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Den Meisten in Deutschland ist das Phaenomen "Maidan" schlichtweg unverstaendlich. Einerseits ist es eine buergerliche Revolution bei der es nicht um die Umverteilung von Produktionsmitteln sondern um ganz klassische buergerliche Freiheiten geht und zum Anderen weil dieses Phaenomen von interessierten Kreisen als "faschistisch" stigmatisiert wurde. Was aber viel wesentlicher ist, in Deutschland ist dieses Phaenomen einer aktiven "nationalen" Buergergesellschaft nicht nachzuvollziehen. Wiederholt wird in Foren darauf hingewiesen, das jetzt "Oligarchen" wieder das Heft in die Hand nehmen wuerden. Und dabei wird ganz uebersehen, das Oligarch nur nach der Deutschen Definition Synonym fuer Reiche ist und das auf der anderen Seite die Ukrainische Gesellschaft sehr wohl ein Mass an Engagement an den Tag legt, wie es in Europa nicht mehr zu finden ist. Nur ein paar Beispiele: Studenten zwingen das Kultusministerium die gesamte Buchhaltung im Internet zu veroeffentlichen und so einen ersten Schritt gegen die Korruption zu unternehmen, Buerger spenden innerhalb einer Woche fast 4 Mio. Euro, um die Ukrainische Armee mit dem Noetigsten zu versorgen - fordern aber auch Rechenschaft ueber die Verwendung des Geldes. USW.
"Oligarch nur nach der Deutschen Definition Synonym fuer Reiche ist"
Das ist ja nicht mal ein brauchbarer Euphemismus, auch wenn es einer sein soll. Ansonsten bin ich doch ganz froh, dass die deutsche Zivilgesellschaft nicht so national geprägt ist, dass die NPD auf einmal im Verteidigungsministerium sitzt.
Das war also die ukrainische Revolution: Für die Oligarchen gibt's die Macht, für das Fussvolk Preissteigerungen, Rentenkürzungen und nationalistische Parolen. Und wer es wagt, dagegen aufzumucken, wird als ''Feind der ukrainischen Nation'' diffamiert und von der Nationalgarde verprügelt.
Wieso heißen eigentlich nur Unternehmer in Nicht-EU-Ländern eigentlich Oligarchen? Und wieso werden z.B. Albrecht, Klatten, Piech nicht Oligarchen genannt?
Dass er ein Unternehmer und Kapitalist ist, sagt nicht viel über seine Haltung zu faschistischen Gruppierungen in der Ukraine und seine Haltung zu Rußland.
@Age Krüger
Figuren wie Poroschenko und Timoschenko heissen Oligarchen, weil sie nicht durch unternehmerisches Geschick, sondern durch ihren politischen Einfluss zu Geld gekommen sind.
Thx für die Antworten an Cosmopol und Peter Wieland.
Dass man Oligarch auch von dem Begriff "Oligarchie" ableiten kann, wäre ich tatsächlich erstmal gar nicht drauf gekommen. Dann haben wir aber in der BRD eine ganze Menge Oligarchen wie eben Piech, Quandt oder auch die Vertreter von kapitalstarken AGs wie Ackermann bzw seine Nachfolger.
Bei der Definition von Peter Wieland muss man sich dann natürlich auch fragen, wieso da ein Unterschied gemacht wird zwischen russischen Kapitalisten und denjenigen, die durch gute Verbindungen zur Nazipolitik ihre Gewinne gemacht haben. Dann waren bzw sind auch Schickedantz oder die Familie (Goebbels-)Quandt oder Thyssen und Krupp Oligarchen.
Vielleicht sollte man den Begriff "Oligarch" in diesem Zusammenhang wirklich öfter auch bei deutschen Unternehmern verwenden.
...was man auf dem Maidan verhindern wollte. Ich wollte nur daran erinnert, Maidan war ein standardisiertes US-Regimewechsel, das mit Hilfe von Nazi-Kreisen durchgeführt worden ist.
Mit Oligarchen macht man am besten Geschäfte, siehe was in Russland mit Jelzin passiert ist. Der Westen liebt Oligarchen. Man kann mit ihnen ein Land erfolgreich ausbeuten.
mundderwahrheit
Wie heißt es so schön:"Die Geister, die ich rief"
Seit ihren Erfolgen bei den Landtagswahlen im Osten werden wieder Forderungen nach einem Parteiverbot der AfD laut. Wäre das eine gute Idee?
Kommentar Wahl in der Ukraine: Frühling mit Oligarchen
Pjotr Poroschenko wird die Präsidentschaftswahl in der Ukraine wohl gewinnen. Dabei verkörpert er genau das, was man auf dem Maidan verhindern wollte.
Poroschenko sucht den Kontakt auf dem Maidan in Kiew. Bild: reuters
Schon wieder soll ein Oligarch der Ukraine als Präsident vorstehen. Bereits jetzt scheint Pjotr Poroschenko als Sieger der für den 25. Mai angesetzten Präsidentschaftswahlen festzustehen. Dabei ist seine Präsidentschaftskandidatur genau das, was man auf dem Maidan immer hatte verhindern wollen. Man habe nicht seinen Kopf hingehalten, schimpfen viele Maidan-Aktivisten, um nun wieder einen Oligarchen an der Spitze des Landes zu haben.
Wie kaum ein anderer hatte es Poroschenko verstanden, immer auf der richtigen Seite zu stehen, hatte mit den Expräsidenten Juschtschenko und Janukowitsch eng in der Regierung zusammengearbeitet. Rechtzeitig hatte er sich dann von ihnen getrennt, um den Maidan zu unterstützen.
Trotzdem wird man auf dem Maidan die Kandidatur des Schokoladenkönigs zähneknirschend hinnehmen. Bereits jetzt ist die Bewegung gespalten. Viele wollen sich endgültig von den rechten Kräften, in denen man von Moskau gesteuerte Provokateure sieht, trennen. Mit der Kandidatur von Poroschenko macht sich ein weiterer Spaltpilz in der Bewegung breit.
Die Maidan-Forderung nach „Lustration“, also Durchleuchtung von Funktionsträgern der Opposition hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit den Herrschenden in der Vergangenheit, und dem Ausschluss aller Kollaborateure mit dem alten System von politischen Ämtern, könnte durch Poroschenkos Kandidatur bald ad acta gelegt werden. Der Milliardär ist bei den einfachen Menschen zu beliebt, als dass er wirklich Volkes Zorn befürchten müsste. Im Gegensatz zu Janukowitsch und Timoschenko hatte er immer Wert auf ein gutes Klima in seinen Betrieben gelegt und besser als in der Branche üblich bezahlt.
Bleibt nur zu hoffen, dass das Ergebnis der Maidan-Proteste nicht lautet: „In der Ukraine nichts Neues“.
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kommentar von
Bernhard Clasen
Journalist
Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und nd. 1980-1986 Russisch-Studium an der Universität Heidelberg. Gute Ukrainisch-Kenntnisse. Schreibt seit 1993 für die taz.
Themen
Journalismus im Angriffskrieg – taz Talk