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Kommentar ZypernPleite – na und?

Kommentar von Richard Rother

Wenn in Zypern nicht die Profiteure der Krise zahlen müssen, sollte Europa hart bleiben. Die Banken der Insel werden dann ihrem Schicksal überlassen.

Schuld sind die Banken? Einige Zyprer sehen das anders. Bild: reuters

N a, schau mal einer guck! Erst verkündete das zyprische Parlament einstimmig, das Spardiktat aus Brüssel niemals anzunehmen, dann unternahm der zyprische Finanzminister eine wenig erfolgreiche Bettelreise nach Moskau – und nun signalisiert Zypern ein Einlenken, zumindest teilweise.

Der Beitrag Zyperns, den die Troika aus der Eurogruppe, der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Bedingung für Hilfen gemacht hat, soll nun zum Großteil durch Anleihen eines neu gebildeten Fonds aufgebracht werden; auch der Rückgriff auf Spareinlagen von Kontoinhabern zyprischer Banken ist offenbar nicht vom Tisch. Für Europa ist das ein Teilerfolg. Das Zocken aber geht erst richtig los.

Denn der Plan der Zyprer hat Ecken und Kanten. Um den Fonds zu speisen, sollen Rentenkassen, Kirchen und auch die zyprische Zentralbank mit ihren Goldreserven Geld bereitstellen; der Fonds soll wiederum Anleihen ausgeben. Streng genommen handelt es sich dabei also nicht um frisches Geld, sondern um weitere Schulden. Auch werden statt 5,8 Milliarden Euro Einnahmen nur 4,8 Milliarden Euro erwartet, nicht garantiert.

Richard Rother

ist Redakteur im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.

Demgegenüber würde die Zwangsabgabe auf Besitzer zyprischer Konten sofort Cash bringen. Die anderen Euroländer sollten diesen Faustpfand deshalb nicht vorschnell aus der Hand geben. Diese Abgabe mag Banker beunruhigen – ungerecht ist sie aber nicht, vor allem wenn es Freibeträge für Sparer bis 20.000 Euro geben sollte. Wer jahrelang von den hohen Zinsen auf Zypern profitiert hat, für den ist es zumutbar, auf ein paar Prozent seines Vermögens zu verzichten, um nicht am Ende viel mehr zu verlieren.

Brüssel sollte hart bleiben und auf einen Beitrag der Profiteure bestehen. Schließlich möchte Zypern seine Banken retten – Europa kann gut ohne sie leben.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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16 Kommentare

 / 
  • I
    irmi

    Schreiber von von Zyniker:

    das kann ja wohl nicht sein, das Deutschland mit den Pensionen in Zypern zockt. Oder macht man das um den Pensionisten und somit auch Politikern noch mehr Pension zahlen zu können ?

    Schreiber von Rassistische Deutsche Hetze:

    Auch die deutschen Rentner bluten und zwar erheblich, weil vor lauter Weltretterei bleibt kein Geld mehr für Renten. ODER ???? (Für Pensionen ist das Geld ja auf alle Fälle gesichert habe ich mal gelesen).

    Schreiber Bonbonzucker:

    Danke für den Hinweis, hab es auch auf You tube unter „Staatsgeheimnis Bankenrettung“ gefunden. Sehr interessant für deutsche Steuerzahler. Wirklich, man bekommt Einblick wie durchtrieben und rücksichtslos hier gezockt wird, ohne Rücksicht auf Verluste der eigenen Bevölkerung, auch Europa, eigentlich genau betrachtet weltweit. Ist darum Afrika am verhungern ? Es heißt in dem Beitrag wir behaupten Irland gerettet zu haben, die Irländer sagen wir haben Europa gerettet und gehen dadurch unter. UNBEDINGT ANSHEHEN !!!

    Wenn wir in D. wirklich in einer Demokratie leben dann müssen wir Steuerzahler die deutsche Regierung auffordern die Finanzen allesamt wahrheitsgemäß offen zu legen, denn wir Steuerzahler bringen das Geld, der Staat soll es für uns eigentlich gut verwalten..

     

    Ist die Eurorettung eine einzige Lüge ? Oder nur eine Zockerei ? Ich denke nun darüber nach, ich denke jetzt etwas anders als ich bislang über die Euro Rettung dachte.

     

    Bankenrettung ist in dem Film das Thema. Wie war das mit der Hypo, die haben Milliarden in den Sand gesetzt für Schrottimmobilien die sie in der Hoffnung auf das große Geld ohne Probleme voll finanziert haben und Menschen dabei finanziell komplett ruiniert haben. Dann hat die deutsche Regierung diese Bank gerettet mit Steuergeldern

  • Z
    Zyniker

    Brandenburg hat Geld in Zypern angelegt

     

    Eine mögliche Staatspleite in Zypern könnte auch finanzielle Folgen für das Land Brandenburg haben. Nach Recherchen des rbb sind Gelder aus dem Pensionsfonds für Beamte unter anderem in Staatsanleihen aus Zypern angelegt.

     

    Grund sei die Vorgabe von Finanzminister Helmuth Markov (Linke), Renditen von mindestens zwei Prozent über der Inflationsrate zu erwirtschaften - trotz der Finanzkrise. Solche Anlagen sind mit Risiko verbunden. Die Anweisung Markovs habe bis ins vergangene Jahr Bestand gegolten.

     

    Nach rbb-Informationen hat Brandenburg insgesamt 260 Millionen Euro im Pensionsfonds für Beamte. 98 Prozent davon sind im Ausland angelegt. Unter anderem in Krisenstaaten mit schlechter Bonität wie Irland, Portugal und Spanien, aber auch in renditeträchtigen Steueroasen wie den Cayman-Inseln.

  • D
    Deutsch-Zypriotin

    Ja genau, die zypriotischen Banken braucht niemand.... Ich lebe auf Zypern, habe eine kleine Firma und werde bald meine Mitarbeiter entlassen, denn wer über 100.000 Euro hat, ist ja ein krimineller Oligarch, dem alles weggenommen gehört. Wo sonst sollte ich Geld für unsere Aufträge aufbewahren, als auf der einheimischen Bank. Dass wir im Monat allein 80.000 Euro Firmenkosten haben, who cares. Und den Zyprioten zu sagen, sie seien nicht (system)relevant, wie nicht nur Herr Schäuble so gern wiederholt - auch klar, die Deutschen haben eine Tradition zu selektieren. Du bist für das Gemeinwohl relevant, Du nicht - nur, dass man sich heute beim Selektiereb für fortschrittlich und demokratisch hält. Und da wundert ihr euch in Deutschland, wenn man uns als Nazis beschimpft?

  • RD
    Rassistische Deutsche Hetze

    Gerecht?

    Also wenn ich als Zypriote 5% Zinsen bekomme, werde ich bestimmt kein Konto in Arschland einrichten und im ökonomischen Terror gegen Griechenland hat es hier auch keinen Arsch interessiert, daß dabei am meisten die Rentner bluten mußten und weiter müssen; derzeit kürzt man ihnen gerade in der Hoffnung auf schnellen Tod fast 300 Medikamente.

    Das ist das Ergebnis des Schuldenschnitts und es hat sich kein Arsch dafür interessiert, wer am meisten griechische Staatsanleihen hatte: Griechische Sozialkassen und griechische und zypriotische Banken.

    Zu hoffen bleibt, daß sich jetzt Griechen und Türken als Anti-EU-Raum zusammenrotten, um Arschland den Arsch aufzureissen.

  • B
    Bonbonzucker

    @ Celsus "Da geht doch gar nicht Zypern pleite. Die Kredite landen am Ende bei den Gläubigern. Und wenn keine Kredite bei den Gläubigern landen, gehen die pleite. Dann erfahren wir endlich, welche deutschen Firmen da risikoreich Fehlspekulationen betrieben haben"

     

    In der Tat, das wird professionell verschleiert. Auf Arte lief dazu die hervorragende Dokumentation Staatsgeheimnis Bankenrettung, sehr zu empfehlen, falls man mal Bedarf nach einem richtig dicken Hals hat.

     

    Ich hoffe es ist in Ordnung, hier den Link zum Trailer zu posten.

