Kommentar (vgl. Seite 26): Jugend gestrichen
■ Ursachen sind Nebensache
Jugendliche werden immer krimineller. Das hat zumindest ein ressortübergreifender Bericht zu Tage gefördert. Politiker aller Couleur schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Die einen fordern ein härteres Durchgreifen der Polizei, die anderen setzen lieber auf „Hilfe statt Strafe“. Nur über die Ursachen macht sich offenbar niemand so recht Gedanken.
In dieser Stadt wird alles zusammengestrichen, wovon Jugendliche profitieren. 1987 gab es in Bremen beispielsweise noch 20 Spielhäuser. Zehn Jahre später, 1997, waren es nur noch elf. Angesichts dieser Zahlen wirkt das Versprechen von Jugendsenatorin Tine Wischer (SPD), bis 1999 die Spielhäuser und Freizeitheime vor dem Rotstift zu bewahren, wenig tröstlich. Und wer einmal einen Blick in die Freizeitheime gewagt hat, wird feststellen, daß die schäbige Einrichtung nicht gerade zum Verweilen einlädt.
Erst seit letztem Jahr liegt eine umfassende Analyse vor, welche Angebote Spielhäuser und Freizeitheime überhaupt machen und was daran geändert werden müßte. Trotzdem kommt in Bremen nichts voran: Freizeitheime könnten zu Eigenbetrieben und damit attraktiver gemacht werden, hatten die Grünen zum Beispiel gefordert. Wen wundert es da noch, wenn das Angebot völlig an den Interessen und Bedürfnissen der Jugendlichen vorbeigeht und sie als Aufenthaltsort die Straße vorziehen. Kerstin Schneider
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