Kommentar Umweltpolitik: Altmaiers Ansprüche
Der Minister meint, allein mit Änderungen im Bewusstsein der Bürger sei der Umwelt gedient. Das greift zu kurz. Altmaier kann nur mit Taten glänzen.
ist Redakteurin im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.
R egelmäßig ermittelt das Umweltministerium, was die Deutschen über die Umwelt denken. Regelmäßig stößt es dabei auf Widersprüchliches. Beim letzten Mal ergab die Umfrage, dass die Deutschen zwar Ökostrom, aber keine Windräder wollen. Diesmal, dass die Bürger Umweltpolitik zwar für sehr wichtig halten, ihnen aber umweltbewusstes Verhalten „im Alltag offenbar nicht immer leicht“ fällt.
Ach was. Umweltbewusstes Verhalten fällt im Alltag nicht nur manchmal schwer, sondern ist ab und zu geradewegs dumm. Zum Beispiel ist es häufig günstiger, mit einem Billigflieger zu reisen als mit der Bahn. Ein Haus energetisch zu sanieren rechnet sich in vielen Fällen erst für die Enkel der Besitzer. In anderen Bereichen ist umweltbewusstes Verhalten völlig unmöglich. Ein ökologisches Mobiltelefon ist derzeit nicht im Angebot.
Wenn Umweltminister Peter Altmaier also meint, mit dem richtigen Bewusstsein ließe sich mehr erreichen als mit gesetzlichen Regelungen, dann irrt er. Natürlich lässt sich immer an die Verbraucher appellieren, entweder mit Verzichtsdiskursen („Ihr braucht gar nicht alle 18 Monate ein neues Smartphone“) oder mit dem Versuch, ökologisches Verhalten zu popularisieren („ein 3-Liter-Auto ist so cool“). Problem: Die Breitenwirkung, die angesichts unserer Ressourcen- und Klimakrise nötig wäre, erreicht man mit keinem von beiden.
Der angebliche Widerspruch ist denn auch vielmehr ein Arbeitsauftrag an den Umweltminister. Er kann umweltschädliche Subventionen abbauen, mit seiner Kollegin im Agrarressort einen Streit über die europäische Agrarpolitik anzetteln, die Energiewende befeuern, statt sie zu bremsen. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen vor allem eins: Die Ansprüche der Bürger an Altmaiers Politik sind größer als seine eigenen.
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