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Kommentar von Malene Gürgen über die Stimmung in HamburgErfolgsaussichten gestiegen

Noch am Anfang der Woche sah es grau aus in Hamburg. Grau war der Himmel und grau war die Perspektive der G20-Gegner: Die Camps verboten, die ganze Stadt unter Kontrolle der Polizei, und an den Vor-Demonstrationen gegen den Gipfel in den letzten Wochen hatten jeweils höchstens ein paar Hundert Menschen teilgenommen. Es sah ganz danach aus, als würde die Strategie der politisch Verantwortlichen, so lange Verbote zu verhängen und Polizisten zu verteilen bis auch der letzte Demonstrant frustriert aufgeben würde, von Erfolg gekrönt sein – und die Proteste gegen den Gipfel weit weniger erfolgreich werden, als es monatelang erwartet worden war.

Die meisten Verbote gibt es immer noch, und auch die Polizisten in der Stadt werden nicht weniger, sondern mehr. Dennoch hat sich die Stimmung geändert: An der Demonstration am Mittwochabend nahmen mindestens 11.000 Menschen teil, die fröhlich tanzend durch die Straßen zogen. Und im Altonaer Volkspark bauten die eintreffenden Gipfelgegner am Donnerstag im strahlenden Sonnenschein ihre Zelte auf – dass es schnell mehr als die am Mittwoch offiziell genehmigten 300 wurden, schien die Polizei zumindest bis Redaktionsschluss nicht mehr zu stören.

Angesichts der vielen noch bevorstehenden Ereignisse ist klar: Die Stimmung kann sich ebenso schnell wieder ändern wie das Wetter in Hamburg. Doch jetzt schon steht fest: Die Polizei hat den Demonstranten mit ihrem mehr als ungeschickten Vorgehen in den ersten Tagen dieser Woche letztendlich einen großen Gefallen getan. Ein Camp zu stürmen und biertrinkende Menschen mit Wasserwerfern von der Straße zu räumen – das stößt auch weit jenseits der linksradikalen Szene auf Unverständnis und Kritik. Gut möglich, dass das die Teilnehmerzahl insbesondere bei der Bündnisdemonstration am Samstag ordentlich nach oben treibt. Scheint dann dort auch noch die Sonne, könnten die Proteste doch noch ein richtiger Erfolg werden.

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