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Kommentar von Susanne Memarnia zum neuen AnkunftszentrumDie grundsätzliche Kritik bleibt

Susanne Memarniaist Redakteurin für Arbeit und Migration.

Dass der Hangar im ehemaligen Flughafen Tempelhof als Ankunftszentrum für Flüchtlinge nun endgültig passé ist, ist durchaus zu begrüßen. Seit er vor über zwei Jahren eröffnet wurde, weisen Flüchtlingsinitiativen darauf hin, dass man Menschen in riesigen Flugzeughallen nicht würdig unterbringen kann. Zwar musste dort seit Weihnachten nur noch im Ausnahmefall jemand schlafen, aber auch das Ausweichquartier in der Kaserne in Spandau war wegen des schlechten Gebäudezustands alles andere als optimal.

Die grundsätzliche Kritik an Ankunftszentren bleibt jedoch bestehen. Zum einen: Was soll überhaupt das Verschieben der Flüchtlinge von einem Heim ins nächste? Erst ein paar Tage Ankunftszentrum, dann ein paar Wochen Erstaufnahmeeinrichtung (mit Vollverpflegung), dann in die Gemeinschaftsunterkunft (mit Küchen zur Selbstversorgung).

Eigentlich hätte das Ankunftszentrum, das es erst seit September 2016 gibt, die Erstaufnahmeeinrichtungen überflüssig gemacht. Denn der Gesetzgeber sagt nur, „bis zu sechs Wochen“ müssen Asylbewerber „in der für ihre Aufnahme zuständigen Aufnahmeeinrichtung“ wohnen. Das heißt, sie könnten schon nach ein paar Tagen direkt in eine Unterkunft umziehen, wo sie kochen und sich wenigstens etwas freier fühlen könnten.

Nahe am „Ankerzentrum“

Kritisch zu hinterfragen bleibt auch ganz grundsätzlich die Idee eines Zentrums, in dem alle Behörden und Organisationen versammelt sind, die für Asylverfahren zuständig sind. Das mag praktisch sein, doch der Verdacht liegt nahe, dass es auch darum geht, die Asylbewerber schön beisammen und unter Kontrolle zu halten – Stichwort Seehofers „Ankerzentren“. Die will der Senat eigentlich nicht, heißt es immer – und Ankunftszentren seien keine Ankerzentren, da sie eben nicht für das ganze Verfahren gelten.

Aber: Immer mehr Asylverfahren dauern in der Tat nur noch wenige Tage. Das Interview beim Bamf kommt inzwischen oft schon wenige Tage nach der Registrierung – und manchmal auch kurz danach schon die prompte Entscheidung. Gerade Berlin ist hinsichtlich dieser „Schnellverfahren“, die man so nicht nennen will, bundesweiter Vorreiter. Zeit, sich einen Anwalt zu suchen, sich vernünftig beraten zu lassen, vielleicht Atteste beizuholen, die eine Traumatisierung bestätigen, haben Flüchtlinge in diesen Schnellverfahren nicht. Flüchtlingsinitiativen fordern daher, die Asylverfahren wieder zu entschleunigen. Verwaltungstechnisch mag Effizienz höchstes Gut sein, menschenrechtlich gesehen ist ein gerechtes, gründliches und objektives Verfahren wichtiger.

Die Menschen erst einmal ankommen lassen, ihnen Zeit geben, sich zu sammeln, sich Rat und Hilfe zu holen, sie nach ein paar Wochen dem Bamf für das Interview „zuführen“, und ihnen dann direkt eine gescheite Unterkunft statt der Erstaufnahmeeinrichtung geben – so könnte Berlin leicht beweisen, dass es wirklich gegen Ankerzentren ist und das Ankunftszentrum nicht die erste Stufe auf dem Weg dorthin sein soll.

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