Kommentar Walfangkommission: Der Walkampf geht weiter
Womöglich lässt sich die Walfangkommission auf einen neuen Deal mit Japan ein. Damit droht sie ihre Glaubwürdigkeit völlig zu verlieren.
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W er gehofft hatte, dass sich das Thema „Forschungswalfang“ endlich erledigt haben würde, nachdem der Internationale Gerichtshof in den Haag im Frühjahr dazu ein deutliches Urteil gefällt hatte, sieht sich getäuscht.
Tokio nimmt jetzt einen neuen Anlauf vor der Internationalen Walfangkommission (IWC), obwohl es nicht nur für Laien unverständlich ist, wenn man behauptet, jährlich Hunderte dieser Tiere töten zu müssen, weil angeblich nur so Informationen über die Bestandsgröße der Spezies zu gewinnen seien. Das ist ganz einfach Unsinn, das bestätigen auch Wissenschaftler, die nicht im Dienst der Wal-Lobby stehen. Es gebe schonendere Methoden, zu Forschungsresultaten zu kommen. Und dass Japan in Den Haag passen musste, als es darum ging, handfeste wissenschaftliche Erkenntnisse vorzulegen, die man aus dem Massenschlachten gewonnen haben wollte, spricht eine deutliche Sprache.
Die IWC muss sich ihrer Geschichte durchaus schämen, bei der man viel zu lange untätig zugeschaut hatte, wie ein Wal-Bestand nach dem anderen nahezu ausgerottet wurde. Auch dass man beide Augen zudrückte, als Japan das Deckmäntelchen des „Forschungswalfangs“ – der ursprünglich als solcher konzipiert worden war – in Wirklichkeit sukzessiv für kommerzielle Zwecke ausnutzte, ist alles andere als ein Ruhmesblatt. Lässt sich die Kommission auf einen neuen Deal mit Japan ein, droht sie ihre letzte Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Und das wäre durchaus bedauerlich, denn sie wird nach wie vor gebraucht. Sie ist das einzige internationale Kontrollgremium über den Walfang, und ihre Rolle sollte in einer Zeit, in der den Walen durch Klimaänderung und Meeresverschmutzung viel größere Gefahren drohen als durch Harpunen, nicht geschwächt, sondern weiter ausgebaut werden.
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