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Kommentar Zentrales WaffenregisterMutloses Reförmchen

Ulrich Schulte
Kommentar von Ulrich Schulte

Ein nationales Waffenregister ist ein sinnvolles Unterfangen - um Grundsatzfragen hat sich die Koalition jedoch gedrückt.

I mmerhin, da entfaltet der Staat ein Mal seine Daten-Sammelwut an der richtigen Stelle. Ein nationales Waffenregister einzurichten, wie es die Koalition beschlossen hat, ist ein sinnvolles Unterfangen. Bisher erfassen und speichern die Länder Pistolen und Gewehre nach jeweils eigenen Systemen, 570 Waffenerlaubnisbehörden wirtschaften bundesweit vor sich hin, kurz: Deutschlands Tötungsinstrumente sind in einem unübersichtlichen Behördenwirrwarr katalogisiert.

Bild: anja weber

Ulrich Schulte leitet das Inlandsressort der taz.

Eine zentrale Erfassung schafft nun bei einem brisanten gesellschaftlichen Problem mehr Transparenz. Dass sie den Behörden bei Verbrechen mit registrierten Waffen einen möglichen Weg zum Täter weist, ist dabei fast der kleinere Effekt. Wichtiger ist, dass eine sorgfältige Erfassung den Waffenfans Verantwortung zuweist. Jedem Schützen, der sich eine scharfe Waffe in den Hobbykeller legt, wird durch die bundesweit einheitliche Registrierung noch einmal gegenwärtig, dass der Staat im Zweifel ein Auge auf ihn hat. Und er wird hoffentlich sorgsamer mit der Waffe umgehen.

Bei all dem ist jedoch eines klar: Die Koalition hat beim Waffenrecht politisch versagt. Die Idee des zentralen Waffenregisters zum Beispiel ist keine Erfindung von Union und SPD. Vielmehr setzt die Koalition lediglich etwas schneller eine Maßnahme um, die die EU sowieso bis zum Jahr 2014 gefordert hätte. Und sie ist sich nicht zu schade, dies als eigenen Lernfortschritt zu verkaufen. Reförmchen wie ein Register stellen sowieso nur Nebenkriegsschauplätze dar, sie werden keinen einzigen Amoklauf verhindern. Um Grundsatzfragen aber - ob etwa Privatleute großkalibrige Pistolen mit hoher Durchschlagskraft brauchen - hat sich die Koalition gedrückt. Aus Furcht vor der Lobby der Waffenindustrie und Sportschützen, die nach dem Amoklauf in Winnenden auf die Barrikaden ging. Die Waffennarren haben also gesiegt - auch wenn sie in Zukunft in einem Register stehen.

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Ulrich Schulte
Leiter Parlamentsbüro
Ulrich Schulte, Jahrgang 1974, schrieb für die taz bis 2021 über Bundespolitik und Parteien. Er beschäftigte sich vor allem mit der SPD und den Grünen. Schulte arbeitete seit 2003 für die taz. Bevor er 2011 ins Parlamentsbüro wechselte, war er drei Jahre lang Chef des Inlands-Ressorts.

7 Kommentare

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  • A
    Andreas

    ich finde der Staat sollte etwas tun um Jugendliche in Deutschland auf andere Gedanken zu bekommen. Die Berichterstattungen sollten die Menschenwuerde respektieren und nicht die Nachahmung verherrlichen, was sie bezweckt. Sie sollten sich um Sicherheitsvorkehrungen an Schulen scheren, weil wir sahen, dass alle unvorbereitet diesen Amoklauf entgegennahmen. Sie sollten an die Sicherheit an Schulen gewehrleisten und aktiv im Kampf gegen die Gewalt mitwirken.

  • K
    Karl

    Schon wieder so ein inhaltlich sinnfreier Kommentar.

     

    Physik scheint nicht gerade eine Stärke der vermeintlichen Waffengegner zu sein.

     

    Wie sonst käme die ad nauseam wiederholte Falschbehauptung zustande die Durchschlagskraft sei eine Funktion des Kalibers?

     

    Das ist leider sachlich falsch und führt, wie der Kommentar zeigt, zu inhaltlichen Fehlschlüssen.

