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Kommentar über die klagefreudige AfDVerdammter Rechtsstaat!

Die AfD streitet sich in sieben Verfahren am Landgericht Bremen. Das zeugt von ihrer autoritären Grundausrichtung und verstopft die Justiz.

Hier gibt es Jura-Nachhilfe für AfDler, die das mit dem Rechtsstaat noch nicht so begriffen haben Foto: dpa

Ist aber auch ärgerlich: Da will man in den eigenen Reihen hart durchregieren, Abweichler rausschmeißen und unliebsame Meinungen unterdrücken – und dann geht das nicht, weil man sich auch noch an Gesetze und lästige Formalia wie das rechtliche Gehör halten muss. Dieser verdammte Rechtsstaat! Frank Magnitz und Thomas Jürgewitz (beide AfD) wirkten bei mehreren Verhandlungen vorm Landgericht in dieser Woche wie Schüler, die beim Rektor vorsprechen müssen, weil sie nicht mal die einfachsten Regeln des Zusammenlebens kapieren.

Dabei entpuppt sich die AfD abermals (gab es da noch Zweifel?) als undemokratisch, wenn man vor Gericht mitbekommt, wie wahl- und grundlos mit Ordnungsmaßnahmen, Ausschlussverfahren und Klagen der Vorstand um sich wirft: Unliebsame Meinungen innerhalb der eigenen Reihen werden unterdrückt – wohlgemerkt bei vollem Bewusstsein, dass Ausschlussverfahren unrechtmäßig und Klagen juristisch nicht haltbar sind. Es handelte sich von Anfang an um autoritäre Drohgebärden.

Die Tendenz ist klar: Alle, die was gegen die AfD-Führung sagen, bekommen eins auf den Deckel – notfalls mit Anwalt. Ob die Klagen dabei Aussicht auf Erfolg haben, ist sekundär – in erster Linie geht es um Einschüchterung nicht linientreuer Kameraden. Dazu passt, dass die AfD entgegen der schlechten Aussichten auf ein Urteil drängt und schon davor Berufung ankündigt.

Und Bremens ohnehin chronisch verstopften und unterbesetzten Gerichte müssen sich weiter mit dem Bullshit der AfD rumschlagen. Wobei schon jetzt klar ist, wer sich hinterher zum Justiz-Opfer stilisiert.

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7 Kommentare

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  • Die klagefreudigkeit der AFD ist kein Wunder. Sind es doch die selben Leute, die früher ihren Nachbarn verklagt haben, wenn deren Hund an ihren Jägerzaun gepinkelt hat. Jetzt haben die halt ein anderes Hobby. Wilhelm Busch hatte für solche Typen einen schönen Spruch: Sie haben ein verprömmeltes Herz...



    Ob da noch die Seelsorge helfen kann?

  • Was für eine Überschrift: Streiten zeugt von autoritärer Grundausrichtung. Wo ist meine Brille ?

    • @Thomas Schöffel:

      Ihre Brille? Die haben sie an. Sie scheint aber leider auch nicht zu helfen.

      • @tomás zerolo:

        Meistens nur zwei, drei Artikel weiter liest man, wie Linke sich das Recht zu irgendwas erstreiten wollen. Was ist daran autoritär, sein Recht einzuklagen.

        • @Thomas Schöffel:

          Es handelt sich hier ja um einen eindeutig als Kommentar gekennzeichneten eitrag, und der Autor kommt zu dem Schluss: "in erster Linie geht es um Einschüchterung nicht linientreuer Kameraden".

          Das ist die Quintessenz des Kommentars, und die Überschrift und die Einleitung stimmen damit überein. Um das zu erkennen, müsste man natürlich den Artikel lesen.

          Sie müssen der Tendenz des Kommentars nicht zustimmen, aber richtig lesen sollten sie ihn schon.

          • @PPaul:

            Es geht mir nicht darum, ob es gerechtfertigt ist, ob da irgendwelche Typen evt. auch Stuß fordern oder nicht. Sie dürfen es und tun es, weil es der Staat erlaubt. Wenn es danach ginge, daß irgendwer irgenwelchen Quatsch nicht fordern dürfen können sollte, bräuchten wir eine Art "Vor-Institution", die entscheidet, ob die geplante Klage nun Quatsch wäre oder nicht. Und das ist nun auch Blödsinn, oder ?

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    "Dabei entpuppt sich die AfD abermals (gab es da noch Zweifel?) als undemokratisch, wenn man vor Gericht mitbekommt, wie wahl- und grundlos mit Ordnungsmaßnahmen, Ausschlussverfahren und Klagen der Vorstand um sich wirft:"

    Sollte es nicht das schon alleine wert sein, dass sich die "ohnehin chronisch verstopften und unterbesetzten Gerichte ".." sich weiter mit dem Bullshit der AfD rumschlagen." ?

    Mal abgesehen davon, dass der Rechtsstaat allen die gleichen Rechte gewährt.