piwik no script img

Kommentar ZuwanderungsgesetzEine produktive Hürde

Friederike Gräff
Kommentar von Friederike Gräff

Das Zuwanderungsgesetz erleichtert trotz Kritik die Integration. Gerade Neuankömmlinge machen sich ohne Sprachkenntnisse von ihrem Partner abhängig.

D as neue Zuwanderungsrecht, das - offiziell bestätigte - Deutschkenntnisse von nachziehenden Ehepartnerinnen fordert, ist bei seiner Einführung heftig kritisiert worden.

In manchen Punkten sicherlich zurecht: So kann es nicht angehen, dass Herkunftsländer wie Japan und die USA von den Bestimmungen ausgenommen sind. Und, noch gewichtiger: Tatsächlich reicht die Einforderung von Sprachkenntnissen alleine nicht aus, um Zwangsheiraten zu verhindern. Völlig zurecht weisen die KritikerInnen darauf hin, dass ein eigenständiges Aufenthaltsrecht unabdingbar ist, wenn es tatsächlich darum geht, den Frauen zu helfen.

Was bleibt, ist die Frage, ob die Forderung nach Deutschgrundkenntnissen für nachziehende Ehepartner unzumutbar ist. Sicherlich erschwert sie den Zuzug. Aber sie erleichtert Integration. Weder den Zuwanderern noch der aufnehmenden Gesellschaft, ist damit gedient, wenn sich die Neuankömmlinge nicht in Deutschland orientieren können. Sie geraten damit fast automatisch ins soziale und berufliche Abseits - und in vollständige Abhängigkeit vom Ehepartner.

Es ist richtig, an den Schulen Deutschkurse für Mütter anzubieten. Es ist vorausschauend, diese Kompetenz so früh wie möglich einzufordern. Dass nicht in jeder Stadt ein Goethe-Institut ansässig ist, stimmt. Deshalb gibt es kostenlose Kursangebote im Internet. Das schließt Härtefälle nicht aus - die das Anliegen nicht diskreditieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Friederike Gräff
Redakteurin taz nord
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!