Kommentar Theaterregisseur Bulat Atabajew: Mutige Öffentlichkeit
Der Theaterregisseur Bulat Atabajew hat dank des Protestes in Deutschland schon jetzt gewonnen. Seine Freilassung ist nur die Frage der Zeit.
D er Skandal um den inhaftierte kasachischen Theaterregisseur Bulat Atabajew straft die Leisetreter in Sachen Menschenrechte Lügen. Es ist erfrischend zu sehen, wie die deutsche Öffentlichkeit vom Schlöndorff bis zum Menschenrechtsbeauftragten Löning und die Demonstrierenden vor der kasachischen Botschaft in Berlin für die Freilassung des am 15. Juni inhaftierten diesjährigen Träger der Goethemedaille streiten und die Repräsentanten des rohstoffreichen Landes auf Trapp halten.
Das rohstoffreiche Land unter der Herrschaft des 71jährigen Präsidenten Nursultuan Nasarbajew will vom Westen anerkannt werden, will so gerne sein Ansehen verbessern. Und der Skandal um den inhaftierten Theatermann macht genau diese Sehnsucht kaputt. Der mutige Theatermann im Knast scheucht die Mächtigen vor sich her. Unbeirrt fordert er seine bedingungslose Freilassung ohne ein falsches Schuldeingeständnis zu unterschreiben oder andere zu belasten. Er kann das nur machen, weil der internationale Protest ihn schützt und trägt.
Vor allem freut in diesem Fall, der mutige und laute Einsatz des Goethe-Institut in Deutschland und in Kasachstan für Atabajew.
ist Autor der taz.
Noch vor einem Jahr klangen die Emissäre des deutschen Kulturinstituts erschreckend anders. Sie fanden es klug, sich in Usbekistan, dem südlichen Nachbarn Kasachstans, bei der Modewoche der örtlichen Despotentochter Gulnara Karimowa als offizielle Partner anzudienen. Die Angst, womöglich in der usbekische Despotie keine Ausstellungsräume mehr zu erhalten führte in Taschkent zum Kniefall vor den Herrschenden, die Menschen systematisch foltern lassen, Millionen Kinder jährlich in die Baumwollernte zwingen und Aufstände mit Panzerwagen niederschießen. Als die usbekische Filmemacherin Umida Achmedowa 2010 von den usbekischen Machthabern verurteilt wurde, sie habe mit ihren Bildern das usbekische Volk beleidigt, auch da schwieg das Goethe Institut.
Das Engagement im Fall Atatabjew aber zeigt nun, dass es anders geht. Auch wenn Usbekistan in Sachen Menschenrecht um ein vielfaches schlimmer ist als Kasachstan - auch dort zieht es die Eliten in den Westen. Die Liebe zum Westen - das ist der Hebel, mit dem westliche Institutionen für die Demokratisierung arbeiten können. Vielleicht lernen ja deutsche Organisationen und Politiker weiter dazu. Auch das wäre sehr erfrischend.
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