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Kommentar proeuropäisches SerbienDer Weg nach Westen ist noch weit

Kommentar von Andrej Ivanji

In Serbien proeuropäisch zu sein bedeutet, die als Unrecht empfundene Unabhängigkeit des Kosovo zu akzeptieren - und die EU als Finanzquelle für Serbien zu akzeptieren.

Serbien hat eine proeuropäische Regierung. In Serbien proeuropäisch zu sein heißt: den EU-Staaten zu verzeihen, die widerrechtliche Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt zu haben - und trotz dieser unerhörten Ungerechtigkeit die EU als eine Finanzquelle für Serbien zu akzeptieren. Ist ein serbischer Politiker proeuropäisch, wird er seinen Wählern erklären, Serbien müsse trotz seiner Zerstückelung und der Bombardierung durch die Nato vor nur neun Jahren Mitglied in der EU werden. Proeuropäisch zu sein heißt somit nicht mehr, als Zugang zu den Entwicklungsfonds und dem Markt der EU bekommen zu wollen. Man will Auslandsinvestoren anziehen, die mehr Arbeitsplätze schaffen sollen.

Sich als Europäer zu qualifizieren bedeutet nicht unbedingt, sich zu den serbischen Gräueltaten zu bekennen, die das Land unter der Herrschaft von Slobodan Milosevic im ehemaligen Jugoslawien begangen hat. Mit den Milosevic-Sozialisten in der Regierung wird das sogar unerwünscht sein, um die Koalition nicht unnötig zu strapazieren. Sie behaupten ja heute noch, nichts Unrechtes getan zu haben. Ein Standpunkt, der nicht nur im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Meinung in der EU steht, sondern auch die Beziehungen mit den vom Krieg betroffenen Ländern Kroatien und Bosnien belastet, die ebenfalls die Mitgliedschaft in der EU anstreben.

Wenn Serbien nur die Wirtschaft, nicht jedoch die Gesellschaft reformiert, dann wird es in absehbarer Zeit nicht EU-Mitglied werden können. Das gilt für den ganzen Westbalkan. Zusätzlich erschwert den europäischen Weg Serbiens die Frage des Kosovo, dessen Unabhängigkeit kaum ein serbischer Politiker anerkennen will. Die EU hat kein Interesse an einem zweiten "Zypern", Serbien wird mit einer vollen Mitgliedschaft erst dann rechnen können, wenn es seine Beziehungen mit seiner abtrünnigen Provinz regelt. Und das wird nicht möglich sein, ohne die Vergangenheit zu bewältigen. Ein Prozess, der nicht einmal begonnen hat und der mit den Sozialisten in der Regierung ausgeschlossen ist. ANDREJ IVANJI

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Auslandskorrespondent Belgrad
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4 Kommentare

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  • DE
    Der Europäer

    Hahaha welche lustige Kommentare und was für ein lustiger Artikel. Mafiastaat im Mitten von Europa und seine Aufnahme in Eu, ist das wirklich ein europäisches Ziel? Oder Ziel der Amerikaner?

    Erstens, was heißt bitte pro-europäisch? Ob sie alle wissen oder nicht, Serbien gehört zu Europa, so wie alle anderen europäischen Länder die nicht der EU angehören. Zweitens Serbien sollte nicht der EU betreiten, denn das Land wird nur sich selbst Schäden zufügen. Diese EU braucht keiner, diese EU hat sich von den ursprünglichen Ideen abgewandt. Gott segne die Iren!

    Und zum Schluss: Serben stammen nicht aus Sibirien so wie die Herren aus Vandalien...ups Albanien behaupten, ob die Sqipetaren es glauben oder nicht, Serben sind mehr Illyrer als die Albaner. Der Name stammt aus Asien, ist iranisch, und Serbe war der Name für alle Slaven bevor sie sich ausgebreitet haben. Also Herr Sqipetar zuerst lesen dann schreiben, nix gleich sagen...

  • B
    beni

    Serbiens Propaganda Maschinerie läuft auf Hochtouren um das Kosovo weiter ein schlechtes Image aufzuzwingen, und in Serbien ist der Affe los!

    Fazit: Augenwischerei auf Hochtouren und Chauvinismus for ever!!!!!!!

     

    Der Krieg gegen Albaner hat in Serbien Tradition an der man sich heute noch fest hält!

     

    Albaner sind halt nur Untermenschen, wie man es in Serbien pflegt zu sagen!

  • F
    Fatmir

    Ich habe noch nicht so eine gute Kommentar gelesen.Es zeigt die wahrheit über die serben,weil die sagen immer wieder,wir sind das opfer,alle andre sind die täter.Die serben sollen endlich das gehirn waschen das Kosova war ist und es wird albaniesch sein für immer un ewig.Und die serben von kosova sollen endlich kappiren wenn die wollem in kosova zu leben,weil die haben rechte mehr als die serben in kosova,und nicht manipulieren lassen.Weil selbst in serbien leben albana und die haben nicht so viele rechte wie die serben in kosova.Aber europa lassen die serben weiter treumen,an märchen.Schlieslich sind die serbo-sllaven die zu uns ausgewander von siberien da in norden des russlands.

  • C
    chilly

    wann fangen die nato/eu staaten mit ihrer vergngenheitsbewältigung an, schliesslich gibt man ja öffentlich zu volkerrechtswiedrigkeiten zu begehen, und macht auf dies ist das normalste der welt, mit der anerkennung kosovos würde nicht milosevic bestraft, der ist schon länger tot. man straft ein ganzes volk, am meisten die proeuropäer in serbien. die bosnischen serben knapp 40% bosniens haben nicht das gleiche recht auf selbstbestimmung wie die kosovoalbaner knapp 20% serbiens, für die albaner soll es in einem tadic (pro-eu) serbien unzumutbar zu leben sein aber den kosovoserben zwingt man in einem neuen staat zu leben der von warlords regiert wird, ist das demokratisch, ist das europa das auf grund der volkzugehörigkeit und rasse unterschiedlich richtet und handelt, das sind ja zustände wie in "der welle" (the third wave)

    ihr bericht sagt deutlich serbien darf nicht neutral sein,. WIESO?