Kommentar Wahlen in Thailand: Thaksins Wiederkehr
Thailand gibt sich gerne modern und demokratisch. Konservative versuchten jedoch immer wieder, die Opposition mundtot zu kriegen. Bislang ohne Erfolg.
NICOLA GLASS ist taz-Autorin.
T hailands Wähler haben gesprochen, und dieses Wort sollte gehört werden - auch wenn es den alteingesessenen, konservativen Kreisen nicht passt. Der Sieg der bislang oppositionellen "Puea Thai" ist ein Sieg Thaksins - also jenes Mannes, den Thailands altes Establishment aus führenden Militärs, Bürokraten und Aristokraten 2006 glaubte, zum Teufel gejagt zu haben.
Doch den Schatten des Expremiers sind seine Gegner seither nicht losgeworden. Seit er mit der von ihm gegründeten Partei "Thais lieben Thais" 2001 erstmals antrat, hat Thaksin keine Abstimmung verloren. Selbst die Zwangsauflösung seiner Partei, der Putsch vom 19. September 2006 sowie mehrere umstrittene Entscheidungen der thailändischen Justiz schaffen es nicht, ihn und seine Unterstützer mundtot zu machen. Das macht den Expremier, der während seiner Amtszeit selbst alles andere als unumstritten war, zum Phänomen.
Der aktuelle Sieg der Thaksin-treuen "Puea Thai" muss respektiert werden. Sollten Thaksins Gegner erneut versuchen, dagegen anzugehen - sei es durch einen neuen Putsch oder durch juristische Interventionen -, wäre das eine Katastrophe für Thailand, das einmal als eines der progressivsten und stabilsten Länder Südostasiens galt. Der Wille von Millionen Wählerinnen und Wählern darf nicht nochmals missachtet werden. Das gehört sich so für ein modernes und demokratisch gesinntes Land, als das Thailand sich so gern nach außen hin präsentiert.
Angesichts der Erfahrungen der Vergangenheit, der Gewalt auf den Straßen und des harten Durchgreifens der Armee ist klar: Der Weg hin zu einer offenen Gesellschaft, in welcher Meinungsverschiedenheiten und politische Rivalitäten auf friedliche Weise ausgetragen werden, ist noch weit. Doch wenn das konservative Establishment auch in Zukunft nicht imstande oder willens ist, Kompromisse einzugehen, wird dies Thailand noch weiter zurückwerfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland