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Kommentar Wahl in FrankreichMerkel ist kein Naturgesetz

Ines Kappert
Kommentar von Ines Kappert

Die deutsche Alleinherrschaft in Europa ist vorbei: Die französischen WählerInnen haben dafür gesorgt, dass wieder verhandelt werden muss.

E in Sozialist ist an der Macht. Oh Gott! Sofort mucken die Börsen auf, der Euro purzelt und die Konservativen beschwören gemeinsam mit vielen, vielen MedienvertreterInnen das Schlimmste. Chaos, Streit, Schulden, Wirtschaftskrise stünden jetzt bevor. Aber ist diese dunkle Prophezeiung nicht längst Gegenwart?

Doch, natürlich. Deshalb waren sich vor der Wahl in Frankreich ja so gut wie alle einig, dass es so nicht weitergehen könne. Sparen allein helfe vielleicht doch nicht, das Raunen schwoll an, blieb aber in der Tabuzone. Niemand traute sich ernsthaft, von Angela Merkel zu fordern, staatliche Investitionen nicht länger als Teufelszeug zu brandmarken. Das wird sich jetzt ändern. Für Panik ist das kein Grund, im Gegenteil.

Denn mit der Wahl von François Hollande kommt kein Schwenk ins linksradikale Lager, das Establishment muss sich kein Herz fassen, der Kapitalismus bleibt unangetastet. Stattdessen wird nur das Offenkundige salonfähig, das heißt debattierbar: Die Austeritätspolitik von Merkel/Sarkozy hat als Rettungsmodell nicht funktioniert.

Bild: Wolfgang Borrs
Ines Kappert

ist Leiterin des Meinungsressorts der taz.

Ab jetzt werden sich die Kanzlerin und ihre Entourage Fragen und Kritik auf Augenhöhe gefallen lassen müssen. Die Zeit der deutschen Alleinherrschaft in Europa ist vorbei. Es muss wieder verhandelt werden, es müssen wieder Kompromisse gefunden werden. Das allein ist eine gute Nachricht, denn damit kehrt die Demokratie zurück in die Europapolitik. Womöglich ebnet der Machtwechsel in Frankreich der CDU-Chefin sogar den huppeligen Weg in die große Koalition. Denn wenn sie Kurskorrekturen dem bösen Paris anlasten kann, wäre sie ja aus dem Schneider. Die Empörung der Konservativen ist also mit Vorsicht zu genießen.

Auch noch offen ist, ob Hollande sich mit seinem Konzept, den Arbeitsmarkt mithilfe von Steuergeldern von unten wiederzubeleben, auch nur in Frankreich wird durchsetzen können. Die Konservativen im eigenen Land sind längst nicht geschlagen, genauso wenig wie die von Sarkozy gepäppelten Rechtsradikalen. Letztlich werden erst die französischen Parlamentswahlen im Juni über den Machtstatus von François Hollande und seine Alternativvorschläge entscheiden. Und damit auch über die Zukunft der Europäischen Union.

Schon jetzt aber kann niemand mehr behaupten, der deutsche Weg sei alternativlos. Merkel ist kein Naturgesetz. Das gezeigt zu haben, ist das große Verdienst der französischen WählerInnen.

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Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung.   Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung.   Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien.   Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008).   Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
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5 Kommentare

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  • M
    Momo

    @von Horsti__"Die anderen" haben längst bezahlt. Das seit Ende der 90er Jahre von Deutschland betriebene Lohn-, Sozial- und Unternehmensteuerdumping hat die allermeisten Staaten der Eurozone gegen die Wand kalkuliert und ist der Hauptverantwortliche für die ökonomischen Schieflagen innerhalb der Eurozone!

  • B
    Beelzebub

    "...denn damit kehrt die Demokratie zurück in die Europapolitik."

     

    So ein Blödsinn! Als ob es in dem durch und durch antidemokratischen Völkergefängnis EUSSR jemals auch nur ansatzweise in kleinsten homöpathischen Dosierungen so etwas wie Demokratie (Demokratie = Volksherrschaft) gegeben hätte.

     

    Die Völker der EUSSR im allgemeinen und das deutsche Volk im besonderen werden auch in Zukunft nicht gefragt werden, ob sie weiterhin wertlosen Eurodreck statt einer stabilen soliden Währung haben wollen, ob sie weiterhin millardenteure Kriegseinsätze am Hindukusch und anderswo finanzieren wollen, die ausschließlich der Rüstungsindustrie nützen und last not least wird es, so lange die EUSSR existiert, in Deutschland garantiert niemals eine Volksabstimmung darüber geben, ob wir weiterhin it unseren Steuergeldern als rechtlose Zahlsklaven für die Schulden sämtlicher anderer Staaten der EUSSR aufkommen wollen.

     

    EUROCRATE, SERS-TOI DE TA CRAVATE!

     

    http://sosheimat.files.wordpress.com/2012/05/sticker_2209908b.jpg

  • KS
    Karl Sonneschein

    @Horsti

     

    Deutschland hat es tatsaechlich schwer. Ein Land das noch nicht einmal seine eigene Bevoelkerung adequat versorgen kann muss an die EU Abgaben entrichten.

     

    Man kann wirklich nur hoffen das sich in Europa was veraendert, Deutschland inklusive.

  • H
    @Horsti

    Genau das habe ich auch gedacht.

     

    Der Herrscher bekommt ja in der Regel Geld, wir hingegen zahlen.

     

    Schon witzig. Ist aber egal. Die Sozis werden das Schneeballsystem zum kolabieren bringen.

     

    Der Spuk ist bald vorbei.

     

    Ach ja: Die Ursache des Problems ist niemals Teil der Lösung.

  • H
    Horsti

    "Die deutsche Alleinherschafft in Europa ist vorbei"?

     

    Na prima, dann zahlen ja endlich auch die anderen, ganz sozialdemokratisch.