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Kommentar Theaterregisseur Bulat AtabajewMutige Öffentlichkeit

Marcus Bensmann
Kommentar von Marcus Bensmann

Der Theaterregisseur Bulat Atabajew hat dank des Protestes in Deutschland schon jetzt gewonnen. Seine Freilassung ist nur die Frage der Zeit.

D er Skandal um den inhaftierte kasachischen Theaterregisseur Bulat Atabajew straft die Leisetreter in Sachen Menschenrechte Lügen. Es ist erfrischend zu sehen, wie die deutsche Öffentlichkeit vom Schlöndorff bis zum Menschenrechtsbeauftragten Löning und die Demonstrierenden vor der kasachischen Botschaft in Berlin für die Freilassung des am 15. Juni inhaftierten diesjährigen Träger der Goethemedaille streiten und die Repräsentanten des rohstoffreichen Landes auf Trapp halten.

Das rohstoffreiche Land unter der Herrschaft des 71jährigen Präsidenten Nursultuan Nasarbajew will vom Westen anerkannt werden, will so gerne sein Ansehen verbessern. Und der Skandal um den inhaftierten Theatermann macht genau diese Sehnsucht kaputt. Der mutige Theatermann im Knast scheucht die Mächtigen vor sich her. Unbeirrt fordert er seine bedingungslose Freilassung ohne ein falsches Schuldeingeständnis zu unterschreiben oder andere zu belasten. Er kann das nur machen, weil der internationale Protest ihn schützt und trägt.

Vor allem freut in diesem Fall, der mutige und laute Einsatz des Goethe-Institut in Deutschland und in Kasachstan für Atabajew.

Marcus Bensmann

ist Autor der taz.

Noch vor einem Jahr klangen die Emissäre des deutschen Kulturinstituts erschreckend anders. Sie fanden es klug, sich in Usbekistan, dem südlichen Nachbarn Kasachstans, bei der Modewoche der örtlichen Despotentochter Gulnara Karimowa als offizielle Partner anzudienen. Die Angst, womöglich in der usbekische Despotie keine Ausstellungsräume mehr zu erhalten führte in Taschkent zum Kniefall vor den Herrschenden, die Menschen systematisch foltern lassen, Millionen Kinder jährlich in die Baumwollernte zwingen und Aufstände mit Panzerwagen niederschießen. Als die usbekische Filmemacherin Umida Achmedowa 2010 von den usbekischen Machthabern verurteilt wurde, sie habe mit ihren Bildern das usbekische Volk beleidigt, auch da schwieg das Goethe Institut.

Das Engagement im Fall Atatabjew aber zeigt nun, dass es anders geht. Auch wenn Usbekistan in Sachen Menschenrecht um ein vielfaches schlimmer ist als Kasachstan - auch dort zieht es die Eliten in den Westen. Die Liebe zum Westen - das ist der Hebel, mit dem westliche Institutionen für die Demokratisierung arbeiten können. Vielleicht lernen ja deutsche Organisationen und Politiker weiter dazu. Auch das wäre sehr erfrischend.

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Marcus Bensmann
Auslandskorrespondent Zentralasien
„Das liegt doch irgendwo in Russland“ oder „Samarkand?  Seidenstrasse?“ sind zwei häufige Antworten, wenn ich in Deutschland von meiner Arbeit in Zentralasien erzähle. Die Region zwischen dem Kaspischen Meer und chinesischer Grenze tut sich auch 20 Jahre nach der Unabhängigkeit schwer, einen Platz in der Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit zu erobern.Mich aber faszinieren Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan seit vielen Jahren, obwohl in den Redaktionen das ungeschriebene Gesetz gilt,dass Veröffentlichungschancen sinken, je mehr Stans in einem Satz vorkommen. Ich berichte aus dem Hinterland des Natokrieges in Afghanistan über Aufstände, Revolutionen,Wasserkriege und wie deutsche Politiker mit dem usbekischen DespotenIslam Karimow kungeln, um sich die Bundeswehrbasis in dessen düsteren Reich an der afghanischen Grenze zu sichern.Ich nehme die Ereignisse selbst in Augenschein und berichte in Zentralasien oft als einer der ersten, manchmal sogar als einziger, vom Ort des Geschehens. Sei es bei den zwei Machtumstürzen (2005 und 2010), und dem ethnischen Konflikt in Kirgistan (2010), dem Massaker in der usbekischen Provinzstadt Andischan (2005), den Ölarbeiterstreiks in der westkasachischen Steppenstadt Schanaozen und dessen blutigem Ende (2011), und den Gefechten in der tadschikischen Pamirprovinz Badachschan (2012). Ich, Jahrgang 1969, arbeite seit 1994 aus Zentralasien für Schweizer und deutsche Medien. Seit 2006 bin ich zudem dort als taz-Korrespondent tätig. Ich halte Vorträge zu Zentralasien und beteilige mich an Podiumsdiskussionen. Deutschland:+491795057442 Kirgistan:+996777565575
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