     

    http://videos.arte.tv/de/videos/staatsgeheimnis-bankenrettung-trailer--7322750.html

  • S
    Schneewittchen

    Habe ich das richtig verstanden??

     

    Die Bank ist pleite. Aber indem man sagt, sie ist nicht pleite, sie wird gerettet, werden aus schutzwürdigen Sparern Gläubiger, die mit ins Boot genommen werden und somit GEld verlieren??

     

    Solch eine Trickserei hätte ich nie für möglich gehalten. Ich gehöre ja mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn ich meiner Bank bzw. der Obrigkeit weiter vertraue. Ich werde meiner Bank einen Besuch abstatten und mir eine Liquiditätsreserve zulegen. Bei Habenzinsen von 0,x % kein Problem für mich.

  • S
    steffen

    Wer mit seinem Geschäftsmodell auf Kosten anderer lebt(und das war das Geschäftsmodell Zypern) und damit baden geht soll auch die Konsequenzen dafür tragen.

    Das wäre wenigstens ehrlich. Aber lieber werden jene beschimpft die Geld geben, damit der Fall nicht gar so tief ist.

    Leider liebe Zyprioten habt ihr euch die aktuellen Probleme selber eingehandelt und müßt nun die Suppe auslöffeln.

    Eine Steueroase weniger kann Euroland nur gut tun.

  • C
    Celsus

    zunächst einmal: Da geht doch gar nicht Zypern pleite. Die Kredite landen am Ende bei den Gläubigern. Und wenn keine Kredite bei den Gläubigern landen, gehen die pleite. Dann erfahren wir endlich, welche deutschen Firmen da risikoreich Fehlspekulationen betrieben haben. Das könnte mit anderen Worten der nächste GAU für die CDU / CSU zum Zeitpunkt einer Whal sein.

     

    Die Menschen in Zypern, die selbst nach sicheren Sparanlagen alles verlieren sollen, fahren jedenfalls besser ohne dieses Europa, das sie zum Ruhm und zur Ehre der europäischen Wirtscahft ausnimmt bis zum letzten Knopf. Die haben allen Grund sich gegen ein Sparen zu wehren, bei dem sie es so schwer wie die meisten Griechen hätten, an Lebensmittel und Medikamente zu kommen.

     

    Und bevor ich es vergesse: Mal wieder ein ausgesprochen guter Kommentar der taz. Bei der tagesschau klang es eher so, dass die sich ärgern, wenn den Diktaten der EU nicht schnellstens gefolgt wird.

     

    Wobei die Form dse Sparens durch Privatisierung bedeutet, dass die Menschen anschließend noch einmal wesentlich mehr geld für die gleichen Güter wie nur zum Beispiel Wasser ausgeben müssen. Beim Berliner Wasser zeigte sich bei veröffentlichten Verträgen ja sogar eine Klausel für einen Mindstgewinn der angeblich marktwirtschaftlich orientierten Firma. Das ist nicht wirtschaftlich für das Land sinnvoll. Das ist Raubrittertum bei günstiger Gelegenheit.

  • KS
    Karl Sonnenschein

    Richard Rother, wenn ihnen tatsaechlich was daran liegen wuerde das die "Profiteure" der Krise zahlen dann muessten sie sich zuerst einmal fragen warum dies nicht laengst geschehen ist.

     

    An Zypern wird das ja wohl nicht liegen!

  • TL
    Tim Leuther

    Das das zyprische Parlament und Volk den Einzug von weniger als zwei Jahreszinsen (die liegen bei knapp über 4%) auf Vermögen unter 100T EUR und etwas über 2 Jahreszinsen bei Vermögen über 100T EUR als sozial unangemessen geißelt, aber einen Griff in die Rentenkasse OK zu scheinen scheint, zeigt woher der Wind weht.

     

    Es geht nur um die Aufrechterhaltung, des kriminellen Geschäftsmodells, ja Subventionierung dieses Geschäftsmodells durch die Opfer, NICHT um die Kleinsparer. Das Kleinsparerargument war angesichts der durchgeknallt hohen Zinsen von Anfang an verlogen bis ins Mark.

     

    Lasst die Pleite gehen. Schmeißt die asiatische Insel am besten aus der EU raus. Das diese politischen Amokläufer ein Vetorecht bei Einstimmigkeit haben, ist angsteinflößend.

  • K
    KingNothing

    Wie jetzt?

    Auf Zypern gab es hohe Zinsen??

    Hier schreit doch ihre Kollegin seit Tagen herum, dass es nur Minizinsen gab, während die Anteilseigner ihre "fetten Renditen" erwartet haben.

    Könnt ihr euch nicht mal intern einigen, was nun Sache sei?

  • A
    anke

    Vielleicht sollten die Zyprer in Island um Amtshilfe bitten. Die wissen schließlich, wie man als keine, abhängige Insel Pleiten aller Art überleben kann.

  • B
    Bonbonzucker

    Richtig, neue Schulden zu machen wäre echt absurd. Am Beispiel Griechenlands sieht man auch, dass der von der Finanz- und Politikclique erzwungene Euro-Verbleib kaum im Interesse des Großteils der Bevölkerung sein kann oder sollen 50% Jugendarbeitslose dort etwa noch dankbar über ihre "Rettung" sein? Die Deutschen Banken haben angeblich über 6 Milliarden Forderungen gegen Zypern, vornehmlich zyprische Unternehmen, die sie komplett abschreiben müssten im Fall der Staatspleite. Bei Griechenland war es ein vielfaches. Der Deutschen Bank ist es auch diesmal im Prinzip wurscht, ob letztlich der deutsche Steuerzahler oder der zyprische Anleger ihre Forderungen absichert.

  • S
    Stratege

    Lasst Zypern pleite gehen - manche Dinge werden erst nach Pleite schön!

     

    Die EZB garantiert alle Sparguthaben bis 100.000 € - und alles darüber wird rasiert.

     

    Die Steuerflucht-Oase wird damit angetrocknet - und die Russen- und Ukraine-Oligarchen büßen ihr Raubgeld ein.

     

    Anschließend werden Gas-Lizenzen ausgeschrieben - und die EU kreditiert den Bau eines neuen Hafens.

     

    ... mehr Krise ist wirklich nicht!

  • C
    Corvin

    Sicherlich, wenn alle von hohen Zinsen, auch die Kleinanleger, über Jahre profitiert haben, ist es vertretbar, eine Zwangsabgabe zu fordern. Dadurch würde dann nur ein Teil der hohen Verzinsung relativiert werden. Vorausgesetzt die Zinsentwicklung war wirklich so gut für Kleinanleger auf Zypern. Ansonsten werden die Kleinanleger ungerechterweise geschröpft und die hochspekulativen Geldanlagen geschont.

  • J
    Justus

    Sind denn jetzt alle wahnsinnig geworden?

    In Zypern platzen die Banken weil Zypern sich am EU-Rettungsschirm beteiligt hat, und statt wie damals versprochen in diesem Fall zu helfen passiert... ja, was eigentlich?

     

    Aus dem Nichts erfindet man eine Krise die eine sofortige Reaktion eines frisch gewählten Präsidenten erfordert. Ein Schelm wer dabei böses denkt. Und dann kommt unser Finanzminister mit dem dämlichsten Plan des Jahrhunderts, einer Vermögensabgabe. Aber statt es richtig zu machen wird nur die aktuelle Liquidität berücksichtigt. Wer 500.000€ auf dem Konto hat verliert 50.000€, wer 100.000€ hat verliert 10.000€. Ganz egal welcher von beiden Verbindlichkeiten in Höhe von 500.000€ zu bezahlen hat oder welche in Höhe von 1.000.000€ ausstehen hat.

     

    Den tödlichen Nebeneffekt, dass das ohnehin schon angeschlagene Vertrauen in die Banken nun völlig am Arsch ist nimmt man entweder billigend in Kauf oder verursacht es sogar absichtlich. Wer Geld heute noch auf der Bank lässt hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Und der kurzfristige Kapitalgewinn den man durch eine solche Abgabe erreicht wird überkompensiert, durch das danach abgezogene Kapital das nie wieder eine Bank von innen sehen wird.

     

    Das Versprechen an den EU-Privatbürger ist damit übrigens auch dahin: Privatvermögen ist nicht mehr sicher. War es zwar nie, aber jetzt wissen es alle.