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Ob schwarz, rot, grün - eine Ein-Partei-Regierung tut nie gut. Wenn die kontrolle fehlt, wird jeder über kurz oder lang hochmütig und selbstgefällig. Die Fallhöhe für Beck nach der vorigen wahl war extrem hoch, nur der Grüne Fallschirm rettet ihn ins Ziel. Beck sollte sich rechtzeitig überlegen, wen er als Nachfolger aufbaut, denn dass er selbst gerade noch so geduldet ist als MP, scheint mir eindeutig. Und wenn er es seinem Landsmann Kohl nachmacht, nämlich keine Götter neben sich zu dulden, dann darf die SPD in fünf Jahren mal wieder auskosten, wie hart die Oppositionsbank drückt.
1. liegt gut die Hälfte der Fläche von Rheinland-Pfalz nördlich des Weißwurstäquators und damit läßt sich die Region nicht mehr als Südwesten bezeichnen
2. ist Rheinland-Pflz keine Provinz, auch wenn dort der Glanz der Großstädte fehlt. Provinz gibt es nur in den Köpfen und nicht in der Geografie
3. zeigt der Wahlsieg der Hartz4-Koalition in zwei Bundesländern, daß es immer noch schlimmer geht
Becks naives Verplempern von zig Millionen am Nürburgring und seine vollendet unterbelichtete Initiative mit dem JMStV hat ihm hier kaum jemand wirklich übel genommen. Diejenigen, die den JMStV beurteilen konnten, wählen eh Piraten oder gar nicht. Durch die Finanzierungsaffäre der CDU stand es 1:1 zwischen SPD und CDU, und die Geschichten sind zu lange her, um sich nennenswert auszuwirken. Ein Land, das Kohl hervorgebracht und als Ministerpräsidenten ausgehalten hat, hat auch mit Beck kein Problem. Was Beck aber hoch angerechnet wird, ist die Kindergarten- und Unipolitik. Gegen den bundesweiten Trend gibt es hier keine Studiengebühren. D.h., da wo die SPD tatsächlich mal soziale Politik macht, kann sie punkten. Dass die Grünen auf einmal hier so stark wurden, haben sie Japan zu verdanken, und das einzige AKW (abgeschaltet, ohne passende Genehmigung in einem Erdbebengebiet gebaut), verdanken wir Kohl. Dankeschön.
ich weiß jetzt nicht, ob es wirklich nur an der vermeintlichen provinzialität becks liegt, dass er hier schon ewig regiert. ich bin aus rheinland-pfalz und ich glaube, dafür, dass hier nicht viel los ist, geht es uns ganz gut. warum sollte man beck da abwählen? trotzdem gut, dass nun auch einmal grün mitzureden hat. es gehört aber auch zum selbstverständnis der leute hier, dass man schon lange spd wählt. man möchte sich vom konservativen süden absetzen, mit dem man im rest von deutschland ("rheinland-pfalz gehört doch zu bayern, oder?") leider gern in verbindung gebracht wird. ansonsten gebe ich dem artikel absolut recht.
Sie ist lesbisch und die Frontfrau der homophoben AfD. Wie geht das zusammen? Gar nicht. Alice Weidel ist eine Schande für die lesbische Bewegung.
Kommentar Wahl in Rheinland-Pfalz: Beck again
SPD und Grüne werden Rheinland-Pfalz gemeinsam regieren und Kurt Beck bleibt Ministerpräsident: Man muss die Provinz im Südwesten diesmal wirklich loben. Uneingeschränkt.
Nach Fukushima werden SPD und Grüne Rheinland-Pfalz gemeinsam regieren - bis wenigstens 2016: Eine Koalition der Vernunft, auch gegen den atomaren Wahnsinn. Kurt Beck (SPD) bleibt Ministerpräsident.
Wegen der grauslichen Affäre um das irrsinnig teure, überdimensionierte Spaßzentrum am Nürburgring wurde er von den Wählerinnen und Wählern zwar abgestraft. Doch das Wahlvolk zwischen Pfalz, Mosel und Rhein gab dem südpfälzischen Platzhirsch am Ende doch wieder das Plazet. Wenn auch nur knapp vor der 24 Jahre jüngeren Herausforderin Julia Klöckner von der CDU.
Schon vor der Wahl hatten die spätestens seit dem Atomdesaster in Japan alleine Beck zugewandten Grünen gelästert, "dass der Rhein gefriert, wenn die Frau Klöckner lächelt". Tatsächlich schaffte es Beck eben eher, "Volksnähe zu demonstrieren". Und auch an der Skandalfront konnte Klöckner ihren bärtigen Kontrahenten nicht entscheidend bedrängen. Zu schwer wiegt die Finanzaffäre ihrer eigenen Altvorderen, die deren zögerliche Aufarbeitung dann feige alleine ihrer jungen Nachfolgerin überließen. Und dann fiel auch noch der radioaktive Hard Rain auf die Welt.
Sicher: Junge Aufsteiger und die elitäre Kulturbourgeoisie in den wenigen größeren Städten konnte die frühere Weinkönigin bei diversen Riesling- und Spätburgunderverkostungen mit ihrer Eloquenz beeindrucken und dafür auch schnell auf Dialekt umschalten. Beck aber ist die Inkarnation von Dialekt, wobei nichts an ihm dialektisch ist: Gelebte Provinz eben, und dafür lieben sie ihn. Nach der jetzt beginnenden Legislaturperiode wird Beck ein Vierteljahrhundert lang Ministerpräsident gewesen sein. Wo sonst gibt es das noch? Nirgendwo.
Klöckners Chance kommt vielleicht in fünf Jahren, wenn Beck dann in Rente mit 67 (Erfinder: SPD) geht. Das Allerschönste am Wahlausgang in Rheinland-Pfalz aber ist die Atomisierung der FDP im "Brüderleländchen". Man muss die Provinz im Südwesten diesmal wirklich loben. Uneingeschränkt.
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Kommentar von
Klaus-Peter Klingelschmitt