piwik no script img

Kommentar WHOGrößter möglicher Skandal

Andreas Zumach
Kommentar von Andreas Zumach

Mit ihrem feigen Versteckspiel angesichts der Atomkatastrophe in Fukushima macht sich die WHO mitschuldig an der Erkrankung und am Tod tausender Menschen.

D er Zweck der Weltgesundheitsorganisation besteht darin, allen Völkern zur Erreichung des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu verhelfen. Eine aufgeklärte öffentliche Meinung sowie eine aktive Mitarbeit der Öffentlichkeit haben eine wesentliche Bedeutung für die Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerungen."

So steht es in Artikel 1 der Satzung der 1948 gegründeten WHO, der größten der rund 35 UNO-Sonderorganisationen. Doch seit 52 Jahren verstößt diese WHO in eklatanter Verweis gegen ihren Satzungsauftrag. Das Abkommen mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) vom Mai 1959, mit dem sich die WHO zur weitgehenden Inaktivität mit Blick auf die gesundheitlichen Gefahren radioaktiver Strahlung verpflichtet, ist der größte und am längsten andauernde Skandal des weltweiten UNO-Systems.

Mit ihrem feigen Versteckspiel angesichts der Atomkatastrophe in Fukushima macht sich die WHO wie schon nach Tschernobyl und dem Einsatz von Uranmunition im Irak und in Exjugoslawien mitschuldig an der Erkrankung und dem Tod zehntausender Menschen.

Bild: kristin flory

ANDREAS ZUMACH ist taz-Korrespondent aus Genf.

Verantwortung für das eklatante Versagen der WHO tragen die 193 Mitgliedsstaaten. Sie haben 1959 das Selbstknebelungsabkommen mit der IAEO abgesegnet. Nur sie können dieses Abkommen auch wieder aufheben. Doch trotz zahlreicher Vorstöße von Nichtregierungsorganisationen in den letzten zehn Jahren war bislang kein Mitgliedsland dazu bereit, einen entsprechenden Antrag einzubringen.

Die nächste Gelegenheit dazu bietet die WHO-Generalversammlung im Juni in Genf. Philipp Rösler, Angela Merkel: Hier wäre eine Gelegenheit, die gewachsene Verantwortung Deutschlands in der Welt zu beweisen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.
Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • H
    hto

    "Größter möglicher Skandal" - Sündenbock aus dem System heraus bestimmt und basta!?

  • T
    Thomas

    Die WHO ist doch nicht für den Gesundheitszustand verantwortlich!! Siehe Vogel- oder Schweinegrippe.

    Erst den westlichen Ländern vorschreiben dass sie die Impfungen kaufen müssen. Als dann aber klar war, dass diese Impfung selber gesundheitsschädigend war wurde in der westlichen oder besser in den Industrieländern die Vorschrift langsam zurückgezogen. Aber dass die Geldgeber der WHO nicht zu kurz kommen, wurden die Auflagen einfach für die Entwicklungsländer geschaffen. Da ist es anscheinend auch egal wenn die Menschen daran(an der Impfung nicht an dem künstlichen Virus) sterben. Soviel zur der Pflicht der WHO.

    Sorry aber jegliche Einrichtung wie WHO oder UN stehen nicht für das Wohl der Menschen ein. Bsp: eine UN-Resolution besagt als Ziel die Begrenzung der Weltbevölkerung auf ca. 500.000.000

  • EH
    Ernst-Friedrich Harmsen

    Die IAEO ist eben keine Unterorganisation der UN, sondern eine ganz eigene, der die Staaten als Mitglieder angehören. Sie ist Lobby-Organisation der Atom-Betreiber; so ist das Verhalten, jeden Kritiker zur Ruhe zwingen zu wollen, auch leichter verständlich, aber auch, dass die offizielle iranische Atom-Forschung sich im Rahmen der IAEO-Bedingungen hält, die die Mitglieder dieser Organisation eingegangen sind. Die USA, Israel und wir West-Europäer halten diese für gefährlich; das kann man ja verstehen.

  • UF
    Ullrich F.J. Mies

    Ist doch völlig klar, dass Angela Merkel und Herr Rößler diesen Antrag einbringen werden, versteht sich doch von selbst, logo! - sind doch Vorkämpfer für Menschenrechte, die Erhaltung der Gesundheit, den Frieden usw.

     

    Top-Regierung, nur leider für die Geschichts-Mülltonne, wie schon die Vorgänger.

  • E
    ein.kommentar

    Wie die Schweinegrippe uns gezeigt hat, reagiert die WHO nur, wenn die Pharma-Mafia damit Geldverdienen kann. Dann aber richtig, mit Panikmache auf allen Kanälen.