piwik no script img

Kommentar US-WaffendebatteEndlich führt Obama

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Endlich zeigt ein Präsident in der Waffendebatte Führungsqualitäten und weicht nicht von vorneherein dem Druck der Waffenlobby.

D as Gesetzespaket, das der Staat New York am Dienstag im Eilverfahren verabschiedete, ist der größte Schritt in Richtung verbesserte Kontrolle des individuellen Besitzes von Schusswaffen in den USA seit fast 50 Jahren. Und es ist die Blaupause für die Vorschläge, die Präsident Barack Obama am Mittwoch in Washington auch für die Bundesebene vorstellte.

Kernpunkte: ein Verbot von Sturmgewehren – definiert als Waffen, die militärisch aussehen –, Verbot von Magazinen mit mehr als sieben Schuss – auf Bundesebene sprach Obama von zehn Schuss – und eine Verschärfung der Vorgabe, den persönlichen Hintergrund von Waffenkäufern zu durchleuchten. Dazu: bessere Datenbanken über Vorbestrafte und geistig Gestörte, mehr Polizei an den Schulen.

Was davon letztlich in Kraft tritt? Abwarten: Auch wenn Obama alles unternehmen will, was die Exekutive ohne Zustimmung des Kongresses tun kann, so stößt er doch an seine Grenzen. Dennoch: Endlich zeigt ein Präsident in dieser Frage Führungsqualitäten und weicht nicht von vornherein dem Druck der Waffenlobby.

Bild: taz
Bernd Pickert

ist Redakteur im Auslandsressort der taz und zuständig für die Amerika-Berichterstattung.

Das alles sind gute Nachrichten. Aber selbst wenn alle Vorhaben umgesetzt werden, dürfte die reine Zahl der Gewaltverbrechen mit Schusswaffen zumindest kurzfristig kaum zurückgehen. Das Verbot von Sturmgewehren etwa ist zwar populär, weil nun wirklich niemand begründen kann, warum man zu Jagd, Sport oder Selbstverteidigung eine Waffe benötigen sollte, die aussieht, als wenn sie von Soldaten in der Schlacht benutzt wird.

Aber: Von den rund 6.550 Schusswaffentoten in den USA 2011 starben nur 323 durch Gewehrschüsse – alle anderen durch einfache Handfeuerwaffen. Und: Es sind bereits 250 bis 300 Millionen Schusswaffen im Umlauf – neue Verkaufsrestriktionen können da zumindest kurzfristig wenig bewirken. Der Weg zu friedlicheren Vereinigten Staaten ist noch weit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • F
    FaktenStattFiktion

    "Von den rund 6.550 Schusswaffentoten in den USA 2011 starben nur 323 durch Gewehrschüsse."

     

    Sehr richtig - und hier sind die Selnstmorde noch nicht einmal herausgerechnet.

     

    Noch deutlicher habe ich nirgends gelesen, wie absolut sinnlos ein Verbot von Langwaffen ist.

  • A
    Arne

    So ein Kommentar kann auch nur aus Deutschland kommen. Wahrscheinlich hat der Autor noch nie einen Joint gesehen, ist nie bei Rot über eine Ampel gegangen und hat noch nie im Halteverbot mal geparkt.

    Die Schlußfolgerung, dass alle Bevölkerungen der Welt so dämlich sind, dass man nur ein Gesetz machen muss und sich alle daran halten, kann nur aus Deutschland stammen. Hier wird i.d.R. nur zur Waffe gegriffen, wenn Kaiser, Führer und Kanzler zum Morden von Juden, Kommunisten, Russen und anderen Ausländern aufrufen. Dass dann zwar mir Begeisterung und mit grausameren Ergebnissen als sonstwo in der Welt. (Naja, jetzt sind auch mal die Arbeitslosen in Jobcentern dran, wenn sie ein Küchenmesser in der Hand halten, weil der deutsche Durchscnittspolizist nicht so schießen kann, dass der Bedroher entwaffnet und kampfunfähig ist, sondern aufgrund der geringen finanziellen Mittel ihm soviele Übungsschüsse pro Jahr zustehen wie wahrscheinlich durchschnittlich jedes zweite Schulkind in den USA monatlich übt. Jaja, ich weiß: Schrecklich, Kinder, die mit Schußwaffen umgehen können, dann lieber mal eine zufällig erschossene Arbeitslose in der BRD.)

     

    Und wenn Waffenverbote per Gesetz die USA friedlicher machen, wie lange dauert es dann noch, bis wir in der BRD so friedlich werden wie in New Hampshire (Getöte Personen auf 100000 mit Schußwaffen: 0,2 lt. Wiki. In der BRD: 0,8), ein Bundesstaat, in dem jeder eine normale Waffe kaufen oder verkaufen ohne Registrierung oder dass es in der BRD wenigstens so friedlich wird wie in South Dakota (0,3), ein Bundesland, in dem das gleiche Recht gilt wie in Florida, wo jeder seine Waffe gebrauchen kann, wenn er sich bedroht fühlt.

     

    P.S.:Eigentlich bin ich es leid, zu diesem Thema immer nur mit spitzfindigen Vergleichen oder anderen rhetorischen Mitteln zu reagieren. Aber ich habe bislang weder hier noch in der Druckausgabe mal einen Artikel gefunden, der dieses Phänomen mal erklärt, warum trotz offenbar sehr freier Waffengesetze manche Staaten in den USA eine geringere Mordquote durch Schußwaffen haben als die BRD. Da muss es doch für Gründe geben. Einfach alle US-Bürger in einen Topf zu werfen und als mordlüsterne Waffennarren darzustellen, kommt wirklich einem schon rassistisch zu nennenden Antiamerikanismus nahe!!!

  • K
    Karl

    Schlechter Kommentar, leider.

     

    Denn "Sturmgewehre die keine mehr sind" wäre zutreffender.

     

    inklusive Erklärung warum der Feinstein-Act nicht gegriffen hat (und deshalb wieder abgeschafft wurde)

     

    Und die Entzauberung des faktisch fälschlich Verwendeten Begriffs "Sturmgewehr"; stand "Links" nicht mal für Sachaufklärung in der Tradition der Aufklärung allgemein; wissenschaftlich begründet etc?

     

    Nirgendwo ist festgelegt das Linke immer Techniktrottel sein müssen!

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • TE
    Thomas Ebert

    Obama führt nicht, er spielt seine Rolle so als würde er führen! Wenn er führen wollen würde, dann würde er den 2. Verfassungszusatz auf den Prüfstand stellen. Aber ehrlich gesagt ist selbst ein US-Präsident dazu nicht in der Lage. Wer das Recht auf Waffen ernsthaft in Frage stellen würde, dessen Lebenserwartung wäre gering.

    Also wird sich nach medialem Gepolter nichts grundlegendes ändern. Nach dem Massaker ist vor dem Massaker!

  • W
    Wattebällchen

    6.550 Schusswaffentote in den USA im Jahr 2011 - woher stammt diese Zahl?

    Meiner Erinnerung nach leisten sich die USA jedes Jahr um 30.000 Schusswaffentote, um 10.000 davon resultieren aus kriminellen Handlungen, der Rest Unfällen und vor allem Suiziden.

  • P
    Pete

    "Endlich zeigt ein Präsident in dieser Frage Führungsqualitäten und weicht nicht von vornherein dem Druck der Waffenlobby." meint Bernd Pickert der Redakteur im Auslandsressort der taz und zuständig für die Amerika-Berichterstattung.

     

    Dafür muss sich Obama dort auch als Kommunist, Nazi abwchselnd und sonst noch was beschimpfen lassen von den Anhängern der mächtigen NRA. War der Autor schon mal in den Staaten ?

     

    Er meint weiter: "Aber selbst wenn alle Vorhaben umgesetzt werden, dürfte die reine Zahl der Gewaltverbrechen mit Schusswaffen zumindest kurzfristig kaum zurückgehen. Das Verbot von Sturmgewehren etwa ist zwar populär, weil nun wirklich niemand begründen kann, warum man zu Jagd, Sport oder Selbstverteidigung eine Waffe benötigen sollte,..."

     

    Der Punkt ist nämlich ein anderer, automatische Waffen sind dort sehr beliebt und anders als in Deutschland braucht in den USA niemand zu begründen, warum er welche Waffe besitzt, da der Zusatzartikel in der Verfassung der Vereinigten Staaten ausdrücklich jedem US-Bürger das Recht zubilligt Waffen zu besitzen, egal welche. Natürlich wäre es friedlicher ohne so viele Waffen, doch jeder Amerikaner sieht es als gutes Recht an und misstraut seinen Mitmenschen und auch seiner jeweiligen Regierung so sehr, das es gut ist seine Waffe immer griffbereit zu haben. Andere Länder andere Sitten, fliegen Sie doch mal hin Herr Pickert so wie ich man kann dort eine Menge lernen über Sitten und Gebräuche der Amerikaner.

  • A
    alberto

    Hitler hat die Waffen genommen, Mao Tse Tung hat die Waffen genommen, Fidel Castro hat die Waffen genommen, Hugo Chavez hat die Waffen genommen...es ist lächerlich in abetracht der Tote von Selbstmord, Pillen und Krankenhäusernd diese lächerlichen Zahlen zu benutzen um die Amerikaner von ihren Waffen zu bringen! Kommunismus pur! Klar...die Menschen müssen Verantwortung übernehmen und nicht alles vom Staat erwarten! Nationalstaaten sind die grössten Massenmörder! Warum wird nicht die NDAA kritisiert, die Drohnenmorde, Gitmo, oder die unerstützung von Alkaida in Syrien?? Die Drohnenmorde an dem schon bis Dato mehr als 150 Kinder starben? Nee aber gleich mit der anti-Amerikaner Keule! Lasst die Amerikaner in Ruhe, greift ihre korrupten NWO Politiker an! Ebenso in Deutschland!