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Kommentar Türkei und die Katar-KriseErdoğans unaufrichtige Rhetorik

Kommentar von Ali Çelikkan

Analog zum Protest gegen die Niederlande wird in der Türkei nun für Katar protestiert. Die albernen Demos veranschaulichen die Außenpolitik.

Türkische Demonstranten am 7. Juni 2017 in Istanbul Foto: reuters

A m Mittwoch bewilligte das türkische Parlament die Verlegung türkischer Soldaten nach Doha. Mit dieser Erfüllung von Teilen eines Abkommens von 2015 soll der Emir von Katar beruhigt werden, der angesichts einer möglichen Invasion seines Landes ziemlich verängstigt sein dürfte. Die Verlegung der Truppen ist allerdings in keiner Weise ein Bruch der Türkei mit Saudi-Arabien oder den USA. Präsident Erdoğan kann es sich nicht leisten, die Beziehungen zu den beiden Staaten zu verschlechtern – will aber andererseits das wirtschaftlich lukrative Verhältnis zum Emir von Katar nicht gefährden.

Angesichts der eskalierenden Krise in der Golfregion findet sich die Türkei einmal mehr zwischen den Stühlen wieder, isoliert und verunsichert. Schon fragen Verschwörungstheoretiker in regierungsnahen Medien: „Sind wir die Nächsten? Ist die Türkei gar das eigentliche Ziel?“

Analog zu dem Protest gegen die Niederlande vor dem Verfassungsreferendum im April wird in der Türkei nun für Katar protestiert. Anstatt abgestochener Orangen dient diesmal die Flagge Bahrains als Protestsymbol, hat doch Bahrain ebenfalls Sanktionen gegen Katar erlassen. Diese albernen Demonstrationen eignen sich gut, um die türkische Außenpolitik zu veranschaulichen, die seit Längerem unzusammenhängend und ziellos vor sich hin dümpelt.

Die ganze unaufrichtige Rhetorik von „unseren Brüdern“ hier und da, das Sich-stets-auf-die-Seite-der-Fallengelassenen-Schlagen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Erdoğan längst nicht nur dem Westen kein verlässlicher Partner mehr ist, sondern auch im Nahen Osten.

Heute mag er noch Truppen schicken und Katar umgarnen. Aber womöglich wacht der Emir morgen mit der Nachricht auf, dass Erdoğan ihn als Terroristen beschimpft.

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3 Kommentare

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  • Jeder weiß das, dass die Kopf-Ab-Diktatur Saudi Arabien, sofort von den Saudis selbst eher gestern als morgen beseitigt worden wäre, wenn nicht die US-Europäische Wertegemeinschaft diese Diktatur auch militärisch unterstützten würde.

  • Vielleicht will sich Erdogan ja auch als dritte Macht im Nahen Osten einbringen. Er verdient durch Schmuggel an den Sanktionen gegen den Iran. Mit einigen IS-Gruppen kooperiert er, andere bekämpft er. Daher stellt er sich nicht auf die Seite von Saudi Arabien aber auch nicht auf die Seite des Iran. Genauso laviert er im Verhältnis zu Russland. Wer unberechnebar ist und sich nicht an Bündnislager hält, hat mehr Macht, kann aber zwischen den Fronten zerrieben werden. Erdogan strebt die Vorherrschaft im Nahen Osten an. Das ist nicht nur größenwahnsinng sonder auch ein gefährliches "Spiel".

  • "Die ganze unaufrichtige Rhetorik von „unseren Brüdern“ hier und da, das Sich-stets-auf-die-Seite-der-Fallengelassenen-Schlagen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Erdoğan längst nicht nur dem Westen kein verlässlicher Partner mehr ist, sondern auch im Nahen Osten."

     

    Irgendwer sägt mächtig an der Souveränität Katars. Man stelle sich vor, Saudi-Arabien fällt zur Bekämpfung des Terrors mit Duldung der USA in Katar ein. Mann muss Erdogan dankbar sein, dass er die Kataris militärisch stabilisiert.

     

    Es droht weiteres Westliche-Werte-Chaos.