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"In Baden-Württemberg fiel ihnen der erste Ministerpräsidentenposten quasi in den Schoß"
Einen solchen Satz kann wohl nur ein unbewusst neidischer Berliner Grünen-Naher äußern - enthält er doch eine Abwertung der Arbeit und der Konflikte, welche dem grünen Wahlsieg in BaWü vorausgingen. Lesen Sie sich Ihren eigenen Abschnitt über den in Berlin gebauten Bockmist nochmal durch: All dass haben die grünen Badner, Schwaben, Kurpfälzer und Mainfranken besser gemacht! Dazu hatten sie einen glaubwürdigen Spitzenkandidaten und zu guter Letzt ging es hier unten wirklich um etwas.
Grüße an das rot-schwarze Berlin aus dem grünen Freiburg,
DP
Die Frage, "wie viel linke Politik in einer auf breite Schichten schielenden Partei verträglich" ist, ist nicht überfällig sondern überflüssig. Diese Frage nämlich steht allenfalls für für Journalisten, die pro Druckeichen bezahlt werden.
Die Grüne Partei stellt überhaupt keine Fragen. Das tut nur ihre Führung. Und die schielt auf die Macht, nicht auf die Masse. Zwar braucht sie am Wahlabend möglichst viele Stimmen, danach aber braucht sie vier mal dreihundertfünfundsechzig Abende lang möglichst wenig Inhalt. Wenn also überhaupt eine Frage gestellt wird, dann ist es die, wie viel Lügen gebraucht werden, um mit Hilfe einer beliebigen anderen Partei zu regieren. Und die Frage lässt sich ganz einfach beantworten: So viele wie nötig und so wenig wie möglich. Wenn das linke Politik ist, bin ich Madonna.
"Wie viel linke Politik ist in einer auf breite Schichten schielenden Partei verträglich?"
So lange der linke Last auf so wenigen Schultern in der Partei ruht, stellt sich die Frage eher nicht.
Die Grünen sind wie die FDP - nur mit einem ökologischen Gewissen...
Wer für Tesla arbeiten soll, aber stattdessen krank zu Hause ist, bekommt schon mal unangemeldet Besuch von den Chefs. Wundert das noch irgendwen?
Kommentar grüne Richtungssuche: Das Problem mit dem Luxus
Stuttgart 21, Fukushima und Co. – die Wähler liefen 2011 scharenweise zu den Grünen. Doch die haben bisher keinen Umgang damit gefunden, dass sie gut ankommen.
BERLIN taz | Die Grünen haben ein Luxusproblem – deutlich sichtbar wird das in Berlin. Dort haben sie bei der Wahl im September ihr bisher bestes Ergebnis eingefahren. Seither zerlegen sie sich komplett. Die gestärkten Linken gegen die immer noch stärkeren Realos.
Von außen betrachtet wirkt der Streit um die Fraktionsspitze im Berliner Abgeordnetenhaus absurd, auch weil er von unnachgiebigen Dickköpfen auf beiden Seiten ausgetragen wird. Doch das Problem trifft die Grünen bundesweit: Sie haben keinen Umgang mit dem Luxus gefunden, beim Wähler gut anzukommen.
Dabei war das Jahr 2011 das Jahr der Grünen. Stuttgart 21, Fukushima, eine rumeiernde schwarz-gelbe Bundesregierung und eine verbraucht wirkende SPD-Opposition – da liefen die Wähler scharenweise zu den Grünen. Nicht nur in Umfragen. In Baden-Württemberg fiel ihnen der erste Ministerpräsidentenposten quasi in den Schoß, in Rheinland-Pfalz die Regierungsbeteiligung, in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gelang der Einzug ins Parlament.
Nur in Berlin lief es anders. Beflügelt durch die Umfragen, hatten die Grünen erstmals schon im Wahlkampf auf Sieg gesetzt, den Anspruch auf die Macht erhoben, sich als Volkspartei versucht - und sich verhoben. Es ist ihnen nicht gelungen, dem linksgrün denkenden Teil der Basis zu erklären, warum eine Öffnung hin zu den Konservativen gut sein soll. Mehrheiten in der Mitte sehen attraktiv aus, sind aber ohne klaren grünen Akzent wertlos.
Beim Bundesparteitag am Wochenende haben die Grünen ein weiteres Luxusproblem. Es geht um die Reichensteuer. Und damit um die Frage: Wie viel linke Politik ist in einer auf breite Schichten schielenden Partei verträglich? Die Antwort ist überfällig. Vielleicht aber bald schon überflüssig. Das Jahr 2011 geht zu Ende. Der grüne Boom in den Umfragen auch.
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Kommentar von
Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters