Kommentar Zukunft der Solarbranche: Preisvorteil vom Dach
Allen Insolvenzen in der Solarbranche zum Trotz: Der auf dem eigenen Dach produzierte Strom rechnet sich für den Hausbesitzer.
M an muss nur mit offenen Augen durch die Straßen gehen: Noch gibt es ungenutzte Dächer ohne Ende, die sich für Photovoltaikanlagen eignen. Und auf vielen davon ließe sich auch unter aktuellen Rahmenbedingungen wirtschaftlich Strom erzeugen.
Gleichwohl tut sich wenig auf den heimischen Dächern. Und das liegt – Ironie der Geschichte – auch an der Solarbranche selbst. Denn ihr Kampf gegen die massiven Einschnitte im Erneuerbare-Energien-Gesetz (kurz: EEG) hat fatale Spuren hinterlassen: In der Bevölkerung herrscht heute der Eindruck vor, Photovoltaik rechne sich grundsätzlich nicht mehr.
Einerseits ist der Unmut ja verständlich. Es war bitter, anzusehen, wie die Bundesregierung die Solarförderung brutal rupfte. Es war deprimierend, zu erleben, wie ständig neue Schikanen für Bürgerprojekte diskutiert und vollzogen wurden – vom Kapitalanlagegesetzbuch über das Kleinanlegerschutzgesetz bis zur Umlage auf selbst verbrauchten Solarstrom. Das alles ist keine Frage.
Andererseits hilft es irgendwann nicht mehr weiter, nur die Knüppel zu betrachten, die man zwischen die Beine bekam. Zumal man – und das ist das Fatale – damit auch noch das letzte Marktsegment mit in die Tiefe zieht, das eigentlich blendend laufen könnte: Kleinanlagen auf den Dächern.
Denn wer einen Teil des Stroms vom Dach selbst nutzt, für den ist die Höhe der Einspeisevergütung nicht mehr das Kriterium. Für ihn zählt vor allem der Preisvorteil des Eigenstroms gegenüber dem Steckdosenpreis, weil sich der Bezug aus dem Netz um rund ein Drittel senken lässt. Daraus vor allem resultiert heute die Rendite der Photovoltaik. Dass sich das herumspricht, dafür sollte jeder sorgen, der die Energiewende voranbringen will – statt nur die Schikanen der Regierung zu betonen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach der Bundestagswahl
Jetzt kommt es auf den Kanzler an
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Alles zur Bundestagswahl
Oma gegen rechts hat Opa gegen links noch nicht gratuliert
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
Sieger des rassistischen Wahlkampfes
Rechte Parolen wirken – für die AfD
Wahlniederlage von Olaf Scholz
Kein sozialdemokratisches Wunder