Kommentar Türkei und die Katar-Krise: Erdoğans unaufrichtige Rhetorik
Analog zum Protest gegen die Niederlande wird in der Türkei nun für Katar protestiert. Die albernen Demos veranschaulichen die Außenpolitik.
A m Mittwoch bewilligte das türkische Parlament die Verlegung türkischer Soldaten nach Doha. Mit dieser Erfüllung von Teilen eines Abkommens von 2015 soll der Emir von Katar beruhigt werden, der angesichts einer möglichen Invasion seines Landes ziemlich verängstigt sein dürfte. Die Verlegung der Truppen ist allerdings in keiner Weise ein Bruch der Türkei mit Saudi-Arabien oder den USA. Präsident Erdoğan kann es sich nicht leisten, die Beziehungen zu den beiden Staaten zu verschlechtern – will aber andererseits das wirtschaftlich lukrative Verhältnis zum Emir von Katar nicht gefährden.
Angesichts der eskalierenden Krise in der Golfregion findet sich die Türkei einmal mehr zwischen den Stühlen wieder, isoliert und verunsichert. Schon fragen Verschwörungstheoretiker in regierungsnahen Medien: „Sind wir die Nächsten? Ist die Türkei gar das eigentliche Ziel?“
Analog zu dem Protest gegen die Niederlande vor dem Verfassungsreferendum im April wird in der Türkei nun für Katar protestiert. Anstatt abgestochener Orangen dient diesmal die Flagge Bahrains als Protestsymbol, hat doch Bahrain ebenfalls Sanktionen gegen Katar erlassen. Diese albernen Demonstrationen eignen sich gut, um die türkische Außenpolitik zu veranschaulichen, die seit Längerem unzusammenhängend und ziellos vor sich hin dümpelt.
Die ganze unaufrichtige Rhetorik von „unseren Brüdern“ hier und da, das Sich-stets-auf-die-Seite-der-Fallengelassenen-Schlagen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Erdoğan längst nicht nur dem Westen kein verlässlicher Partner mehr ist, sondern auch im Nahen Osten.
Katar in der Isolation
Heute mag er noch Truppen schicken und Katar umgarnen. Aber womöglich wacht der Emir morgen mit der Nachricht auf, dass Erdoğan ihn als Terroristen beschimpft.
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