     

    Das Kaliber ist nur sekundär für die "Durchschlagsleistung", entscheidend ist die Querschnittbelastung, eine Funktion von Geschossdichte, aerodynamsich wirksamem Querschnitt und Geschossgeschwindigkeit. Mittlerweile bewegen sich viele Armeewaffen bei 5,6 mm und darunter; Tendenz zunehmend!

     

    Was vermuten Sie, Herr Schulte als Ursache für ein bestehendes Verbot von Nadel(Pfeil/Treibspiegel)-Geschossen?

     

    Sachliche Kritik, es gibt ausreichend Ansätze, wäre glaubhafter als fehlerbasierte Betroffenheit.

     

    Glück auf

     

    Karl

  • K
    Kay

    Bitte auch alle Messerblöcke, wie sie in Küchen herumstehen, registrieren. Damit passieren die meisten Tötungen im Affekt. Sogar noch mehr als durch Schusswafffen. Autos sind zum Glück ja schon registriert! ;-)

  • R
    Rene

    Wurde nach Erfurt noch über die Hintergründe von Amokläufen gesprochen, aber nichts getan weil es zu teuer wäre und weil man sich selbst als Erziehender die Frage stellen müßte, ob man sein Kind richtig erzogen hat, konzentriert sich nach Winnenden alles auf die Waffe ansich und auf die Schützen als Sündenbock.

    Es ist nun einmal einfacher die Schuld bei jemanden abladen zu können, als sich selbst zu fragen was wir alle aus dieser Gesellschaft und aus unseren Kindern gemacht haben.

    Vor allen die Medien sollten sich fragen, ob sie mit der Form der Berichterstattung über solche Vorfälle nicht dazu beigetragen haben, das Deutschland dabei weltweit an 2. Stelle hinter den USA steht.

    Ein zentrales Register erfast nur die legalen Waffen, 97% der Morde werden aber mit illegalen Waffen begangen, hier wird nur ein zusätzlich Verwaltungsstelle eingeführt um ein paar Beamte in Lohn und Brot zu halten, einen realen Zugewinn an Sicherheit wird es damit nicht geben.

  • WB
    William B. Travis

    Die 60 habe ich bereits überschritten. Seit etwa 40 Jahren bin ich legaler Besitzer von Schußwaffen. Was bereits mindestens genauso aussagekräftig ist wie jedes Führungszeugnis.

     

    Warum beleidigt Herr Schulte mich (und ein paar Millionen andere Menschen!!)als "Waffennarren"? Es käme mir nie in den Sinn, ihn als "schlecht erzogenes arrogantes Bürschchen" zu bezeichnen. Er hat eine Meinung geäußert, die ich nicht teile. Nicht mal ansatzweise. Aber es ist seine persönliche Meinung. Nicht mehr und nicht weniger. Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. Ein wenig Stil statt Häme sollte man von jemandem seines Berufes schon erwarten dürfen.

  • S
    S.B.

    ´´Waffennarren`` die Verwendung dieses Wortes allein

    zeigt was für Defizite Ihre geistige Leistungsfähigkeit aufweist.

  • M
    Max

    Ist ja alles schön und gut. Aber was hat ein zentrales Waffenregister mit dem Amoklauf zu tun? Wird es Amokläufe verhindern können? Nein! Genauso wie die Waffenlobby seine Meinung äußert, tut dies auch die Lobby der Nicht-Waffenbesitzer. Die Frage in Bezug auf das Waffenrecht ist doch wohl eher, ob Waffen überhaupt erlaubt sind, unabhängig von Gewalttaten. Wozu nutzt man eine Waffe? Zur Jagd, zum Sport, zur Selbstverteidigung. Der Nutzen daraus erschließt sich nicht für jeden. Aus der reinen Möglichkeit eine Waffe auch für Amoktaten nutzen zu können, lässt sich meiner Meinung nach ein Verbot nicht rechtfertigen. Dann müsste man auch Messer, Autos, Flugzeuge etc. verbieten. Unabhängig davon hätte eine Gesetzesverschärfung wohl eh keine Auswirkungen auf Amoktäter. Was aber eine Auswirkung hätte wäre wohl die direkte psychologische Betreuung der Täter gewesen. Wo bleibt denn die Dikussion um die Anzahl von Schulpsychologen oder Erziehungskurse für Eltern?