Kommentar Vegetarischer Tag für Bremen: Wenn schon, esst besseres Fleisch!
Der Verzicht schärft das Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln und lässt die Achtung vor denen wachsen, die sie erzeugen. Mit Genussfeindlichkeit hat das nichts zu tun.
D er Vorschlag, alle BremerInnen sollten einmal die Woche auf Fleisch verzichten, ist in vielerlei Hinsicht positiv - nicht nur im Hinblick auf den Klimawandel und die Gesundheit: Er ist handhabbar, zumutbar und kann mit einem direkten Gewinn an Lebensqualität verbunden sein.
Einmal die Woche vegetarisch zu kochen, sollte die Phantasie selbst des hartgesottensten Schnitzel-Braters nicht überfordern. Ein bisschen Gemüse zu dünsten oder im Dampfkochtopf zu kochen dauert nicht viel länger als das Braten eines Steaks, wobei ja auch das Steak in den seltensten Fällen ohne Beilagen verzehrt wird.
Einmal die Woche auf Fleisch zu verzichten knüpft bezeichnenderweise an die religiöse Tradition an. Sie führt uns vor Augen, dass es nicht selbstverständlich ist, stets im Überfluss zu essen zu haben. Der Verzicht schärft das Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln und lässt die Achtung vor denen wachsen, die sie erzeugen.
Das Schöne dabei ist, dass das nichts mit Genussfeindlichkeit zu tun hat. Im Gegenteil: Wer den einen Tag auf Fleisch verzichtet, kann sich am andern ein besseres Stück leisten: eins aus ökologischer Landwirtschaft, von einem Tier, das nicht blöde gezüchtet und mit Turbo-Futter in Rekordzeit zur Schlachtreife gemästet wurde. Wenn schon Fleisch, dann wenigstens solches das schmeckt!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vor der Bundestagswahl
Links liegen gelassen
Migrationsdebatten
Fachkräfte rein
Evangelische Kirche im Osten
Wer will heute noch Pfarrer werden?
Neue Altkleider-Verordnung der EU
Gut fürs Gewissen, mehr nicht
Debatte nach Silvester
Faeser und Wissing fordern härtere Strafen
Das dritte Geschlecht
Mein Leben als „X“