Kommentar Zusatzrente: Ganz private Altersvorsorge
CDU und SPD liegen mit ihren unklaren Konzepten zur Rentenergänzung nah beieinander. Keiner kann sich dabei profilieren.
M an kann sich schon denken, wie das jetzt weitergeht mit der Rentendebatte. Nämlich gar nicht. Denn allmählich wird sowohl den CDU- als auch den SPD-SozialpolitikerInnen klar, dass sich mit dem Streit über die Aufstockung von Kleinrenten wahltechnisch kein Blumentopf gewinnen lässt.
Zu unklar bleibt, woher das Geld für die Rentenergänzung eigentlich kommen soll. Zu schwierig sind die Gerechtigkeitsfragen, wer denn nun genau die Zusatzrenten kriegen soll. Zu ähnlich sind sich die Konzepte aus Union und SPD, als dass sie jeweils der politischen Profilierung dienen könnten.
Schon die genannten Summen von 850 Euro Brutto für „Solidar-“ oder „Zuschussrente“ sind ja irreführend. Netto kommen da Summen heraus, die mancherorts unter den Werten liegen, die Alte in der Grundsicherung heute schon bekommen.
ist Redakteurin für Gesellschaftspolitik im Inlandsressort der taz. Zu Altersfragen erschien von ihr vor kurzem das Buch „Älter werden ist viel schöner, als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten“ (Mosaik 2012).
Es gibt also durchaus Grund anzunehmen, dass es zu einer Art wechselseitigem „Appeasement“ der Parteien kommen könnte: Machen wir uns gegenseitig die Hölle nicht heiß, dämpfen wir die Debatte, hoffen wir, dass das Thema sich noch ein bisschen aufschieben lässt.
Vielleicht wird improvisiert
Doch das schafft das Problem nicht vom Tisch, denn die Erwerbsbiografien von gering verdienenden Frauen, die nicht mehr über den Ehemann abgesichert sind, nehmen zu.
Wenn nichts passiert, wird vielleicht improvisiert: Es könnten sich private Alterskonstruktionen entwickeln, in denen Erwerbstätige die Aufstockung ihrer Kleinrente auf Höhe der Grundsicherung fest einplanen – und ein wenig Erspartes irgendwo „schwarz“ bunkern, um die Altersarmut später abzumildern.
Diese „private Altersvorsorge“ wäre die letzte Selbsthilfe, wenn das Rentensystem für die Einzahler seine Legitimität verliert. Und für die Politik ein Offenbarungseid.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin