Kommentar losgetretene Debatten: Das Sommerloch-Theater
In der nachrichtenfreien Zeit bieten sogar seriöse Sender Geltungssüchtigen eine Plattform.
E s ist Sommerloch. Also eine nachrichtenfreie Zeit. Und da bieten sogar eigentlich seriöse Sender wie die NDR Hamburg Welle 90,3 Geltungssüchtigen eine Plattform, den letzten Unsinn zu verbreiten. Da merkt plötzlich ein Klausmartin Kretschmer, dass er seit zehn Jahren eine Immobilie besitzt. Obwohl dessen Nutzer nicht einmal mit ihm reden, kommt er auf die Schnapsidee, eine Zukunftswerkstatt zu wollen, um eine Perspektive für das Gebäude am Schulterblatt auszuloten. Das können die Nutzer alleine, das beweisen seit bereits 20 Jahren. Und das wissen auch die BewohnerInnen im Schanzenviertel.
Und die leidige Debatte um das nicht angemeldete und autonom organisierte Schanzenfest darf auch nicht fehlen. Der polizeilichen Notstand wird vom Personalratsvorsitzenden der Polizei, Freddi Lohse, vorhergesagt, wenn Schanzenfest und Alstervergnügen parallel stattfinden - natürlich gleich verbunden mit der Forderung, das Schanzenfest am besten zu verlegen und gleich zu verbieten. Wohlwissend, dass die möglichen Krawalle nach dem Fest nichts mit dem Fest zu tun haben und neuerdings losgelöst von jeglichen Festivitäten stattfinden können. Die Problematik des polizeilichen Notstandes ist jedoch einfacher zu lösen. Einfach das Alstervergnügen verlegen. Dort gibt es einen Anmelder, beim Schanzenfest nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen