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Kommentar Union und die KernkraftKostspielige Atomlobby

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Atomskepsis hat auch das bürgerliche Milieu erfasst. Vor allem für die Union steigt damit der politische Preis, den sie für die Erfüllung der Wünsche der Atomwirtschaft bezahlen muss.

Bisher haben Union und FDP ignorieren können, dass eine breite Mehrheit der Deutschen die längere Nutzung der Atomkraft strikt ablehnt. Schließlich sind sie im September trotz ihres Pro-Atom-Kurses mit deutlicher Mehrheit gewählt worden. Mit den jüngsten Protesten ändert sich das.

Denn am Samstag sind nicht nur mehr Menschen gegen Atomkraft auf die Straße gegangen als jemals zuvor. Es zeigt sich zudem immer deutlicher, dass der Protest tatsächlich breitere Milieus erreicht - auch solche, in denen nicht automatisch Rot oder Grün gewählt wird. Je konkreter die Atompläne von Union und FDP werden, desto mehr wird sich dies verstärken. Und die Medien, das zeigt sich schon jetzt, geben der Bewegung und ihren Argumenten viel Raum.

Bild: taz

Malte Kreutzfeldt ist Leiter des taz-Ressorts Ökologie und Wirtschaft

Vor dem Hintergrund, dass die Unterstützung für Schwarz-Gelb ohnehin abnimmt, kann die Atomfrage darum, anders als noch im September, künftig tatsächlich wahlentscheidend werden. Vor allem für die Union steigt damit der politische Preis, den sie für die versprochene Erfüllung der Wünsche der Atomwirtschaft bezahlen muss.

Gleichzeitig ist für die AKW-Betreiber der Wert einer von Union und FDP bewilligten Laufzeitverlängerung mit den neuen Massenprotesten deutlich gesunken. Denn SPD, Grüne und Linke haben sich auf den Demonstrationen so klar und eindeutig zum Atomausstieg bekannt, dass sie kaum dahinter zurückfallen können, wenn sie - in welcher Koalition auch immer - an einer Regierung beteiligt sind. Die Konzerne können darum nicht darauf vertrauen, dass die schwarz-gelben Entscheidungen Bestand haben werden. Unter diesen Bedingungen sind die auch von Union und FDP als Bedingung für eine Laufzeitverlängerung geforderten Sicherheitsauflagen aber kaum rentabel. Und auch für andere Investitionsentscheidungen ist eine dauerhafte Unsicherheit über die künftige Struktur der Energieversorgung sehr störend.

Wenn Angela Merkel ihre Entscheidungen tatsächlich stets vom Ende her plant, müsste ihr also bald auffallen, dass ihre Partei mit dem Pro-Atom-Kurs nicht viel gewinnen kann. Die nach der NRW-Wahl vermutlich geänderten Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat geben ihr die Möglichkeit, zu verkünden, dass die Befriedigung der Atomlobby derzeit nicht möglich ist. Und auch die Atom-Hardliner werden sich ihrem Pragmatismus beugen müssen.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.

3 Kommentare

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  • A
    Amos

    Atomkraft ist Mord. Nur keiner weiß, wann ?

  • KB
    Käpt'n Bär

    Der Spruch mit dem Strom aus der Steckdose wurde übrigens mit großem Aufwand von der Atomlobby unter's Volk gebracht.

    Aufkleber, u.a. mit diesem Spruch waren in dem "Informationspaket" welches jedem z.b. jeder Besucher des AKW Stade in die Hand gedrückt wurde.

    Wenn man keine Argumente hat, muß man doch irgendwie die Leute mit den guten Argumenten diskreditieren können.

  • A
    Alex

    Atomkraft?

    Strom kommt aus der Steckdose!