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Kommentar Wahl FrankreichDa lachen die Rechtsradikalen

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Sarkozy wurde wie erwartet abgestraft. Mit seinem Rechtspopulismus hat er dem rechtsextremen Front National einen überraschenden Erfolg beschert.

Wahlkampf zwischen rechts und ganz rechts: Sarkozy und Le Pen. Bild: reuters

Drei Viertel der Franzosen und Französinnen haben gegen Nicolas Sarkozy gestimmt.“ Ségolène Royal rechnet mit ihrem ehemaligen Wahlgegener von 2007 ab und fast alle in Frankreich freuen sich mit ihr über die Ergebnisse der ersten Runde.

Denn bei allen Unterschieden, die Franzosen wollten den bisherigen Staatspräsidenten abstrafen und das ist ihnen gelungen. Sarkozy bleibt nicht einmal eine geringe Wahlbeteiligung als Ausrede. 80 Prozent gingen wählen!

Sarkozy hat nun noch zwei Wochen, um erstens einfach so zu tun, als könne ihm diese deutliche Desavouierung durch die Wahlberechtigten nichts anhaben, und zweitens für die „große Überraschung“ zu sorgen, die er bereits seit Tagen seinen besorgten Anhängern und Mitstreitern versprochen hat.

Bild: taz
Rudolf Balmer

ist Frankreich-Korrespondent der taz.

Die eigentliche Überraschung jedoch hat die lachende Dritte den beiden Favoriten bereitet. Marine Le Pen vom Front National (FN) hat rund 18 Prozent der Stimmen erhalten. Wie andere rechtspopulistische Bewegungen in Europa hat sie damit belegt, dass die Krise reflexhaft nationalistische Reaktionen auslöst und fremdenfeindliche Programme als vermeintliches Rezept attraktiv macht.

Sarkozy hatte sich der aggressiven FN-Propaganda bereits weit angenähert. Er wollte damit dem FN wie 2007 das Wasser abgraben. Er hat das Gegenteil erreicht und ist darum für den Vormarsch der extremen Rechten in Frankreich verantwortlich. Er wurde von Le Pen ausgetrickst.

An François Hollande ist es nun, bei diesen Wahlen die Grundwerte der französischen Republik zu verteidigen, die der bisherige Präsident für das Linsengericht von ein paar Prozenten aus dem FN-Lager zu verschachern bereit ist. Je mehr sich Sarkozy aus Opportunismus bei den Rechtspopulisten anbiedert, desto glaubwürdiger wird Hollande in seiner Rolle als Retter vor dem ganz rechts klaffenden Abgrund.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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16 Kommentare

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  • L
    Lügenbaron

    Frankreich ist es –

    genau wie England, die Niederlande,

    Dänemark, die Schweiz, Österreich, Italien... –

    eben leid, dass sich ungebremst massenhaft

    islamische MigrantInnen

    in ihren Sozialsystemen einnisten.

     

    Das ist die Ursache für den Erfolg der FN.

    Ganz demokratisch übrigens.

  • B
    broxx

    Was ist an der neuen FN fremdenfeindlich? Schon mal ne Massenanbetung auf offener Strasse miterlebt und dann beschimmpft worden (Kuffar usw)? Das sind Machtspiele, die der FN unterbinden will.

    Hauptsache immer schön die Augen zu und "toll-erant" bleiben?

  • G
    Gallier

    Man sollte in Deutschland aufhören, die FN als rechtsextrem zu bezeichnen. Mit Parteien wie der deutschen NPD hat sie gar nichts gemein. Die FN hat sich von einer populistischen Bewegegung zu einer regulären Partei entwickelt. Schuld daran ist auch Sarkozy, weil er ein Repräsentant der neoliberalen Globalisierung ist, aber keinen Weg weiss, wie man Frankreich eine für das Land lebbare Rolle in dieser brutalen Wirtschaftsglobalisierung verschafft. Statt dessen huldigt er Merkel und dem "deutschen Modell", Merkel, die mit ihrem Sparfimmel nach Hausfrauenart Unheil über Europa bringt.

  • T
    Trebor

    "Hollande in seiner Rolle als Retter vor dem ganz rechts klaffenden Abgrund."

     

    In dem er die Franzosen den linken Abrund hinunter schickt, was für eine Zukunftsausicht. Da war Sakozy ja wirklich die goldene Mitte.

  • L
    LePenner

    Als ich heute morgen im radio hörte wie "unerwartet" so viele franzosen le pen gewählt haben, musste ich schmunzeln.

  • F
    Franzman

    Das Gegenteil wird der Fall sein. Kommunisten wie Hollande werden den französischen Karren noch weiter in den Dreck fahren. Sarkozy hat in seiner Arroganz nicht erkannt, was die Franzosen wirklich wollen und brauchen und welche Probleme immer schlimmer werden.

     

    Die Front National ist keine franz. NPD, sondern eher eine franz. CSU, die dem französischen Nationalbewußtsein entspricht. Die zunehmenden Anhänger und Wähler, welche eine Rückbesinnung auf bewährte konservative Werte fordern, stehen angesichts der schlimmen Lage, politisch im Aufwind. Zurecht. Sarkozy hat zu spät erkannt, das deren Themen und Lösungen ihm einen Wahlerfolg beschert hätten. Vielleicht tun die FN-Wähler es im Stichverfahren.

  • D
    Demokrat

    @Demokratin

     

    Den Linkspopulismus gibt es genauso wie den Rechtspopulismus. Und wenn man es so bezeichnen will, gehört dazu auch der Umweltpopulismus.

  • T
    tommy

    Mich würde ja mal eine Analyse der FN-Wähler interessieren. An anderer Stelle habe ich gelesen, dass ca. 25% der jungen Wähler für den FN sind - angesichts der Tatsache, dass unter den jüngeren Altersgruppen viel mehr Personen mit Migrationshintergrund sind, die sicherlich nicht FN wählen, würde dies ja bedeuten, dass ein sehr hoher Prozentsatz der jungen Franzosen ohne Migrationshintergrund FN wählt...ein Zeichen, dass die lange Dominanz der Linken unter der Jugend angesichts der immer offenkundigeren Folgen von Masseneinwanderung bröckelt? Wird der FN am Ende zur "weißen Partei", also der Partei der alteingesessenen Franzosen, während die Linken nur noch von Einwanderern und ihren Nachkommen gewählt werden - ähnlich wie das ja in den USA mit Republikanern und Demokraten zunehmend der Fall ist? Man darf gespannt sein...

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Was auch immer man als Grundwerte der Französischen Republik betrachten möchte. Eine lustige Vorstellung, dass diese vermeintlichen Grundwerte genau bei der Linken verteten wären.

    In Deutschlang jedenfalls sind die linken Grundwerte nur noch "gegen rechts" und "gegen Rassisten". Und wer gegen uns ist, der ist Rassist und/oder Nazi.

  • F
    Fritz

    Le Pen "siegt" mit den gleichen Parolen, mit denen auch die "Linken" werben. Auslaenderfeindlich ist sie naemlich NICHT!

  • N
    nanina

    Das hat wohl weniger etwas mit rechts- oder linksradikal zu tun, sondern einfach mit der Tatsache, dass es die etablierten Parteien nicht schaffen, die Probleme zu lösen.

    Hier helfen weder Alarmglocken gegen rechts noch Schadenfreude.

    Die Probleme in Europa werden immer größer. Das System gerät aus den Fugen. Kontraproduktiv sind da vor allem linke und rechte Verteuflungen, die so bequem zur Hand sind.

    Die Probleme müssen offen diskutiert werden und nicht ständig mit Schubladendenken abgewiegelt werden, wenn sie uns nicht um die Ohren fliegen sollen.

  • S
    Swanni

    "Drei Viertel der Franzosen und Französinnen haben gegen Nicolas Sarkozy gestimmt.“

     

    Das kann man genauso über Hollande sagen

  • K
    Karl

    Was für eine verschobene Logik:

     

    "Mit seinem Rechtspopulismus hat er dem rechtsextremen Front National einen überraschenden Erfolg beschert."

     

    Er hat wohl vielleicht eher dafür gesorgt, dass die FN nicht über 20% gekommen ist.

     

    Holland ist nach deutschen Maßstäben ganz klar als nationalistisch zu bezeichnen.

    Bloß hat man damit natürlich ein Problem, wenn bei einem Sozialisten blötzlich der Nationalismus durchkommt. Darum gibt ja auch keine Attacken von ihm gegen Le Pen.

  • T
    tunichtgut

    "Sarkozy hatte sich der aggressiven FN-Propaganda bereits weit angenähert. Er wollte damit dem FN wie 2007 das Wasser abgraben. Er hat das Gegenteil erreicht und ist darum für den Vormarsch der extremen Rechten in Frankreich verantwortlich."

    Bitte erläutern Sie Ihre Behauptung.

  • A
    André

    Obwohl Hollande nicht große ideologische Ausstrahlungskraft hat, wird er gewinnen, schon alleine, weil die Fron Natioanl genauso Anti-Sarkozy ist wie die linken Parteien. Und bislang habe ich nicht ein einziges versöhnliches Statement von Le Pen für Sarkozy gehört. Im Gegenteil, Sarkozy hat Franzosen mit gutem Recht Verbesserungen in vielen Bereichen versprochen, die er nicht halten konnte.

     

    Da sind vor allem die Großsiedlungen, in denen 15 Prozent aller Franzosen leben und die teilweise von extremer Arbeitslosigkeit, Armut, Kriminalität und Anarchie geprägt sind. Dank großer Wohnungsnot gibt's zwar genug Interessenten für die Wohnungen in diesen Siedlungen, aber die Risiken dort sind hoch und diese Menschen hat Sarkozy enttäuscht, weder konnte er die Kriminalität dort deutlich stoppen, noch konnte er die Jugendlichen und Kriminellen dort in irgendeiner Weise wieder integrieren.

     

    Es war eben alles nur eine Show und deswegen tippe ich darauf, dass viele Wähler einfach aus Frust Le Pen gewählt haben und im zweiten Wahlgang nicht kommen oder für Hollande stimmen, um Sarkozy los zu werden. Letztlich hat Sarkozy für alles und nichts geworben, gemacht hat er tatsächlich gar nichts, außer mit Merkel Süd-Eruopa an den Rand einer Pleite getrieben.

  • D
    Demokratin

    Wer bei 18% Zustimmung für eine Partei, die seit Jahrzehnten zur Wahl steht und mehrmals zweistellig gewählt wurde, noch von Rechtspopulismus schreibt, verkennt die Realität.

     

    Oder sind Linke und Grüne ab sofort links- und umweltpopulistisch?