeitung die Einführung der 30-Stunden-Woche für alle forderte, war die Marxistin Lucy Redler - und die ist selbst den GenossInnen von der Linkspartei zu links.

Als Alleinerziehende kann man sich da eigentlich nur wünschen, dass es möglichst noch mehr von uns gibt. Ja, und leider möglichst auch noch immer kränker. Denn eins ist aus Erfahrung sicher: Erst wenn der wirtschaftliche Schaden, der durch das Alleinlassen Alleinerziehender entsteht, mehr Kosten verursacht als vernünftige und lebbare Lösungen, wird es solche geben. So lange gilt: Bitte möglichst laut weiterjammern!

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Kolumnistin taz.stadtland
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2 Kommentare

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  • BK
    bruno kraft

    Die Situation von Alleinerziehenden ist meist miserabel, keine Frage.

    Nur warum wird nicht problematisiert, warum es so viele Alleinerziehende, meist Mütter gibt. Es gibt heutzutage keine Zwangsläufigkeit mehr, dass nach Trennung ein Elternteil vom Alltagsleben seiner Kinder ausgeschlossen wird (gemeinsames Sorgerecht).

    Wenn sich mehr Eltern wie "Erwachsene" verhalten würden, d.h. nach Trennungen nicht ihre Beziehungsschädigungen auf Kosten ihrer Kinder austragen würden, sondern im Sinne ihrer Kinder handeln würden, die keinesfalls, nur weil sich die Erwachsenen nicht verstehen, einen Elternteil entzogen bekommen wollen, wäre ein Großteil dieses

    "Alleinerziehendenproblems" gelöst.

    Ja, viele Alleinerziehende jammern über eine Situation, die sie sich unnötigerweise selbst schaffen.

  • S
    Strübchen

    Falsch ist der Glaube daran, dass sich irgendetwas ändern wird, wenn der Kostenfaktor den Nutzen überragt. Richtig ist: Es wird sich etwas ändern, wenn genügend Frauen den Männern das Alleinerziehen überlassen würden. Die machen nämlich die Politik, auch wenn sie für ihre Anliegen jetzt vermehrt Frauen in den Ring schicken. ;-)

     

    Meine Forderung ist also, laßt Männer alleine erziehen (arme Kinder).