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Kommentar VW-TarifabschlussMehr Geld trotz Krise

Kommentar von Richard Rother

Während bei Opel die Mitarbeiter Angst um ihren Job haben, konnte die VW-Belegschaft fast geräuschlos einen höheren Lohn aushandeln.

E s scheint ein kleines Wunder zu sein: Während die Beschäftigten eines wichtigen Autokonzerns in Deutschland, Opel, Angst um ihre Jobs haben, die möglicherweise nur mit Milliardenhilfen des Staates gerettet werden, können sich die Mitarbeiter des Konkurrenten VW durchaus freuen. Ihre Arbeitsplätze sind weitgehend sicher - und sie bekommen ab dem kommenden Jahr 4,2 Prozent mehr Lohn. Das sieht der Tarifabschluss für die rund 95.000 VW-Beschäftigten in Westdeutschland vor, den Volkswagen und IG Metall jetzt erzielten - ohne dass es Arbeitskampfmaßnahmen gegeben hätte.

Ähnlich geräuschlos und mit einem fast identischen Ergebnis war schon vor einem Jahr - als die Krise begann - der Tarifkompromiss für die Metall- und Elektroindustrie erzielt worden. Nach Jahren des Aufschwungs und satter Unternehmensgewinne hatten sich damals die Beschäftigten viel mehr erhofft. Da Streikdrohungen aber in der Krise wirkungslos verpuffen, mussten sie sich letztlich mit einem relativ kleinen Plus begnügen.

Den VW-Beschäftigten geht es heute ähnlich. Sie fuhren Sonderschichten, um die Nachfrage nach VW-Fahrzeugen zu bedienen, die wegen der Abwrackprämie stark stieg. Aber wie es nach dem Ende der Prämie weiterläuft, weiß niemand. Daher war die IG Metall bereit, für das Lohnplus einige Kröten zu schlucken. So werden erstmals für alle Beschäftigten leistungsabhängige Entgeltkomponenten eingeführt, und die Bedingungen für die Übernahme von Auszubildenden verschlechtern sich. Das zeigt: Selbst an VW und seinen Beschäftigten geht die Krise nicht spurlos vorüber. Das hat auch Auswirkungen auf die Metalltarifrunde im nächsten Jahr, die Vorbild für andere Branchen ist. Viel zu holen wird nicht sein. Leider.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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