Kommentar über AfD-Einladung: Keine kluge Idee
Es ist gefährlich, eine politische Kraft zu ignorieren, die den Nerv vieler Nichtwähler trifft. Aber deshalb muss man sie nicht gleich auf Kosten der Linken hofieren.
K ommendes Jahr wird in Bremen gewählt – auch die AfD ist dabei. Bloß: Bislang weiß niemand so recht, wofür die überhaupt steht; ein landespolitisches Programm hat sie noch nicht. In Sachsen erreichte die AfD freilich fast zehn Prozent, in Thüringen und Brandenburg zweistellige Ergebnisse.
Dafür haben die Eurokritiker schamlos am rechten Rand geangelt mit Slogans wie „Keine Zuwanderung in unsere Sozialsysteme“ und „Einwanderung braucht klare Regeln“. Eine kluge Idee also vom Nordwestradio, sie frühzeitig unter ihrer stillen Treppe hervorzuholen, um sie beim Thema „Flüchtlinge“ auch in Bremen als das zu entlarven, was sie sind?
Nein, denn dort gibt es mit der Wählervereinigung „Bürger in Wut“ (BIW) eine rechtspopulistische Kraft, die schon mit zwei Vertretern in der Bürgerschaft sitzt. Und obwohl die BIW außerhalb Bremens keine Rolle spielt, sind das bereits zwei Wutbürger zu viel. Es hätte also nicht Not getan, den Populisten-Platz auf dem Podium ausgerechnet jenen zu bieten, die auf Landesebene trotz der baldigen Wahlen wenig Eile haben, ihre Existenz mit Inhalt zu füllen.
Wenn CDU, SPD und Grüne in Bremen sagen, die AfD dürfe nicht ignoriert werden, haben sie zwar durchaus recht: Es ist gefährlich, eine politische Kraft links liegen zu lassen, die den Nerv vieler Nichtwähler und Unzufriedenen trifft. Sie zu pushen, ist damit aber sicher auch nicht gemeint.
Der Protest der Linksjugend gegen das Nordwestradio ist nachvollziehbar – nicht aber ihre Forderung, die Podiumsdiskussion abzusagen. Das hätte nur die regelmäßig von der AfD in die Welt gesetzte Mär von der Unterdrückung der Meinungsfreiheit in Deutschland unterfüttert.
Nein, vielmehr hätte sie hinterfragen müssen, warum kein Vertreter der bremischen Linken eingeladen war. Damit hätte das Nordwestradio wenigstens der politischen Ausgewogenheit Genüge getan. So muss es sich nun zu Recht den Vorwurf gefallen lassen, Rechtspopulisten zu hofieren.
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