Kommentar Tod von Maggie Thatcher: Von Toten nur Gutes?
Was ist der richtige Umgang mit Margaret Thatcher nach ihrem Tod? Muss man sie loben und ihre Schurkereien ignorieren?
ber Tote soll man nur Gutes sagen. Warum eigentlich? Ist der Tod eine solch große Leistung, dass er den gnädigen Mantel des Vergessens über die zu Lebzeiten begangenen Schurkereien breitet? Martin McGuinness glaubt das offenbar. Der nordirische zweite Premierminister verlangte, die Straßenpartys, die in Teilen des Vereinigten Königreichs zur Feier des Dahinscheidens von Ex-Premier Margaret Thatcher stattfinden, sofort einzustellen.
Derselbe McGuinness war früher Stabschef der Irisch-Republikanischen Armee (IRA), die 1984 das Grand Hotel in Brighton, wo der Tory-Parteitag stattfand, in die Luft sprengte. Thatcher entkam dem Anschlag knapp, vorigen Montag starb sie an einem Schlaganfall.
Auch nach ihrem Tod sorgt sie für Kontroversen. Sie bekommt eine Beerdigung wie eine Königin. Zwar ist es offiziell kein Staatsbegräbnis, aber sie wird mit allen militärischen Ehren inklusive einer Parade von 700 Soldaten verabschiedet. Thatcher selbst hat das zehn Millionen Pfund teure Spektakel bereits 2005 geplant. Dabei hätte man ihr Begräbnis tatsächlich konsequenterweise privatisieren und an den billigsten Anbieter vergeben sollen.
Stattdessen sind am Mittwoch mehr als 2.000 Trauergäste eingeladen, darunter Repräsentanten aus 200 Ländern – praktisch aus allen Staaten dieser Welt, außer Argentinien. Dafür wird das Regiment, das die „Belgrano“ im Falkland-Krieg versenkt hat, anwesend sein.
Auch McGuinness will teilnehmen. Er hat das antike Sprichwort „De mortuis nil nisi bene“ offenbar falsch verstanden. Der Satz bedeutet, dass man über Tote auf faire Art sprechen soll. Ein deutscher Historiker bezeichnete Thatcher einmal als „drittklassige, weitgehend illiterate und durchdringend xenophobe Waschfrau“. Das ist fair.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche