Kommentar (vgl. Seite 22): Grüne Denkverbote
■ Die Grünen kranken an der SPD
Kommen die Grünen in die Jahre und kriegen dafür als Quittung ihren Generationenkonflikt? Vermutlich nicht. Was da als „Jung“ Auftritt, hat zu wenig gemeinsame politische Substanz. Mehr als das spätpubertäre Buh-Bild vom „Alt-68er“ eint die „Jungen“ nicht.
In Wahrheit ist es, wenn schon, auch der zweite Generationenkonflikt. Die Gründungsidee für die Grünen kam von Herbert Gruhl, geboren 1921. Ihn kennen die „Jungen“ schon nicht mehr. Er erlebte die Studentenrevolte 1968 als strammer CDU-Mann. Erst ihre „zweite“ Generation hat die Grünen in eine babylonische Gefangenschaft zur linkssozialdemokratischen Tradition gebracht. Wenn die „Jungen“ diese Fessel sprengen, dann ist das eine Chance.
In Bremen, zum Beispiel. Daß die Grünen sich an die SPD binden, bindet die CDU an die SPD – solange eine andere als eine große Koalition für sie nicht denkbar ist. Das ist fatal – für Bremen und für die Grünen. Sie müssen schleunigst die Denkblockade gegenüber der Partei ihres Gründungsvaters aufgeben. Wenn sie auch nur den Versuch unternehmen wollen, die große Koalition zu sprengen, müssen sie eine Position formulieren, die auch der CDU klarmacht: Es gibt eine Alternative zur großen Koalition.
Mit Jens Eckhoff macht übrigens einer bei der CDU Politik, der in dieser zentralen Frage weniger Denkverbote kennt als die „alten“ Grünen. Klaus Wolschner
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