Kommentar Wulff bei Evangelikalen: Ausrutscher auf Rechtsaußen
Entweder haben Wulffs Mitarbeiter keine Ahnung - oder ihren Chef ins offene Messer laufen lassen. Beides wäre schlecht.
D roht uns ein Bundespräsident mit Sympathie für Rechtsradikale? Nein, so schlimm ist es nicht.
Die "Christlichen Publizisten", bei denen Christian Wulff als Gastredner aufgetreten ist, sind keine Nazis. Sie mögen archaischen Wertvorstellungen anhängen und haben sicherlich ein Abgrenzungsproblem gegen Rechtsradikale, sind aber nicht durch die Bank Verfassungsfeinde. Das macht den Umgang mit ihnen so schwierig: Mit ihrem etwas ausgefransten rechten Rand segeln sie unterhalb des Verfassungsschutz-Radars. Sonst hätte womöglich jemand Wulff vor dem Imageschaden gewarnt.
Denn Teflon-Mann Wulff ist sicherlich unverdächtig, mit evangelikalen Fundamentalisten zu sympathisieren: Der geschiedene Katholik genießt derzeit sehr öffentlich seinen zweiten Frühling an der Seite eines lebenslustigen Society-Girls. Das passt mit den moralinsauren evangelikalen Miesepetern einfach nicht zusammen.
Umso erstaunlicher, dass in der niedersächsischen Staatskanzlei niemand sitzt, der den Ministerpräsidenten schützt. Da hätte ein simpler Verweis auf den engen Terminkalender gereicht. Es gibt nur zwei Erklärungen: Entweder die Mitarbeiter, die Wulffs Termine auf Unbedenklichkeit überprüfen, haben keine Ahnung - oder sie selbst haben etwas für die Evangelikale Rechte übrig und haben ihren Chef ins offene Messer laufen lassen. Beides wäre schlecht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga