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Kommentar US-Strafzölle auf SolarimporteKrieg um Sonnenschein

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Die US-Strafzölle auf chinesische Solarprodukte sind unsinnig. Denn der Preisvorteil Chinas resultiert nicht aus Subventionen, sondern aus dem niedrigen Lohnniveau.

berproduktion, Billigimporte, Dumpingpreise – weltweit geht es der Solarbranche wegen der deutlich günstigeren Konkurrenz aus China schlecht. Und angesichts des Firmensterbens der bis vor kurzem vielversprechenden Zukunftsbranche hat das Handelsministerium der USA nun auf das Jammern seiner Solarbranche reagiert: Bis zu 250 Prozent Strafzölle will es auf Solarprodukte aus der Volksrepublik erheben.

Bis heute ist es dem US-Handelsministerium nicht gelungen, China Preisdumping nachzuweisen. Zumindest findet sich nicht ein Beleg dafür, dass Chinas Führung ihre heimischen Solarfirmen so sehr päppelt, dass sie ihre Produkte auf dem Weltmarkt unter den Herstellungskosten anbieten können. Dass Peking die Forschung bezuschusst, bestreitet es gar nicht. Das tun andere Länder aber auch.

Stellt sich die Frage, warum chinesische Solarmodule günstiger sind als amerikanische oder europäische. Die Antwort ist die gleiche, wie sie für so ziemlich alle Branchen gilt, die in den vergangenen Jahrzehnten nach China abgewandert sind: wegen der niedrigen Löhne. Was bei der Solarindustrie allerdings neu ist: Es sind keine ausländischen Unternehmen, die diesen Kostenvorteil zu nutzen wissen, sondern chinesische.

Bild: privat
Felix Lee

ist China-Korrespondent der taz.

Dass die Löhne in China derzeit noch sehr viel niedriger liegen, kann man den chinesischen Solarfirmen auch nicht wirklich vorwerfen. Das ist Chinas allgemeinem Lohnniveau geschuldet, das sich in einem sich noch entwickelnden Land aber nicht mal eben so auf westliche Standards anheben lässt, ohne das allgemeine Preisgefüge durcheinanderzubringen.

Die meisten chinesischen Solarfirmen bezahlen für chinesische Verhältnisse bereits überdurchschnittlich hoch. Strafzölle verstärken nur den Druck auf die Arbeitslöhne. Das schadet dann wirklich allen.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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8 Kommentare

 / 
  • H
    herakles

    Ich finde den Zollvorstoss der USA dringend notwendig. Es kann nicht sein, dass

    Länder über ihren Warenverkehr nicht selber

    regulierend bestimmen können.

    Und es darf nicht sein, dass erst Arbeitsplätze

    in Europa und USA in der Produktion

    generiert werden, wenn die Landstriche

    wieder Entwicklungslandstatus oder Ramschniveau

    haben.

    Der Liberalismus macht die westlichen Völker

    unsteuerbar und die Regierungen machtlos.

     

    Die Einseitigkeit, wie neuer Wohlstand

    auf der Welt verteilt wird, ist ungerecht.

    Megacities in China überall und bei

    uns gehen die Licher aus, nur weil die

    kokssüchtigen Dumpfbacken aus Wallstreet, Frankfurt,

    London, Paris unseren gesamten Wohlstand

    nach Fernost auslagern!!!

     

    Es fällt sicherlich vielen Linken schwer,

    den Bürgern der westlichen Welt Wohlstand,

    kulturelle und wissenschaftliche Weiterentwicklung

    ermöglichen zu wollen.

    Aber die Menschen des Westens haben ein Recht

    auf gute Arbeit, Schaffenskraft und ein Leben,

    dass sie sich wünschen.

    Wenn China über die Seltenen Erden wacht und

    darin angeschlossene Industriezweige

    und eine stark nationalistische Industriepolitik

    ausübt, dann steht uns mit Sicherheit

    die Einführung von Strafzöllen zu.

    China hat ja schließlich die Autoproduktion

    und den Autoimport

    ausländischer Fahrzeuge limitiert. China

    mit dem Zwang zur Offenlegung westlicher

    Produktionstechniken für einen Marktzugang in China,

    hat über Jahrzehnte hinweg, viel gravierender den

    Markt für sich verzerrt, durch Urheberrechtsenteignungen und Niedrigstwährung

    und Arbeitnehmerschaften auf sozialistischen Lohnniveau.

    Es wird Zeit, dass auch der Westen gegenüber China

    eine gleiche Politik fährt.

    Strafzölle sind notwendig, damit die kulturelle

    Eigenständigkeit des Westens wiederhergestellt

    werden kann!

    China kommt ja seiner Verpflichtung zu

    mehr Import ausländischer Waren auch nicht nach,

    ihre Währung wird diktiert und nicht frei gehandelt,

    betreibt Rohstoffverteilungsnationalismus

    und massivste Produktpiraterie seit ewig,

    zahlt Dumpinglöhne durch Entrechtung der Land-

    und Wanderarbeiterschaft und systematische

    Unterschreitung notwendiger Umweltstandards.

    Das alles begründet China mit seiner

    SOUVERANITÄT!

    Nun wir wollen auch wieder souverän sein

    und selbst bestimmen in wie weit wir die

    Konkurrenz zur chinesischen Produktion haben wollen!

    Verglichen mit der Billionenenteignung, die China

    dem Westen aufbürdete, ist das ein Lacher!

     

     

     

    Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit

    Steinen werfen!

  • K
    kai

    Lohnkosten spielen bei der gut automatisierten Solarzellenproduktion eine untergeordnete Rolle. Chinesische Firmen wissen aber wie man Massenfertigung betreibt. Evtl. auch mit billigen staatlichen Krediten.

    Allgemein gehaltene Sätze "wie in allen Branchen..." helfen hier nicht weiter.

  • M
    maoam

    Ich würde sagen, die chinesische Führung hat die Kapitalisten mit ihren eigenen Waffen geschlagen.

     

    DAS ist doch der Kreislauf der Marktwirtschaft: billiger produzieren, mehr verkaufen.

     

     

    Amüsant, wie die verfechter der freien Marktwirtschaft reagieren auf Märkte, die nicht dem Einflussbereich der US-Regierung unterstehen.

     

    Egal was die Chinesen machen, es ist falsch. Machen sie mit beim Kapitalismus, sind es Unmenschen. Wären sie unproduktiv, würde man sie als primitive Hinterwäldler titulieren.

     

    DEMOKRATIE ist DAS Zauberwort. Wer sich selbst als demokratisch bezeichnet, ist fein raus.

     

     

    Man könnte ja fast meinen, die Amerikaner würden heimlich Märkte regulieren wollen, staatliche Kontrolle und so....

     

    Ist er auch blöd, wenn da einer herkommt, und auf ein mal alles besser macht. Ich darf an die Weigerung der USA, dem Klimaschutz wenigstens ein bisschen nachzukommen, erinnern.

     

    Durch diese Strafzölle wird es Menschen auch noch zusätzlich erschwert klimaneutrale Energie zu produzieren.

     

    Die USA denken nur bis morgen, bis die Börse öffnet. Der Rest der Welt ist diesen Superkapitalisten egal, der Schutz der Erde noch mehr.

    Zuerst werden Regierungen beseitgt, die die absolute Ausbeutung der Ressourcen in Richtung USA verhindern. Danach wird eine Vasallen-Regierung installiert, die man durch Bestechung eggen das eigene Volk ausspielt. Aber hey, es sind natürlich freihetlich-demokratische Regierungen....daher geht das dann natürlich klar.

     

     

     

    Das die komplette Führung der KP alle 10 Jahre abgewählt wird, haben sie noch nicht mitbekommen, Sonnengott?!?

  • D
    Darkworx

    Wenn man die Einfuhrzölle generell nach sozialer und vor allen Dingen umweltschonender Produktion staffelt, würden die Zölle für chin. Solarmodule sehr hoch und die heimische Industrie wäre trotz der Lohnkosten konkurrenzfähig. (Die Produktionsstoffe der Solarindustrie sind sehr teuer und sehr giftig.) Nur wenn man ehrlich ist wollen das weder die USA noch die EU wirklich, weil in manchen Bereichen (in D-land, z.B. die Braunkohlestromproduktion) dann gerechtfertigterweise auch hohe Importzölle zuerwarten wären. Schade eigentlich , eine sollche Staffelung wurde sicherlich auch Vielen nutzen.

  • DB
    DJ Boemerang

    Wäre es denn nicht viel interessanter zu wissen, bei welchen chinesischen Herstellern die "deutschen" Marken produziert werden oder wurden? Z.B : Wuxi GuoFei (Schüco), Shunda (SolarWorld), Aide Solar (Antaris). Solarworld läßt seine Monos seit etwa 2006/2007 von der GPV aus Schweden bauen. Die Lohnkosten machen in Deutschland gerade mal einen Anteil von 4% bei der Produktion aus. Zudem: Ningbo Solar (Sun Earth) gibt es bereits seit 1978 und waren laut Photon im Jahr 2006 auf Platz 13 der größten Hersteller und hatten bereits 2004 einen Marktanteil von 5% in Deutschland. Hier ein Testsieger (August 2010) mit deutschem Firmennamen aus chinesischer Produktion:

