Kommentar (vgl. auch S. 22): Tatort Sozialamt
■ Gewalt hier, Beschwerden dort
Es gibt wohl wenige Arbeitnehmer, die trotz – oder gerade wegen – 4,2 Millionen Arbeitlosen im Land so wenig um ihre Jobs beneidet werden wie Mitarbeiter des Sozialamts. Dort sitzen die vermeintlich Schuldigen, das System; die, die nicht oder zu spät oder zu wenig zahlen. Dort wird geschrieen, geheult, getobt; dort werden Messer gezückt und wird mit Knarren hantiert. Angesichts dessen wird es allerhöchste Zeit, daß die Mitarbeiter im Umgang mit Gewalt geschult werden und ihnen zur Seite gestanden wird, wenn es brennt.
Doch halt! Trotz – oder gerade wegen – ihrer bemitleidenswerten Lage sind auch einige Sozialamtsmitarbeiter alles andere als barmherzige Märtyrer im marodierenden Sozialstaat. Auch unter ihnen sind viele, die sich benehmen, wie man sich auf deutschen Ämtern eben oft benimmt; als hätten sie nicht mit in ihrer Existenz bedrohten Menschen, sondern mit Aktenzeichen zu tun.
Während die drinnen über hysterische Ausfälle und Gewalt klagen, versuchen die draußen oft genug, sich mit Dienstaufsichtsbeschwerden oder vor Gericht endlich Gehör zu verschaffen. Bleibt außer der wohl überflüssigen Feststellung, daß man angesichts der wachsenden Klientel doch bitte wenigstens im Sozialamt ein paar zusätzliche Stellen zu schaffen hätte, nur der ebenso banale Appell: Ob leere Kassen oder nicht - Rechtsanspruch bleibt Rechtsanspruch. Also zahlt, und zwar rechtzeitig! Jeannette Goddar
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