     

     

    http://www.tec-institut.de/testberichte/52-testsieger-antaris-solar-antaris-as-m-185-ai-das-modul-mit-dem-hoechsten-energieertrag2.html

  • DB
    DJ Boemerang

    Wäre es denn nicht viel interessanter zu wissen, bei welchen chinesischen Herstellern die "deutschen" Marken produziert werden oder wurden? Z.B : Wuxi GuoFei (Schüco), Shunda (SolarWorld), Aide Solar (Antaris). Solarworld läßt seine Monos seit etwa 2006/2007 von der GPV aus Schweden bauen. Die Lohnkosten machen in Deutschland gerade mal einen Anteil von 4% bei der Produktion aus. Zudem: Ningbo Solar (Sun Earth) gibt es bereits seit 1978 und waren laut Photon im Jahr 2006 auf Platz 13 der größten Hersteller und hatten bereits 2004 einen Marktanteil von 5% in Deutschland. Hier ein Testsieger (August 2010) mit deutschem Firmennamen aus chinesischer Produktion:

     

     

    http://www.tec-institut.de/testberichte/52-testsieger-antaris-solar-antaris-as-m-185-ai-das-modul-mit-dem-hoechsten-energieertrag2.html

  • X
    XrIss

    Dieser Kommentar ist an Unwissenheit leider kaum zu unterbieten: Sowohl in der deutschen als auch in der chinesischen Solarindustrie liegt der Lohnanteil an den Herstellkosten von Solarmodulen bei unter 10% bezogen auf die Wertschöpfungskette des Gesamtprodukts (je nach Hersteller geht der Anteil eher in Richtung 5%). Über die Kostenstruktur kann man sich sehr einfach in Brachenmagazinen (z.B. Photon) aber auch auf diversen Konferenzen informieren. Ich bin mir jedoch sicher, dass der Kommentator das unterlassen hat.... Deshalb werde ich für diesen Artikel auch nicht zahlen und mindestens 200 weitere als Schmerzensgeld kostenlos in der taz konsumieren.

     

    Polemik beiseite. Die Lohnkosten sind es nicht, die erklären max. 5% der Preisunterschiede. Was ist es dann? Direkte Subventionen sowie Dumpingpreise zwecks Verdrängung spielen ebenfalls eine Rolle. Entscheidend ist jedoch, dass die Vorprodukte - Glas und Silizium- energieintensiv produziert werden. Und genau hier liegt der Schlüssel und der Hebel, mit dem die chinesische gelenkte Staatswirtschaft die hiesigen Unternehmen zerschlägt. Die chinesischen Hersteller bekommen die Energie deutlich billiger als hierzulande ud auch billiger, als weniger geförderte Industrien sowie Privathaushalte. Den Preis, den China dafür zahlt kann man in den Industriestädten (und ich kenne nur die "sauberen") riechen!

     

    Wenn es keine westlichen Solarmodule mehr zu kaufen gibt, werden die Preise auch wieder steigen. Dann kommt Geld in die Kasse, um die nächste Industrie im Westen zu zerschlagen und/oder zu kaufen.

     

    Dieser taz Kommentar ist entweder schlecht recherchiert oder er soll bewusst Sand streuen.

     

    (BTW, ich finde die Strafzölle auch nicht gut, würde meine Ablehnung aber anders begründen)

  • S
    Sonnengott

    Es ist doch in den vergangenen Jahren deutlich geworden, wie China sein Preisdumping gestaltet: durch festgezurrte Wechselkurse, die eigene Produkte konkurrenzlos billig machen; durch staatliche Investitionen in Fabriken, die sich so nicht mehr selbst refinanzieren müssen; durch den Ausschluss (oder unfaire Behandlung) ausländischer Anbieter auf dem chinesischen Markt; durch Missachtung von Umwelt- und Mitarbeiterschutz.

     

    Ziel ist es, andere Anbieter aus dem Markt zu drängen und sich bei deren Pleite noch ein paar Patente aus der Konkursmasse zu kaufen.

     

    Ich erwarte inzwischen keine marktwirtschaftliche Fairness mehr von einem Regime, das sogar seine eigene Bevölkerung drangsaliert, Kritiker mundtot macht oder deren Familien in Sippenhaft nimmt. China verweigert seit Jahren Fortschritte beim Klimaschutz und beruft sich auf seinen Status als Schwellenland. Das wird sich erst ändern, wenn die europäische und amerikanische Solarproduktion in Grund und Boden gedumpt ist und es nur noch Module made in China gibt.

     

    Mich schaudert es beim Gedanken daran, die chinesische KP in wenigen Jahren das Regierungspersonal einer (oder DER) Supermacht stellt.